Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
besaß einen vergleichsweise niedrigen Status, und seine Repräsentanten gehörten nicht der Aristokratie an. Florias Nachbar und enger Freund Balthasar Hearne hatte mit Unterbrechungen Amtszeiten im Rat geleistet, seit er alt genug dafür gewesen war. Er hatte ihr die Räumlichkeiten beschrieben. Es gab mehrere verschieden große Räume, um Gruppen von unterschiedlicher Größe Platz zu bieten. Jeden dieser Räume unterteilte eine lichtundurchlässige Papierwand, die von einem schweren Geflecht unterstützt und verstärkt wurde. Nachtgeborene und Lichtgeborene konnten einander durch die Wand gut hören – wie Floria selbst bezeugen konnte, da sie mit Balthasar an den meisten Tagen ihres Lebens durch solch eine Wand gesprochen hatte.
    Mit offenem Abscheu starrte Helenja Prasav über den Tisch hinweg an. »Wenn du damit etwas Bestimmtes andeuten möchtest, Helenja, darf ich vorschlagen, dass du noch einmal nachdenkst, und zwar sofort. Wir wollen Reparationen von den Nachtgeborenen und keinen Krieg mit ihnen.«
    Helenja schnaubte. »Geldgierig wie immer, Prasav. Glaubst du wirklich, dass man das, was sie gestern Nacht getan haben – gestern Nacht wohlgemerkt – , mit Geld allein aufwiegen kann? Wenn du irgendwelche Zweifel hast, sieh dort hinaus.« Sie stach mit zwei Fingern in Richtung Fenster.
    Als Einzige wandte Magistra Valetta den Kopf nicht um. Im Palast munkelte man von Hohen Meistern, zerquetscht oder erstickt in ihren Betten, als ihre Lichter begraben wurden.
    Helenja beugte sich leicht vor. »Magistra, wie sollen wir entscheiden, was wir von den Nachtgeborenen als Reparation verlangen sollen, wenn wir nicht wissen, wer alles sein Leben verloren hat?«
    »Der Wert auch nur eines einzigen Lebens ist unschätzbar«, antwortete die Magierin ausdruckslos.
    »Und doch beginnen wir Verhandlungen mit dem Erzherzog der Nachtgeborenen und den Männern, die höchstpersönlich für diese Gräueltat verantwortlich sind«, meldete Prasav sich zu Wort. »Wir werden Gerechtigkeit für die Ermordeten verlangen, aber auch Reparationen. Und es wird nicht billig werden.«
    »Die Stadt«, sagte Helenja.
    Die anderen sahen sie an. Prasav runzelte die Stirn, Ember kniff nachdenklich die Augen zusammen, und Perrins bleiche Lippen standen leicht offen.
    Valetta blinzelte.
    »Sagt ihnen, dass wir Minhorne wollen«, wiederholte Helenja.
    »Ich bezweifle sehr, dass sie einfach zustimmen werden«, erwiderte Prasav, »ganz gleich, was wir gegen sie in der Hand haben.«
    Helenja schloss die Faust. »Die Nachtgeborenen leben hier, weil wir das dulden. Sie sind abhängig von unserem guten Willen. Unser Licht ist für sie todbringender als ihre Dunkelheit für uns: Jedes Licht tötet sie, aber nur vollkommene Dunkelheit tötet uns. Minhorne ist die einzige große Stadt, in der wir so leben müssen. Es ist unnatürlich.«
    »Ich weigere mich, meinen Namen unter … «, unterbrach Perrin.
    »Bei Minhorne handelte es sich um die größte und wohlhabendste Stadt in den Getrennten Ländern.« Embers Stimme schwebte geschmeidig über den Einwand der Prinzessin hinweg. »Man kann behaupten, beide Rassen leben zusammen, weil licht- und nachtgeborene Wirtschaftsinteressen sich zu ihrem beiderseitigen Vorteil miteinander verwoben haben, zumindest unter den Erdgeborenen. Der Verlust der Industrie und der Erfindungen der Nachtgeborenen würde uns zu diesem Zeitpunkt mehr kosten, als wir uns leisten können.«
    Sie war ganz Prasavs Tochter. Während der Verarmung des gesamten lichtgeborenen Reiches durch Jahrhunderte der Verträge mit Magiern, hatte Prasavs bedächtige – einige sagten: »gnadenlose« – Sparsamkeit es ihm erlaubt, sich seinen Wohlstand zu erhalten.
    »Dann sollen sie unter der Erde leben«, knurrte Helenja, »so, wie sie es früher getan haben. Es gibt ein ganzes Netzwerk unterirdischer Straßen.«
    Jahrhunderte alt verbanden sie die älteren Teile der Stadt miteinander. Balthasar hatte Floria ihren Zustand beschrieben – die meisten waren feucht, einige eingestürzt und andere mehr Abwasserkanäle als Durchgangsstraßen.
    »Was denken Sie, Magistra Valetta?«, fragte Ember. »Was verlangen die Magier von den Nachtgeborenen?«
    Floria lehnte sich ins Sonnenlicht zurück, um das ernste und sorgenvolle Gesicht der Magierin zu betrachten. Magistra Valetta hatte nur den Tod von Lukfer bestätigt, einem einsiedlerischen Magier mit starker, aber unkontrollierter Magie, den die Magier ebenso wie seinen Schüler Tammorn beschuldigten,

Weitere Kostenlose Bücher