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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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sie auf eine Stimme gelauscht hatte, die sie seit fast dreißig Jahren kannte und die ohne ein schlecht gewähltes Wort oder eine falsche Betonung gesprochen hatte. Sie setzte sich neben ihn, legte ihm einen Arm auf den Rücken und massierte sanft seinen Nacken, als sei er ein Leibgardist wie sie. »Du musst dich zusammenreißen«, sagte sie leise. »Sobald Tempe das liest, wird sie herkommen und wollen, dass du es ihrer magischen Gabe bestätigst. Danach wirst du dich wahrscheinlich sehr bald vor dem Tempel oder der Prinzessin wiederfinden.« Sie schloss die Hand um seine Nackenmuskeln und zog ihn sanft zurück. »Balthasar, setz dich gerade hin und hör mir zu.«
    Er ließ sich von ihr hochziehen und wandte ihr den Kopf seitlich zu. Leise fuhr sie fort: »Es ist gefährlich, am lichtgeborenen Hof Schwäche zu zeigen. Was immer du empfindest, welche Wut, Kränkung oder Trauer du auch in dir trägst, du musst es verbergen. Anderenfalls wird man dir keinen Glauben schenken, du wirst zu einer Zielscheibe.« Dies waren, so erinnerte sie sich, genau jene Worte, die ihr Vater ihr vor fast dreißig Jahren gesagt hatte. Worte, die sie in den Jahren seither bei unzähligen Kadetten der Leibgarde benutzt hatte.
    Er drehte den Kopf. »Du hast meinen Namen gesagt. Du glaubst mir.«
    »Ich glaube dir. Aber ob andere es tun … Du musst wissen, sie werden vielleicht befinden, dass du durch diese Verhexung zu gefährlich bist, um dich am Leben zu lassen.« Aber zuerst würden sie so viele Informationen wie möglich aus ihm herausholen.
    Er lehnte sich zurück, und sein Gesicht verriet keine Regung. »Warum meinst du, habe ich meine Aussage unter einem Siegel der Richterschaft diktiert? Selbst wenn ich sterbe, befindet sie sich in ihren Unterlagen.«
    Scharfsinnig. Aber nichts Geringeres hätte sie von Balthasar erwartet. Sie griff nach der Schale mit den heißen Handtüchern, die mit ihrem Mahl gekommen waren, und stellte fest, dass sie immer noch ein wenig warm waren. »Wir sollten dich ordentlich herrichten, bevor sie uns abholen.«
    Telmaine
    »Wir erreichen den Bahnknoten in wenigen Minuten, mein Fürst«, richtete der Lokführer das Wort an Vladimer und ignorierte dessen Gefährten. »Es scheint alles frei zu sein.«
    Vladimer lehnte mit seiner gesunden Schulter an der Wand. Jetzt richtete er sich auf. »Sie sind schneller vorangekommen, als ich erwartet habe. Mein Kompliment an Sie und den Rest Ihrer Mannschaft.«
    Der Lokführer hielt inne. »Jawohl«, erwiderte er im Akzent der Grenzlande, »es wäre mir lieb, wenn keiner von uns dies noch einmal durchmachen müsste.«
    »Ich würde mir das Gleiche wünschen«, bemerkte Vladimer trocken, »wenn ich dächte, dass dieser Wunsch in Erfüllung ginge.« Der Lokführer berührte leicht seinen Hut und wollte die Tür schließen, doch Vladimer sprach ihn abermals an. »Auch wenn alles frei zu sein scheint, möchte ich, dass Sie und Ihre Mannschaft in Alarmbereitschaft sind, wenn wir in den Bahnhof einfahren. Ich muss nur daran denken, was geschehen ist, als ich das letzte Mal aus einem Zug gestiegen bin.« Damals hatten ein Schattengeborener und seine Agenten ihm und Telmaine aufgelauert, ihn verwundet und die Lok und die Waggons in Brand gesetzt.
    »Jawohl, mein Fürst«, willigte der Lokführer ein, »darauf können Sie sich verlassen.«
    »Obwohl ich darauf vertraue«, sagte Vladimer mit grimmiger Befriedigung, »dass Schattengeborene, die hier einen Hinterhalt versuchen sollten, ihren unangenehmen Teil abbekommen.«
    Die Miene des Grenzlandmannes flackerte bei Vladimers Hinweis auf seine Reisegefährten, Vorurteile schien er nicht zu haben. Telmaine fragte sich, ob er aus Strumheller kam. Wenn er aus Ishmaels Baronie stammte, würde es das vielleicht erklären.
    »Erwarten Sie Probleme am Bahnknoten?«, fragte Phoebe, als die Tür geschlossen wurde.
    Vladimer lehnte den Kopf zurück. »Besser, mit Problemen zu rechnen und keine zu haben, als es nicht zu tun und ins offene Messer zu laufen. Ich weiß nicht, wie viele sie sind oder wie sie miteinander kommunizieren, obwohl ich schlussfolgern würde, dass sich zumindest in Minhorne nur recht wenige von ihnen aufhalten, da sie durch ihre Agenten genauso viel Schaden angerichtet haben wie persönlich. Vielleicht ist es uns gelungen, einen Vorsprung zu bewahren – vorausgesetzt, dass niemand von den Nichtmagiern aus Ihrer Gemeinschaft den Schattengeborenen ohne Ihr Wissen gedient hat.« Phoebe schluckte diesen Köder nicht. »Und

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