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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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richtete das Wort an sie. »Prinzessin, wir müssen den Bahnsteig für einen außerplanmäßigen Zug aus Stranhorne räumen. Sie haben Verwundete.«
    »Verwundete?«, stieß sie hervor.
    »Jawohl. In Stranhorne gibt es furchtbare Schwierigkeiten.«
    Schwierigkeiten … » Was «, fragte sie und trug den aristokratischen Akzent dick auf, »geht dort vor sich?«
    »Das weiß ich nicht genau«, antwortete der Bahnhofswärter angespannt. »Wenn Sie sich in die Bahnhofshalle begeben, können Sie dort mit dem Agenten sprechen – er wird Ihnen auch sagen, wie Sie sich wieder in die Warteschlange einreihen können. Entschuldigen Sie mich bitte.« Er zwängte sich an ihr vorbei.
    »Dies ist der zweite Evakuierungszug«, bemerkte der Jüngere der beiden Reporter neben ihr. »Der Erste ist mit den Schwerstverletzten hier durchgekommen, mit Kindern, Ärzten, dem jungen Baronet und der Baronesse.«
    »Ärzte«, stutzte Telmaine. »Wo sind sie? Haben Sie mit jemanden gesprochen? Haben Sie etwas über einen Dr. Balthasar Hearne gehört?«
    »Hearne? War das nicht der Mann, der … « Das plötzlich eifrige Interesse war nicht zu übersehen. »Ist er ein Verwandter von Ihnen, Prinzessin?«
    »Dr. Hearne ist mein Ehemann«, antwortete sie. »Wenn Sie mir also freundlicherweise alles erzählen würden, was Sie wissen, wäre ich Ihnen zu großem Dank verpflichtet.«
    »Mein Kollege wollte sagen, dass ein Mann namens Hearne von Fürst Mycene verhaftet und nach Stranhorne gebracht worden ist. Warum war Ihr Ehemann … ?«
    Der Zug, der nach Rauch und irgendetwas Verbranntem stank, fuhr in den Bahnhof ein. Der jüngere Reporter fragte: »Diese Lok ist eine Stetler 904. Wieso lassen sie eine 904 auf dieser Linie fahren?«
    »Wahrscheinlich war sie das Beste, was zur Verfügung stand.«
    In einem langen, verhallenden Kreischen der Bremsen kam der Zug zum Stehen. Die Türen flogen auf und schwangen zurück, sodass sie von den Seiten des Zuges zurückprallten. Männer sprangen herunter und begannen, Kinder, Frauen und verletzte Männer herauszuheben. Jemand rief: »Ich brauche hier Hilfe!« Telmaine konzentrierte sich und suchte nach einem Profil oder Wangenknochen, an dem sie Balthasar erkennen würde, bevor sie voller Verzweiflung ihre Magiersinne ausstreckte. Das Gefühl von Schmerz, Panik, Trauer, Entsetzen ließ sie beinahe aufschreien. Ihre Knie gaben nach. Phoebes Stimme in ihrem Kopf sagte: ›Öffnen Sie sich nicht! ‹, und der Schock über dieses Eindringen machte sie stocksteif. Sie schreckte sowohl vor der Menge als auch vor der Stimme in ihrem Kopf zurück.
    Phoebe schob sich durch das Gedränge und benutzte die höfliche Rücksichtnahme, die man ihr wegen ihres Geschlechtes entgegenbrachte. Wo das nicht genügte, setzte sie ihre Körpergröße und ihre Ellbogen ein. Sie legte den Mund dicht an Telmaines Ohr. »Einige von uns werden hierbleiben, falls sie unsere Hilfe für die Schwerstverletzten annehmen.«
    »Mistress … Fräulein … «, hob der jüngere Reporter an.
    »Magistra«, knurrte Phoebe. »Und wenn Sie nicht wollen, dass Ihr Bier für den nächsten Monat nach Pferdepisse schmeckt, werden Sie Ihre Worte herunterschlucken.«
    Bevor der Reporter eine Erwiderung fand, traf Vladimer in Begleitung einer aus vier Männern bestehenden Garde ein. »Wir brechen auf.«
    Die Garde verschluckte Telmaine und Phoebe. Letztere heftete sich an Fürst Vladimers Seite und erklärte ihm hastig die Stationierung der Magier, während Telmaine hinter ihnen hertrottete. Sie wusste nicht, was sie am meisten erschüttert hatte: die Wahrnehmung der Flüchtlinge oder der Umstand, dass Phoebe sie auf diese Weise angesprochen hatte.
    Als sie bei den Kutschen eintrafen, wurden sie von einer Auseinandersetzung im Akzent der Grenzlande empfangen, der so breit war, dass sie die Worte nicht verstand. Ein hitziger Mann Ende zwanzig vertrat die Meinung der Magier. Telmaine erinnerte sich von der hektischen Vorstellung in Minhorne daran, dass sein Name Bryse war und er aus Strumheller kam. Vladimer unterbrach ihn energisch: »Ich werde bezahlen, was sie verlangen. Lasst uns endlich losfahren.«
    Die allgemeine Überraschung über sein Vermögen, den Streit zu verstehen, genügte, damit man sie in die Kutschen einsteigen ließ; Vladimer, Telmaine, Phoebe und Farquhar teilten sich eine. Vladimer sagte: »Die Kutscher brauchen etwas, womit sie den Verlust ihrer Passagiere aus Stranhorne kompensieren können. Pferde müssen essen, ganz zu schweigen von den

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