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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Pause, bevor er den Schlüssel drehte, machten Balthasar schlagartig klar, was der Junge vorhatte. Angesichts der Erkenntnis, dass Sebastien – ebenso wie Lysander – genau wusste, was er tat , blieb ihm sein Protest in der Kehle stecken, und die Panik ließ ihn verstummen.
    Er machte noch einen einzigen Schritt rückwärts, ehe Sebastien den Knauf drehte, die Tür aufriss und das Tageslicht einließ.

6
    Floria
    Die Politik bringt seltsame Bettgefährten hervor, hatte Prinz Isidore des Öfteren bemerkt, obwohl Floria Weiße Hand nie geahnt hatte, dass dies einmal auf sie zutreffen würde. Sie war eine Leibgardistin; die Verbündeten des Prinzen waren die ihren, ebenso wie seine Feinde auch. Dies hatte sie gelernt, als sie ihrem Vater gerade bis zum Gürtel reichte, so wie der von seinem Vater und dieser wiederum von seinem, und wie seit zehn Generationen in ihrer Familie üblich.
    Wie kam es dann, dass sie – wenn auch mit ihrem Rücken gegen eine solide Wand – in einer Gruppe eben jener Leute stand, vor denen sie den Prinzen achtzehn Jahre lang zu beschützen versucht hatte?
    In der Mitte des Raums funkelte Helenja, die Prinzenwitwe, ihre Schwester wütend an. Helenja war eine massige Frau, aber dadurch sollte man sich besser nicht über die Schnelligkeit hinwegtäuschen lassen, mit der sie sich bewegen konnte, wenn sie nur wollte. Sie hatte den Teint einer Südländerin, und ihre matten, kastanienbraunen Haare waren im südländischen Stil kunstvoll hochgesteckt. Ihr alltägliches Kleid, in seiner erdfarbenen Schlichtheit ebenfalls typisch südländisch, hatte sie mit Bändern und einer Schärpe in leuchtendem Rot geschmückt, eine spärliche Anerkennung ihrer Trauer.
    In Sharel konnte Floria die junge Helenja erkennen, obwohl sie sich äußerlich kaum ähnelten. Sharel war hager und dunkel und ihre Nase gerade, Helenja dagegen dickleibig und hellhaariger. Und Helenjas Nase saß schief, seit ein aufsässiges Pferd sie ihr gebrochen hatte. Nichtsdestotrotz erinnerten Sharels Arroganz und ihr schnelles, entschiedenes Urteil an die arrogante junge Prinzengemahlin, die geglaubt hatte, sie könne Isidores Hof erobern.
    »Natürlich ist er eine Geisel!«, sagte Sharel gerade. »Du hast gesagt, Fejelis habe ihn gepackt, kurz bevor sie alle verschwanden. Orlanjis wäre niemals freiwillig mitgegangen.«
    Die Prinzenwitwe blickte an Sharel vorbei und zu Floria hinüber. Sie blinzelte leicht, als schaue sie in einen hellen Horizont oder litte an Kopfschmerzen. »Orlanjis«, erwiderte Helenja verärgert, »hätte seine Unterstützung für Fejelis nicht deutlicher zeigen können. Mistress Weiße Hand, kommen Sie hierher.«
    Floria wollte in dieser Gesellschaft nur ungern ihre Rückendeckung aufgeben, aber Helenja und sie hatten in ihrem gemeinsamen Wunsch, Prinz Fejelis und seinen Bruder zu finden, eine Art Bündnis geschlossen. Außerdem würde sie sich niemals einen Weg ins Freie erkämpfen können, also gehorchte sie.
    »Erzählen Sie meiner Schwester, was Sie gesehen haben«, verlangte Helenja.
    Warum Sharel Florias Bericht über das Verschwinden von Fejelis und Orlanjis Glauben schenken sollte, wusste Floria nicht. Achtzehn Jahre lang war sie die persönliche Leibwächterin und Vorkosterin von Fejelis’ Vater, Prinz Isidore, gewesen, weil sie über einen magischen Schutz verfügte, der ihr Immunität gegen Gifte verlieh – Gifte, wie sie meist die Südländer einsetzten.
    Vielleicht, dachte sie verbittert, bin ich wegen meiner Rolle bei Isidores Tod glaubwürdiger geworden.
    Mit steinerner Miene berichtete sie: »Die Schwester des Prinzen« – sie bei ihrem Geburtsnamen oder bei dem Namen zu nennen, den ihr die Magier gegeben hatten, war gleichermaßen verpönt – »kam zu Prinz Fejelis und Hauptmann Rupertis in die Vorhalle des Palastes, um ihnen mitzuteilen, dass die Hohen Meister Magister Tammorn, der im Dienste des Prinzen stand, in ihrer Gewalt hatten und sie planten, seine Magie auszubrennen …«
    »Warum?«, unterbrach Sharel sie. »Er ist doch ein Magier.«
    »Magister Tammorn ist ein Wildschlag«, erwiderte Floria. Unnötig, Sharel zu erklären, was der Magiertempel sonst noch gegen Tam einzuwenden hatte – abgesehen davon, dass er nicht aus einer der sorgfältig kultivierten Blutlinien des Tempels abstammte. »Prinz Fejelis ist zu den Hohen Meistern gegangen und hat versucht, sie zu überreden, Magister Tammorn freizulassen und sich ihm im Kampf gegen die Schattengeborenen

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