Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Süden kamen, daß ich erleben durfte, sie mit unserem neuen Bier zufrieden zu sehen. Sicher, sie ist die beste Braumeisterin im Tal, aber sie sagt ständig, der Hopfen aus dem Norden ergebe einen besseren Geschmack.«
»Ich glaube, ich habe das ein paarmal von ihr gehört«, stimmte Seregil trocken zu. »Illia, glaubst du, du könntest meine Satteltaschen drüben von der Tür herholen?«
Das kleine Mädchen machte große Augen. »Geschenke?«
»Wer weiß?« neckte er sie. »Ah, hier ist ja auch Beka.«
Ein hochgewachsenes Mädchen in einem fleckigen, langen Hemd und Kniebundhosen kam mit einem erwartungsvollen Lächeln hereingestürmt.
»Gibt es Neuigkeiten, Seregil?« rief sie, und dann beugte sie sich herab, um ihn zu umarmen.
»Geduld, Beka. Begrüße zuerst einmal Alec.«
Von den drei Mädchen glich nur Beka ganz ihrem Vater.
Sommersprossen zierten ihre helle Haut, und als sie sich vorbeugte, um Alecs Hand zu schütteln, fiel ein kupferroter Pferdeschwanz über ihre Schulter nach vorn. Sie sah ihrem Vater zu ähnlich, als daß man sie schön hätte nennen können, aber ihre scharf dreinblickenden, blauen Augen und ihr bereitwilliges Lächeln ließen sie doch überdurchschnittlich hübsch wirken.
»Vater sagt, du seist ein toller Bogenschütze«, sagte sie und musterte ihn freundlich. »Ich hoffe, du hast deinen Bogen mitgebracht. Ich habe noch nie einen Schwarzen Radly gesehen.«
»Er steht drüben an der Tür«, antwortete Alec, der sich mit einemmal viel entspannter fühlte als bei seiner Ankunft.
»Hier sind sie«, keuchte Illia und schleifte die Satteltaschen zu Seregil hinüber. »Hast du daran gedacht, was ich mir gewünscht habe?«
»Illia, hör auf zu betteln!« schimpfte ihre Mutter, die mit einem Tablett und einer Kanne und Krügen zurückkehrte.
»Warum langst du nicht hinein und siehst nach, was drin ist, während ich das ausgezeichnete Bier deiner Mutter probiere?« schlug Seregil vor und nahm anschließend einen langen Zug. »Ein reiner Genuß, Kari. Besser als das an der königlichen Tafel in Mycena.«
Alec probierte von seinem Bier und hatte keinerlei Zweifel an Seregils Lob, obwohl Kari dies sichtlich in Frage stellte.
»Na ja, es ist besser als das vom letzten Jahr«, gab sie zu.
Illia hatte mittlerweile die erste Tasche mit Mühe aufbekommen. »Die sind bestimmt für Beka«, sagte sie, als sie ein paar glänzender Kavalleriestiefel herauszog. »Sie wird bestimmt einmal eine berittene Reitergarde.«
»Ein Mitglied der Königlichen Berittenen Reitergarde«, verbesserte Beka sie, wobei sie Seregil hoffnungsvoll anblickte. Micum schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Sie hat keinen Augenblick mehr Ruhe gegeben, seit sie gehört hat, daß du zurück bist.«
Seregil zog eine Lederhülle aus dem Rock und reichte sie ihr. Sie zog das Siegel ab, ließ die drinnen enthaltenen Dokumente herausrutschen und überflog sie hastig. Ihr Lächeln wurde dabei immer breiter.
»Ich wußte, daß du es schaffst!« rief sie und umarmte Seregil noch einmal überschwenglich. »Sieh, Mutter, ich soll mich in einer Woche vorstellen!«
»Es gibt kein besseres Regiment«, sagte Kari und legte Beka einen Arm um die Schultern. »Und stellt euch vor, um wie vieles ruhiger es hier zugehen wird, wenn unser Wirbelwind aus dem Haus ist!«
Als Beka sich hinsetzte, um die neuen Stiefel anzuprobieren, faßte Micum nach der Hand seiner Frau, doch ihr Lächeln wollte nicht zu ihren mit einemmal traurigen Augen passen.
»Sie ist wirklich ganz deine Tochter«, seufzte Kari und drückte ihm fest die Hand. Illia grub tiefer in den Beutel hinein und spürte einen Tabaksbeutel für Micum auf und einen größeren Beutel für ihre Mutter.
»Oh, Seregil, das wäre nicht nö …« fing Kari an, kam dann jedoch ins Stocken, als sie eine Handvoll Hopfendolden und einige getrocknete Wurzeln herauszog.
»Cavisch-Hopfen!« rief sie und hielt sich die Dolden an die Nase. »Das bringt die Erinnerung an den Hopfengarten meines Vaters so lebendig zurück, als stünde ich mitten drin! Alle Schößlinge, die ich hierher mitgebracht hatte, sind schon vor Jahren eingegangen. O Seregil, wie gut von dir, daß du daran gedacht hast! Eines Tages werde ich vielleicht in der Lage sein, richtiges Bier zu brauen.«
Seregil prostete ihr zu. »Ich will der erste sein, der ein Faß von dem Bier anzapft, das du für wirklich gut hältst.«
Er rettete ein hübsch gebundenes Buch vor Illias ungeduldigen Händen und reichte es
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