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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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feststellen, daß er sein gesamtes Vermögen und die Ländereien dem skalanischen Schatzamt vermacht hat. Das ist mehr als angemessene Wiedergutmachung.«
    Sie schlug mit einer Hand auf den Tisch und erhob sich, um im Raum einherzugehen. »Er hätte sich an mich wenden müssen, hier hätte er Vergebung gefunden oder Hilfe. Dieses wundervolle, verdammungswürdige, altmodische Ehrgefühl hat ihn zerstört und mich den wertvollsten Berater gekostet, ganz zu schweigen von meinem rechtmäßigen Erben. Und all das für einen jungen Idioten, der nicht den Stein wert ist, unter dem man ihn zermalmen sollte!«
    Phoria zuckte sichtlich zusammen. »Ich werde natürlich auf den Thron verzichten.«
    »Ihr werdet nichts dergleichen tun!« fuhr Idrilain die Kronprinzessin an. »Ein Krieg mit den Leranern braut sich zusammen, und das letzte, was das Land nun braucht, ist die Unruhe, die durch eine Abdankung entstehen würde. Ihr habt einen Fehler begangen – einen dummen, hochmütigen Fehler –, und nun müßt Ihr die Konsequenzen tragen. Als künftige Königin Skalas werdet Ihr die Verantwortung für Eure Taten tragen und die Bedürfnisse des Landes vor die Euren stellen. Als Oberbefehlshaber meiner berittenen Truppen werdet ihr auf Eurem Posten bleiben und Eure Pflicht erfüllen. Ist das klar?«
    Bleich sank Phoria auf ein Knie und salutierte, indem sie eine Faust an die Brust legte. »Ich gehorche Euch, meine Königin!«
    »Ach, steht auf und fahrt fort mit Eurem Bericht.« Angewidert wandet sich Idrilain ab und ließ sich auf ihren Stuhl fallen.
    Phoria erhob sich und nahm wieder Haltung an. »Soviel mir bekannt ist, wurde das Gold wie geplant zur Hirsch gebracht. Barien erwähnte die Angelegenheit nicht wieder, nur in der Nacht seines Todes.«
    Einen Lidschlag lang bebte die starre Maske ihres Gesichts. Zum ersten Mal sah Nysander an ihr ein anderes starkes Gefühl als Ärger. Es verflog so rasch, wie es gekommen war.
    »Barien ging zu Teukros und stellte ihn zur Rede, er wollte wissen, warum er weiterhin Beziehung zu dem Fälscher unterhielt«, fuhr sie fort. »Offensichtlich leugnete Teukros, etwas mit dem leranischen Komplott und Seregil zu tun zu haben, aber er gab zu, Albens Fähigkeit genutzt zu haben, um einige dubiose Schiffsgeschäfte zu tätigen.«
    »Das ist wohl das Geheimnis seines Reichtums«, meinte Nysander. »Ich hätte ihm das gar nicht zugetraut, und doch scheint es, daß wir den Burschen wohl unterschätzt haben. General Phoria, haltet Ihr es für denkbar, daß Lord Barien Teukros beseitigen lassen wollte in der Nacht, als er starb?«
    »Mir gegenüber erwähnte er nichts dergleichen.«
    »Habt Ihr Vorsorge getroffen, Teukros töten zu lassen?«
    »Nein.« Zum ersten Mal blickte Phoria Nysander in die Augen, und er fand keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln.
    »Gibt es noch irgend etwas, in Verbindung mit der Hirsch, das Ihr mir berichten könnt?«
    »Nichts, abgesehen davon, daß Barien nie tatsächlich herausfinden konnte, was mit dem Gold geschehen war. Herleus stellte seine Forderungen ein, und einige Monate später war er tot. Bei der Aufteilung seiner Liegenschaften wurde nichts erwähnt, was weiter nicht verwunderlich war. Ich vermute, seine Erben lebten recht gut von den heimlichen Reserven.«
    »Möglich«, meinte Nysander, nicht überzeugt davon, daß die Antwort so einfach war.
     
    Gerüstet mit Nysanders Bericht aus dem Palast, tauchten Seregil und Alec für den Rest des Tages unter. Sie kehrten vor Einbruch der Dunkelheit zum Turm zurück und trugen die Tracht der Gelehrten mit den Kapuzen über die Köpfe gezogen.
    Micum, der den Nachmittag mit dem alten Magier verbracht hatte, tauschte mit Nysander ein verschmitztes Lächeln aus. Seregil und der Junge wirkten wie zwei Jagdhunde auf frischer Fährte. Es war der fröhlichste Tag für alle seit langem.
    »Herleus hatte keine Erben!« gab Seregil bekannt, als er die Hände am Kaminfeuer wärmte.
    »Gar keine?« Nysander hob überrascht eine buschige Braue.
    »Nicht nur das«, fügte der Junge aufgeregt hinzu, »seine gesamten Liegenschaften wurden wegen hoher Verschuldung kurz vor seinem Tod beschlagnahmt. Von Gold gab es keine Spur.«
    »Wart ihr in den Stadtarchiven?«
    »Und wieder in der Unterstadt«, sagte Seregil. »Oh, wir waren sehr beschäftigt an diesem Nachmittag, Alec und ich. Morgen werden wir nach Cirna aufbrechen.«
    »Langsam, jetzt habe ich den Faden verloren«, unterbrach Micum. »Was habt ihr denn in der Unterstadt

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