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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Mieder empor. Sie riss Arme und Magie auseinander und versuchte, die Flammen von ihrem Körper fernzuhalten. Durch ihr Bewusstsein jagte ein großer, magischer Stoß – Ishmaels Magie – , der die Flammen löschte und sie wieder zu Boden warf. Dort rollte sie sich, nur noch bekleidet mit Lumpen und verbrannter Spitze, die wie Spinnweben an ihr herabhingen, zusammen und würgte durch den Rauch und die Asche.
    Phoebe Broome schrie: ›Kadar, hören Sie mir zu!‹ Das magische Netz zwischen den Magiern der Gemeinschaft summte und pulsierte. Telmaine hob den Kopf und peilte Farquhar Broomes runzliges Gesicht, das sich vor Anstrengung verkrampfte, als er sich – ein Magier siebten Ranges – gänzlich verausgabte.
    Es würde nicht genügen. Auf zittrigen Armen drückte sich Telmaine hoch und zerrte einen Lumpen des Rockes um ihren Körper, eine spärliche, aber notwendige Geste in Richtung Schicklichkeit. Grundgütige Imogene, es tat weh, nach außen zu greifen. Es schmerzte sie so sehr wie die Geburt ihrer Kinder und wie dieses letzte Dutzend Schritte, als sie Florilinde aus dem Inferno getragen hatte. Doch sie stieß den Sturm der Magie von sich, der um sie herum tobte, und bewegte sich durch eine selbst geschaffene Leere auf das Inferno zu, in dessen Zentrum Ishmael stand. Diesmal würde sie nicht zaudern. Diesmal durfte es keinen Fehler geben. Sie streckte die Hand aus und berührte nicht das abgekühlte Metall eines Türknaufs, sondern eine große, fieberheiße Hand.
    Wäre dies die reale Welt gewesen, hätten Kleider, Haut und ihre eigene Masse diese Umarmung behindert, aber diese Domäne wurde einzig von Magie beherrscht. Wie Dunst, der sich mit dem Ishmaels vermischte, glitt sie durch ihn hindurch. Sie konnte den Schlag seines Herzens unter ihren Rippen, die Bewegung seiner Atemzüge in ihrer Brust und den Schmerz seiner Anstrengung hinter ihrer Stirn spüren. Sie … Er … Sie beide saßen in einem kleinen Raum, und der warme Wind wehte von den offenen Türen zu einem Balkon über Ishmaels verschwitztes Gesicht. Zu seiner Linken saß eine kleine, alte Frau, deren Magie von einer kränklichen und aufzehrenden Kälte war. Hinter ihnen konnte sie eine weitere weibliche Person spüren. Es war seine Wärterin Ariadne, die ihre Hände auf Ishmaels Schultern stützte und ihn mit ihrer Magie in einem Käfig gefangen hielt. Die Magie der Lichtgeborenen wirbelte um sie herum und schlug schnell und gnadenlos zu. Die reglose Luft verwandelte sich plötzlich in Sturmwinde, nackte Fliesen gingen in Flammen auf, Knochen barsten, Narben platzten auf, Fleisch verrottete. Plötzlich wurde sie drängend gebeten, sie solle heilen, denn Ishmaels Lungen hatten zu bluten begonnen.
    ›Kadar!‹, schrie Farquhar Broome auf. ›Sie sind nicht der Feind.‹
    Alle Knochen in Ishmaels rechter Hand zersplitterten. Telmaine schwankte von seiner Qual, umhüllte die Hand mit ihrer Magie und begann, sie wieder zusammenzuschmelzen. Ishmael sagte: ›Das wird mich nicht umbringen. Ignorieren Sie es. Retten Sie sich selbst.‹ Ariadnes Hände krampften sich auf seinen Schultern zusammen, und Telmaine konnte hören, wie sie würgte. Eine Männerstimme – war es Balthasars? Nein, das war unmöglich – rief: »Ariadne!«
    › Ishmael. Was geschieht da?‹
    ›Das übliche Durcheinander, wenn ein Gefecht außer Kontrolle gerät‹, antwortete Ishmael, aber sie konnte spüren, wie er nach Luft rang. ›Die Lichtgeborenen halten uns für den Feind. Wir haben zwar die Macht, aber die Lichtgeborenen das Wissen, und sie sind verflucht einfallsreich.‹ Einer seiner Rückenwirbel brach wie ein vermoderter Holzstamm, er stöhnte laut auf und machte sich auf einen Sturz gefasst, als die Kraft aus seinen Beinen wich. In seiner Erinnerung krachten zwei Revolver zeitgleich los, und er glitt schlaff an einer Wand hinunter in den Schlamm und ergab sich dem Tod. Hektisch ließ Telmaine ihre Magie über die Verletzungen fließen, reparierte Knochen, Nerven …
    ›Man kann nicht gegen die Magie kämpfen‹, erklärte Ishmael. ›Das kann den Körper schädigen . Ganz ruhig, Sie werden sich noch überanstrengen.‹
    ›Was spielt das für eine Rolle, wenn wir verlieren?‹ Das alles. Dich.
    ›Nein … ‹ Der Angriff der Lichtgeborenen ließ abrupt nach. Ishmael hustete, um seine Luftröhre freizubekommen, beugte sich vor, spuckte Blut, hustete abermals und wischte sich dann mit dem Ärmel über den Mund. Er sandte Ultraschallrufe zu beiden Seiten aus, sah sich

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