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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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habe noch niemals erlebt, daß einer wie ein Schwamm Wissen in sich aufsaugt wie er. Ich muß mich anstrengen, nicht hinter ihn zurückzufallen!«
    »Er erinnert mich sehr an dich, als du im gleichen Alter warst.«
    »Ich hätte einen Schlechteren finden können. Nehmen wir einmal an, diese Woche verläuft gut. Dann würde ich gern für ihn etwas Besonderes arrangieren, wenn er zurückkommt.«
    »Du willst ihn entschädigen, nicht wahr?« fragte Micum mit einem verschwörerischen Blick. »Und woran hattest du gedacht?«
     
    »Ich glaube, du wirst dich hier recht wohl fühlen«, sagte Seregil gähnend, als er und Alec es sich für die Nacht auf dem großen Bett im Gästezimmer bequem machten.
    Alec folgte dem flackernden Feuerschein auf den weiß getünchten Wänden des kleinen Zimmers mit den Augen. Die Arme hatte er unter dem Kopf verschränkt. »Glaubst du wirklich, daß es Micum besser gelingt, mich zu unterrichten?«
    »Hätte ich dich den weiten Weg hier herausgebracht, wenn ich nicht daran glaubte?«
    »Und was wird, wenn du nicht recht hattest?«
    »Ich habe recht.«
    Alec gab Ruhe, aber Seregil spürte, daß ihn noch etwas bedrückte.
    »Komm schon, sag was los ist.«
    Alec seufzte. »Ich habe immer noch das Gefühl, du willst mich aus dem Weg haben.«
    »Stimmt. Aber nur eine Woche lang, wie ich schon sagte.« Er richtete sich auf einen Ellbogen gestützt auf und blickte auf Alec herab. »Hör mir jetzt gut zu. Ich mag vielleicht meinen Lebensunterhalt mit Lügen und Betrügen verdienen, aber zu Freunden bin ich immer ehrlich. Es gibt Zeiten, da ich mich entschließe, dir einiges nicht zu sagen, aber belügen werde ich dich nicht. Das ist ein Versprechen, und hier ist meine Hand darauf.«
    Alec schüttelte ihm verlegen die Hand und ließ sich dann wieder auf die Kissen zurücksinken. »Was wirst du unternehmen, wenn du zurück bist?«
    »Zuerst besuche ich Nysander, um zu erfahren, was es Neues gibt oder ob seine Nachrichtenquellen mittlerweile mehr herausgefunden haben. Dann zu Ghemella, eine Edelsteinschleiferin in der Hundestraße, von der man weiß, daß sie hübsche kleine Geschäfte mit gefälschten Siegeln macht.«
    »Wie willst du sie zum Sprechen bringen?«
    »Mir fällt gewiß etwas ein.«

 
23
Eine kleine Nachtarbeit
     
     
    Seregil erwachte am nächsten Morgen lange vor Sonnenaufgang. Alec hatte sich während der Nacht zur gegenüberliegenden Bettkante gewälzt und lag nun wie gewöhnlich zusammengerollt da. Ein Arm hing aus dem Bett, und die Finger waren fast zur Faust gekrümmt. Seregil widerstand der Laune des Augenblicks, die wirre Masse blonden Haares auf dem Kopfkissen zu berühren, zog sich auf dem Flur an und jagte im Galopp zur Stadt.
    Er kam noch vor Mittag in Nysanders Turmzimmer an.
    Dort fand er den Zauberer, der gemeinsam mit Thero an einer Schriftrolle arbeitete.
    »Hat sich etwas Neues ergeben?« fragte Seregil.
    »Bisher nicht«, erwiderte Nysander. »Wie erwartet, waren sie schlau genug, um nicht mehr als eine Fälschung auf einmal abzusenden. Ich denke, daß uns vielleicht doch noch ein wenig Zeit zur Verfügung steht, ehe sie den nächsten Versuch unternehmen.«
    »Dann ist das also alles, was ich in der Hand habe.« Seregil zog das gefälschte Pergament aus seinem Rock und befühlte die Wachssiegel an den Bändern. »Die müssen von Ghemella stammen. Ich kenne sonst niemanden, der solche Qualität liefern könnte. Sieh es dir an.«
    Er nahm sein eigenes Siegel aus einem Beutel und hielt ihn an die Wachsprägungen. Die Fälschung war vollkommen. Er hatte die Originale selbst entworfen: die Profilansicht eines sitzenden Greifs mit ausgebreiteten Flügeln, ein Vorderbein erhoben, um einen Halbmond zu tragen.
    Der Fälscher hatte keine Kleinigkeit des Originals übersehen, ebensowenig wie mehrere kleine Fehler, die Seregil im Original mit Absicht belassen hatte, um eine Fälschung leichter nachweisbar zu machen.
    »Sie wußte auch sehr gut, wessen Siegel das ist«, fügte er trocken hinzu. »Lord Seregil hat bereits einige Geschäfte mit ihr abgewickelt.«
    »Besteht nicht die Möglichkeit, daß die hier mit dem Original geprägt wurden?« fragte Thero, während er die Siegel betrachtete. »Ich erinnere mich da an einige Einbrüche in Adelssitze, bei denen du Prägungen mitnahmst.«
    »Und gerade deshalb gehe ich sicher, daß ich mein eigenes Siegel niemals aus der Hand gebe«, antwortete Seregil fast beleidigt und steckte es weg.
    »Ich nehme an, du wirst dich persönlich um

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