Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
anzuschließen.«
    Jahrhunderten förmlicher Etikette zum Trotz, die den Erzmagier gegen Kontakte mit Erdgeborenen abschirmten, hatte sich der junge Prinz direkt an den Erzmagier gewandt und sich um eine Allianz bemüht. Sein Appell war kühn und rührend gewesen. Vielleicht hätte er sogar funktioniert, wäre Fejelis nicht ein taktischer Fehler unterlaufen. »Er hat offenbart, dass er glaube, die Magier aus den Blutlinien könnten keine schattengeborene Magie spüren.«
    »War er verrückt?«, fragte Sharel.
    »Sieh aus dem Fenster«, forderte Helenja sie auf, »und sag du es mir.«
    Durch das Fenster war der Magierturm zu sehen. Diese ehrgeizige Demonstration der Ambitionen, des Wohlstandes und der Macht der Magier hatte fast zweihundert Jahre lang den Palast und die Straßen unter sich überschattet. Seine Kuppel war verschwunden, die oberen Stockwerke eingestürzt, und die Gesteinsbrocken lagen über die Straßen und Gebäude darunter verstreut; die Mitte des Turms und den Sockel durchbrachen gezackte Löcher. Noch immer hatte sich der glitzernde Staub seiner Ruine im spätnachmittäglichen Sonnenlicht nicht ganz gelegt. Jeder wusste, dass die Zerstörung physisch bewirkt worden war – durch Sprenggranaten, abgefeuert von nachtgeborenen Geschützstellungen auf der anderen Seite des Flusses. Dennoch verbreitete sich bereits überall das Gerücht, dass sie mit Magie verstärkt worden waren, um sie besonders tödlich zu machen. Und ein Feind, den die Magier hätten spüren können, wäre gewiss nicht in der Lage gewesen, solch einen Schlag gegen sie zu führen.
    »Verrückt war er nicht, nein«, sagte Helenja bedächtig, »aber unklug, es laut auszusprechen.« Sie nickte in Florias Richtung. »Fahren Sie fort.«
    Floria glaubte, dass der schweigende Erzmagier vielleicht sogar Fejelis’ Bitte erwogen hatte, aber niemand hatte sie um ihre Einschätzung der Ereignisse gebeten. »Prasav«, das war Fejelis’ ältester Cousin väterlicherseits, »trat vor und beschuldigte Magister Tammorn, von Fejelis angestachelt worden und für den Tod des Prinzen Isidore verantwortlich gewesen zu sein. Er deutete an, dass der Prinz und Magister Tammorn ein Liebespaar seien.«
    Angesichts dieser nordländischen Scheinheiligkeit schnaubte Sharel.
    »Fejelis bat die Hohen Meister, seine und Tammorns Unschuld am Tod des Prinzen zu bestätigen, aber das taten sie nicht. Unter Prasavs Kommando richtete die Wache ihre Waffen auf Fejelis.« Einige von ihnen hatten zu Fejelis’ Leibwache gehört und waren offensichtlich bestochen gewesen, darunter auch Rupertis. Ihm schuldete sie bei der erstbesten Gelegenheit eine Abrechnung. »Die Magier schritten nicht ein, obwohl formell kein Vertrag aufgelöst worden war.«
    Bei diesen Worten weiteten sich Sharels Augen. Das Vertragssystem, durch das sich die Erdgeborenen die Dienste von Magiern sicherten, galt als heilig. »Orlanjis versuchte, Fejelis aus der Schusslinie zu stoßen. Magister Tammorn wehrte die Armbrustbolzen ab, und dann sind er, der Prinz und Orlanjis verschwunden.«
    »Der Tempel hat einen Putsch inszeniert«, erklärte Helenja schroff. »Sie haben Perrin als Prinzessin eingesetzt – eine Magierprinzessin, obwohl das gegen den siebenhundertjährigen Vertrag verstößt. Fejelis und Orlanjis wurden von Magister Tammorn fortgebracht. Seine Motive bleiben unklar, und seine Ziele noch viel mehr. Keiner meiner Magier«, sie warf einen kalten Blick in Florias Richtung, »scheint in der Lage zu sein, sie aufzuspüren.«
    »Und was tun Sie hier?«, fragte Sharel Floria scharf. »Sie haben doch zu Isidores Leuten gehört.«
    »Und ironischerweise war sie«, warf Helenja mit einem Lächeln ein, das Floria zu verstehen gab, dass all ihre alte Feindseligkeit lediglich vorübergehend ausgesetzt war, »auch das Werkzeug, um Isidore zu vernichten.« Sie hielt inne, damit Floria diese Bemerkung zur Gänze würdigen konnte.
    »Also stimmt das Gerücht über den Talisman?« Tam glaubte, Floria sei verhext worden und habe einen magisch manipulierten Talisman in die Räume des Prinzen gebracht, um die Magie der Lichter aufzuheben, von denen sein Überleben bei Nacht abhing.
    Floria antwortete nicht. Sharels Blick flackerte zu ihrer rechten Hand herab, mit der sie den Knauf ihres Rapiers streichelte. »Glauben Sie , es gibt die Schattengeborenen?«
    Achtzehn Jahre lang hatte sie Isidore bewacht, so wie ihr Vater und ihr Onkel Isidores Vater, ihre Großmutter Isidores Großvater. Dabei hatten sie allen

Weitere Kostenlose Bücher