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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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gesucht?«
    »Schiffsdokumente«, erwiderte Seregil. »Die Weißer Hirsch ist auf eine Schiffslinie eingetragen, die der Tyremianischen Familie aus Rhíminee gehört, aber ihr Heimathafen ist Cirna, daher sind alle Frachtpapiere dort. Wenn sie aufgehoben wurden.«
    Micum nickte bedächtig mit dem Kopf.
    »Dann bist du also der Meinung, es gäbe eine Verbindung zwischen dem gestohlenen Gold und dem Komplott gegen dich?«
    »Es scheint, daß dieselben Leute an beiden Komplotts beteiligt und vermutlich Leraner sind. Wenn ich mich irre, haben wir gar keinen Anhaltspunkt mehr.«
    Micum sah skeptisch drein. »Beruhen deine Vermutungen wieder einmal auf deinem ›Instinkt‹?«
    »Selbst wenn es so wäre, er könnte recht haben«, meinte Nysander. »Wenn Teukros sich bei einem mutmaßlichen Leraner verschuldet, dann riecht das nach Verschwörung. Es könnte ihnen doch gar nichts Besseres widerfahren, als sich Bariens Willfährigkeit zu versichern, indem sie Druck auf seinen geliebten Neffen ausüben. Wir müssen unter allen Umständen herausfinden, wohin das Gold gelangte. Vorausgesetzt natürlich, wie Seregil schon sagte, daß solche Beweise existieren.«
    »Es besteht stets eine Möglichkeit«, sagte Seregil. »Kommst du mit uns nach Norden, Micum?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es klingt nicht, als würdet ihr mich brauchen, und ich denke, Kari hätte mich gerne eine Weile zu Hause. Ich werde bis Watermead mit euch reiten. Ihr könnt eure Reise bei uns unterbrechen, wenn ihr wollt.«
    »Ich würde lieber keine Zeit verlieren, hab trotzdem Dank. Je nachdem, was wir herausfinden, werden wir jedoch auf dem Rückweg in Watermead haltmachen.«
    »Das werde ich Kari lieber nicht verraten.« Micum verzog das Gesicht. »Wenn ihr unangemeldet hereinschneit und nach mir verlangt, kann ich immer noch dir die Schuld in die Schuhe schieben. Wie lange werdet ihr denn fort bleiben?«
    »Das kommt darauf an, was wir finden. Die Hirsch war ein Küstenschiff, das den Isthmus zu beiden Seiten befuhr. Falls wir einen entlegenen Hafen aufsuchen müssen, könnte es Wochen dauern.«
    Er wandte sich Nysander zu. »Wie viele Erlasse der Königin würden gebraucht, um das Gold wieder zurückzuleiten?«
    »Nur einen, denke ich. Ist das denn wichtig?«
    »Vielleicht«, überlegte Seregil. »Wenn ich mich recht entsinne, sagtest du, daß Alben gestand, zwei königliche Erlasse gefälscht zu haben, aber nichts dergleichen wurde in Teukros’ Haus gefunden. Somit bleibt noch ein sehr mächtiges Dokument, vermutlich auch mit Siegeln versehen, über dessen Verbleib man nichts weiß.«
    Nysander stöhnte, als er über die unzähligen möglichen Verwicklungen nachdachte, die diese Enthüllung mit sich bringen mochte.

 
35
Cirna
     
     
    Alec schreckte erneut aus einem Alptraum hoch, der Gestank der Leichenhäuser schien ihm noch in der Luft zu hängen. Er warf die Bettvorhänge zurück und stellte fest, daß das erste Tageslicht das Fenster erhellte. Aus der Küche roch es nach gebratenen Würstchen.
    »Dem Schöpfer sei Dank!« flüsterte er und fuhr sich mit dem Ärmel über das schweißnasse Gesicht.
    Die Träume der Nacht waren wieder schrecklich gewesen, eine bedrohliche schwarze Gestalt jagte ihn durch die Leichenhäuser. Das bedrückende Gefühl des Traumes begleitete ihn, während er sich anzog und nach unten ging.
    Im großen Wohnraum sprachen Seregil und Runcer darüber, welches Gepäck »Lord Seregil« mitnehmen würde.
    Er begab sich auf eine Reise, um die Nachwirkung des Schocks seiner Gefangennahme zu überwinden, und Sir Alec reiste mit ihm. Es war wichtig, daß sie offensichtlich mit großem Gepäck reisten.
    »Wir werden alles in Watermead lassen«, sagte Seregil, als Alec den Raum betrat.
    »Was soll ich sagen, wenn man sich nach Euch erkundigt, mein Lord?« fragte Runcer.
    »Sag, ich war nervlich zu sehr mitgenommen, um die Dauer meiner Reise festzulegen. Oh, guten Morgen, Alec. Wir brechen auf, sobald du gefrühstückt hast. Iß rasch.«
    »Kehrt Sir Micum nach Hause zurück?« fragte Runcer.
    »Ja, das habe ich vor.« Micum, der ein ärmelloses Hemd trug, trat an die Tür zum Raum. »Du kannst allen erzählen, daß ich nach Hause gegangen bin, zur wundervollsten Frau in ganz Skala, und daß ich die Hunde auf jeden hetze, der uns während der nächsten Woche stören will.«
    Runcer verbeugte sich ernst. »Ich werde Eurem Wunsch gerecht werden, Sir.«
    Seregil schritt rastlos durch den Raum, während Alec Würstchen und Tee verschlang.

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