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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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schrumpfen ließ? Sie trug die rotblaue Trauerjacke eines Prinzen, ihr helles Haar hastig zu einer Frisur mit eingefädelten dunkelblauen Perlen hochgesteckt, die einer Prinzenkappe ähnelte. Niemand hatte es gewagt, die wahre Prinzenkappe nachzubilden, die mit Fejelis verloren gegangen war. Ihrer Größe, ihrem sandfarbenem Haar und ihren hellgrauen Augen nach war sie Isidores Tochter, aber Floria hatte niemals diesen gehetzten Ausdruck in Isidores oder auch nur in Fejelis’ Augen gesehen.
    Links und rechts von Perrin saßen die Frau und der Mann, deren Allianz sie an die Macht gebracht hatte. Die kräftige Frau zu ihrer Rechten wirkte unauffällig in ihrer dunkelroten Jacke und Hose. Die Jacke war höher geschlossen, und das Dunkelrot lichtundurchlässiger, als es für einen gewöhnlichen Lichtgeborenen angenehm zu tragen gewesen wäre, also war die Lichtundurchlässigkeit magischer Natur. Ihre glitzernden Ketten, die ihren Rang bezeichneten, wiesen sie als eine der überlebenden Hohen Meister – die Anführer des Magiertempels – und Sprecherin des Erzmagiers aus. Magistra Valetta war alles andere als unauffällig.
    Links von Perrin saß Prasav, der als Politiker dunkelrote Trauerkleidung trug. Auf seinem Kopf saß eine grüne Kappe, die ihn als Regent über mehrere Provinzen im Nordwesten auswies. Neben ihm saß geschmeidig und raubtierhaft seine Tochter Ember, gekleidet als Sekretärin ihres Vaters. Sie beobachtete Perrin wie eine wohlgenährte Katze einen Vogel im Käfig im Auge behält, so als erwäge sie müßig Möglichkeiten für einen späteren Zeitpunkt.
    Helenja saß Floria am nächsten und legte mit einem leisen Klacken der goldenen Filigranringe eine Hand auf den Tisch. »Also, Magistra«, richtete sie das Wort an Valetta, »können Sie mir sagen, wo meine Söhne sind?«
    »Einmal abgesehen von der Frage, ob wir uns seiner ganz entledigen«, fügte Prasav glatt hinzu, »ist Fejelis von zerstörerischem Einfluss.«
    »Niemand«, erklärte Perrin, »wird sich Fejelis’ entledigen. Ich habe Ihnen beiden gesagt«, fügte sie mit einem Blick auf ihre beiden Strippenzieher deutlich hinzu, »dass ich die Prinzenkappe nicht annehmen werde, wenn sie mit Fejelis’ Blut befleckt ist.«
    Floria musste zwar ihren Mut anerkennen, zweifelte aber an ihrem Verstand. Eine Prinzessin, die die Kappe zurückwies, war nicht sicherer als ein Prinz, der sie verloren hatte.
    »Wir haben kein Interesse daran, einen Vertrag abzuschließen, um die Prinzen aufzuspüren, aber wir werden Tammorn finden und nehmen an, dass die Prinzen bei ihm sein werden.«
    Wie sie das Wort »Prinzen« aussprach, konnte es nicht anders als verschlagen gemeint sein. Solange Fejelis lebte, hatte allein er ein Anrecht auf diesen Titel, aber es lag im Interesse der Magier, dass sich ihre Prächtigkeiten einander an die Kehle gingen, nicht zuletzt wegen der lukrativen Verträge, um sie voreinander zu schützen.
    »Wenn Sie meine Brüder finden«, sagte Perrin energisch, »sollten sie in den Gewahrsam der Leibgarde überstellt werden, da sie erd- und nicht magiegeboren sind.«
    Wo sie nur so lange leben werden, bis der erste bestochene Leibgardist an sie herankommt, dachte Floria. Zufällig, denn an ihrem Gedanken konnte es gewiss nicht liegen, kreuzte Perrins Blick den ihren. Die Züge der Prinzessin verkrampften sich, als habe sie etwas Unangenehmes gekostet. War es die schwächer werdende – so hoffte sie jedenfalls – Verhexung, die Floria noch umgab? Perrin war wie Tam ein Wildschlag, und nur Wildschläge, so hatte Fejelis behauptet, konnten schattengeborene Magie spüren.
    »Nun«, hörte sie Prasav sagen, »sollen wir dann über die Nachtgeborenen sprechen? Wir haben noch zwei Stunden, bevor wir uns mit Sejanus Plantageter treffen.«
    Er und die anderen blickten auf das nach Westen ausgerichtete Fenster, durch das die gelblich trüben Strahlen der tief stehenden Sonne schienen. Da der nachtgeborene Erzherzog und sein Gefolge nicht tagsüber reisen konnten, würden sie nach Einbruch der Dunkelheit am Treffpunkt eintreffen und die zweite Stunde der Nacht den Lichtgeborenen überlassen.
    »Das setzt voraus«, erklärte Helenja, »dass er lang genug lebt, um den Ratssaal zu erreichen.«
    Das Treffen sollte in den Räumen des Interkalaren Rates stattfinden, dem einzigen Ort, der sich für solche Begegnungen eignete, obwohl er kaum die Umgebung darstellte, die ihre Prächtigkeiten – oder die nachtgeborene Aristokratie – gewohnt waren. Der Rat

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