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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Mordversuchen, Drohungen, Verführungen und Bestechungen getrotzt. Nichts anderes als Magie hätte sie dazu bringen können, bei der Ermordung des Prinzen eine Rolle zu spielen – ja, sie glaubte an die Schattengeborenen.
    Das Gesetz mochte sie von allen Taten unter einer Verhexung freisprechen, doch sie hatte ihren Prinzen ermordet und ihre Ehre verwirkt. Sie würde alles tun und jedes Bündnis eingehen, um dafür Wiedergutmachung zu leisten und zu verlangen.
    »Ja«, antwortete sie, »ich glaube, dass es sie gibt.«
    »Und was sagen die anderen?«, fragte Sharel und wandte sich dem Magier zu.
    »Die Jungen befinden sich nicht in der Stadt, dessen sind sich meine Magier sicher. Um über ihre Grenzen hinaus zu suchen, brauchen sie eine Richtung, eine Entfernungsangabe oder Zeit, um sie zu finden.«
    »Wenn sie nach Sonnenuntergang im Freien festsitzen … «
    Helenja blickte zum Fenster und maß das schräg einfallende Licht und die Tiefe der Schatten ab. »Das wird nicht passieren«, erklärte sie.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Sharel.
    »Fejelis ist ein kluger Kopf. Wenn er das Heben überlebt hat, wird er dafür sorgen, dass sie auch die Landung überstehen.«
    Sie konnte es nicht wissen. Tams Leistung, sich selbst, Fejelis und Orlanjis zu heben , hätte schon die Kräfte eines Magiers von seinem offiziellen Rang übersteigen müssen, noch bevor er das Verhör durch die Hohen Meister erduldet hatte. In einer solch extremen Situation hatte Tam wahrscheinlich seine Kräfte falsch eingeschätzt.
    »Was«, sagte Sharel, »ist nur in Orlanjis gefahren?«
    »Der Junge ist erst vierzehn und ein Bündel unausgegorener Emotionen«, erwiderte Helenja. »Dieser Magier wird sie nicht irgendwohin gebracht haben, sondern an einen Ort, den er kennt. Floria«, fügte Helenja hinzu, ohne sich umzudrehen, »ich glaube, Sie kennen diesen Magier. Wohin würde er gehen?«
    Floria beschwor die Gelassenheit herauf, die sie sich als Höfling an einem von Magiern überschwemmten Hof angeeignet hatte. »Magister Tammorn wurde in den Vorhügeln der Gyrhöhen geboren – in den Wolkenherden«, erklärte sie und nannte die Hügel bei ihrem südlichen Namen. Tam würde niemals dorthin zurückkehren, nicht einmal, wenn er in Lebensgefahr war, aber das brauchte Sharel nicht zu wissen. Die Südländer verklärten ihre Herkunft auf romantische Weise. »Ich weiß, dass er eine Vorliebe für die Westküste hegt.« Das war keine direkte Lüge; er hatte die Westküste zwar nur einmal besucht, aber oft davon gesprochen.
    Tam war jedoch nie wieder dorthin zurückgekehrt, nachdem er bei den Kunsthandwerkern seine spätere Geliebte, Beatrice, kennengelernt hatte. Sie hatten einen dreijährigen Sohn und eine sechs Monate alte Tochter. Falls Helenja noch nichts von Tams Familie wusste, dürfte es bei Sharels Fragerei nicht besonders lange dauern, bevor sie auf sie stieß.
    Sie würde sich um Helenja kümmern, um Fejelis’ rechtmäßige Position als Isidores Erbe zu schützen. Dieses Versprechen hatte Isidore ihr in der Nacht, in der Fejelis volljährig geworden und er gestorben war, abgenommen. Aber sie verdankte Tam auch ihr Leben, da seine Magie diese Bolzen von ihrem Herzen und von dem des Prinzen abgelenkt hatte. Es galt, eine Blutschuld zu begleichen.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Helenja, als Floria nicht weitersprach. »Beginnen Sie mit der Suche. Ich werde bei einer Audienz mit der ›Prinzessin‹ erwartet. Floria, Sie begleiten mich.«
    Wenn Helenja und Floria schon seltsame Bettgefährten abgaben, ging es Floria einige Minuten später durch den Sinn, was hätte Isidore dann von dieser seltsamen Orgie gehalten?
    Sie stand bequem an die Wand gelehnt und sah sich im Raum um. Sie begegnete den Blicken der anderen Wachen und Zeugen und hielt ihnen stand. Auf der anderen Seite des Raums beäugten sie ihre ehemaligen Freunde und Kollegen aus der Prinzengarde je nach Naturell argwöhnisch, fragend oder spekulativ.
    In der Mitte des Raums stand unter einem rosafarbenen Oberlicht ein runder Tisch, dessen Rand und Beine mit kunstvollen geometrischen Schnitzereien verziert, versilbert und mit Intarsien aus Perlmutt und Elfenbein ausgelegt waren. Ihr gegenüber am Tisch saß Perrin, die seit zwei Stunden Prinzessin der Lichtgeborenen war und in jeder Minute davon um einen Monat gealtert zu sein schien.
    Wessen Idee mochte es wohl gewesen sein, sie auf den Stuhl mit dieser hohen Rückenlehne zu setzen, die sie auf die Proportionen eines Kindes

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