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Schattengeschichten

Schattengeschichten

Titel: Schattengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Rouven
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zuvor. Er labte sich an dem Blut seiner Opfer und erhielt noch mehr Macht. Wenn er so weiter machte, blieb Xavier nichts anderes übrig, als es ihm gleich zu tun und Menschen wahllos töten. Nur so konnte er dieselben Kräfte entwickeln. Ein beängstigender Gedanke.
    Die Elektrizität in der Luft warnte Xavier. Gustavo war ihm zur Zeit weit überlegen. Darum hatte er die Unschuldigen getötet. Verdammt, auch das hätte er voraus ahnen können. Bisher hatte er nur seinen linken Arm verloren. Ein kleines Übel, in Anbetracht der jetzt drohenden Gefahr.
    Und nun bemühte sich Xavier, seine Denkschwäche nicht nur auf das Fernsehen zu schieben, hier musste er sich schmerzhaft eingestehen, dass er alt geworden war. Und nichts bekümmerte ihn mehr. Besonders in einer solch aussichtslosen Situation.
    Xavier verfluchte sich zwei weitere Male, bis Gustavo begann zu sprechen: „Du siehst, es nützt mir, Dicker. Außerdem, was kümmert es dich? Du solltest nur beten, dass ich dich sofort töte, denn meine Macht wird größer mit jedem Opfer. Und ich könnte dich jahrelang foltern, wenn ich wollte.“
    Gustavo trennte den Kopf von einer Männerleiche, öffnete seinen Mund, in dem das Mahl dann ohne Schwierigkeiten verschwand. Sein Körper wuchs erneut um einige Zentimeter. Xavier blieb nichts anderes übrig. Mit einem Sirren landete er auf dem Bahnsteig und griff sich den nächststehenden Menschen. Eine Frau, die noch wimmerte, als der Hexer ihr seine Zähne in das Auge und durch die Haut in die Knochen darunter bohrte.
    Andere Passanten wollten ihr zu Hilfe eilen, was Xavier nur recht war. Fast im Blutrausch tötete er gleich ein halbes Dutzend Menschen, bis die anderen vor ihm flohen. Xavier, das Monster. Nun musste er sich nach dem Duell einen anderen Lebensstandort suchen. Falls er überlebte.
    Der Hexer fraß sich durch ihre Eingeweide, zersetzte ihre Körper bis zur Unkenntlichkeit. Gustavo lachte hinter ihm.
    „Habe ich es wieder geschafft, Xavier?“ sagte der nidloische Magier, „Wie damals. Nur diesmal wirst du verlieren, mein alter Freund. Dieses Mal bin ich auf alle deine Tricks schon vorbereitet. Aber was war da schon? Ein paar Doppelgänger. Mehr hast du nicht zu bieten. Bringst stattdessen deine Freundin in Sicherheit, obwohl sie längst tot ist. Anscheinend hast du zuviel Zeit unter den Menschen verbracht. Hast dich ja regelrecht angepasst, was?
    Na, dann mach ich kurzen Prozess, mein Lieber.“
    Xavier drehte sich, der Körper blutverschmiert, die Augen im Wahnsinn verzerrt. Und er lachte. Angesicht zu Angesicht standen sie sich gegenüber. Ein letztes Mal, wie sie glaubten. Und begannen ihren Faustkampf. Die brutalste aller Duellier-Arten.
    Zunächst durchbrachen ihre Körper die Dächer des Bahnsteigs. Die beiden Hexer waren nun fast vier Meter groß. Sie brüllten in den Nachthimmel, als sie sich aufeinander stürzten; Xavier im geringen Nachteil, weil er nur eine Hand gebrauchen konnte; sein Stumpf traf trotzdem, der Knochen war hart.
    Gustavo jaulte auf, als sein Nasenbein zertrümmert wurde, während er Xavier die Luft aus den Lungen presste. Sie droschen auf sich ein, bis ein Geheule an ihre Ohren drang. Jemand hatte die Polizei gerufen. Drei Einsatzwagen fuhren heran. Die Insassen trauten ihren Augen nicht, stiegen trotzdem aus und hoben ihre Waffen.
    Wenige Blitze brauchte es aus Xaviers und Gustavos Händen, bis alle als verkohlte Leichen zu Boden fielen. Der Faustkampf dauerte an. Die halbe Nacht. Weitere Einsatzwagen, sogar das Militär waren angerückt und die beiden Hexer zerstörten und töteten, und zerfleischten sich gegenseitig, bis sie in den frühen Morgenstunden erschöpft zu Boden fielen.
    „Unentschieden“, keuchte Gustavo, „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, du Arschloch, aber wir sind nun mal ebenbürtig. Was meinst du?“
    Rachegedanken betäubten Xaviers Gehirn. Er griff nach der Pistole eines toten Soldaten, hielt die Mündung an Gustavos Kopf und drückte ab.
    Gehirnmasse spritzte auf den Asphalt, Gustavos Körper zuckte epileptisch im Todeskampf.
    „Gewonnen“, sagte Xavier.

Monster des Lebens

    Ich dachte, er sei tot. Ein Selbstmord sollte sein Leben beenden. Doch ein halbes Jahr, nachdem ich Kontakt zu ihm abgebrochen hatte, schickte er mir eine Postkarte.
    Hallo Holger, als ich neulich ,Wonder Boys’ im Fernsehen sah, musste ich an dich denken. Ich vermisse unsere Gespräche und wie wir über Gott und die Welt philosophierten. Melde dich doch mal,

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