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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Ciris.«
     
    Rhal öffnete die Tür auf ihr Klopfen. Er trug eine muffig riechende Samtjacke und hatte sich den Bart sauber gestutzt. Mit einem innerlichen Stoßseufzer reichte Seregil ihm die Hand und ließ sich an seinen Platz führen.
    »Willkommen, liebste Lady!« rief Rhal jovial und ignorierte Alec dabei völlig. »Ich hoffe, Ihr werdet den Abend genießen.«
    Der kleine Tisch in der Kajüte war für drei gedeckt, der Wein schon eingeschenkt, und feine Wachskerzen brannten anstelle der übel riechenden Öllampen.
    »Lady Gwethelyn, Ihr seht bezaubernd aus«, fuhr er fort und ließ die ›Lady‹ mit geübter Eleganz Platz nehmen. »Es tat mir in der Seele weh, Euch heute nachmittag in so schlechter Verfassung zu wissen.«
    »Ich fühle mich sehr viel besser, habt Dank«, erwiderte Seregil leise. Alec gab ihm hinter Rhals Rücken ein Zeichen.
    Sowohl der Wein als auch die Hühner waren ausgezeichnet. Die Unterhaltung während des Mahls erwies sich allerdings als etwas mühselig. Rhal bemühte sich nicht, Alec mit einzubeziehen, und reagierte stets etwas steif, wenn der junge Mann gezielte Bemerkungen fallen ließ, die sich auf den fiktiven Ehemann der Lady bezogen. Alec hatte sich offensichtlich mit seiner neuen Rolle abgefunden und genoß sie nun in vollen Zügen.
    »Ihr müßt uns berichten, was Ihr Neues aus dem Süden erfahren habt«, bat Seregil den Kapitän, um ein peinlich langes Schweigen zu beenden.
    »Nun, vermutlich hörtet Ihr von den Plenimaranern?« Rhal holte eine große rauchgeschwärzte Pfeife aus einem Regal. »Erlaubt Ihr? Danke. Ehe wir aus Nanta ausliefen, vor etwa zwei Wochen, erfuhren wir, daß der alte Hochkönig, Petasárian wieder erkrankt sei und wohl nicht mehr auf Gesundung hoffen könne. Das bedeutet für uns alle nichts Gutes, wenn Ihr mich fragt. Ich habe nicht viel übrig für die Plenimaraner, aber Petasárian hielt sich während der vergangenen fünf Jahre an die Verträge. Sein Erbe, der junge Klystis, ist aus anderem Holz geschnitzt. Man sagt, daß er schon während des vergangenen Jahres die Regierungsgeschäfte übernommen habe, und es sieht aus, als wetze er bereits die Waffen. Es wird auch gemunkelt, daß die Krankheit des alten Mannes nicht von ungefähr komme und Klystis auch dort seine Hand im Spiel habe, wenn Ihr versteht, was ich damit sagen will. Auf meiner Fahrt auf dem Fluß wurde mir zugetragen, daß es nicht wenige Plenimaraner sind, die die Meinung vertreten, der Zwölfte Vertrag von Kouros hätte nie unterzeichnet werden dürfen, und daß jene, die das denken, nicht abwarten können, Petasárian abtreten zu sehen, damit sein Sohn die Sache bereinigen kann.«
    »Glaubt Ihr, es wird zum Krieg kommen?« fragte Seregil mit perfekt zur Schau gestellter weiblicher Besorgnis.
    Rhal sog gelassen an der Pfeife. »Skalaner und Plenimaraner wissen für gewöhnlich nichts mit sich anzufangen, wenn sie nicht damit beschäftigt sind, sich gegenseitig zu bekämpfen, und meist sind es die Plenimaraner, die den Ärger beginnen. Ja, ich bin der Meinung, sie werden wieder einen Krieg beginnen, und glaubt mir, es wird schlimm werden diesmal. Handelsreisende berichten, daß der Schiffsbau in den plenimaranischen Werften ungewöhnlich stark vorangetrieben wird. Viele werden zum Dienst auf den Schiffen gezwungen. Deshalb gehen viele Seemänner in den plenimaranischen Häfen nicht gerne von Bord.«
    Das waren Neuigkeiten für Seregil, aber ehe er mehr erfahren konnte, wurden sie durch den Schiffsjungen unterbrochen, der den Tisch abräumte. Während das Tischtuch gewechselt wurde, entriegelte Rhal seinen Schrank und holte eine verstaubte Flasche hervor und drei kleine Zinnbecher.
    »Edler zengatischer Branntwein, eine Rarität«, gab er kund, als er einschenkte. »Meine Handelsbeziehungen gereichen mir oft zum Vorteil. Hebt Euren Becher, Junker Ciris, wir wollen auf das Wohl der wundervollen Lady trinken. Auf daß sie auch weiterhin die Herzen derer erfreue, denen die Gnade zuteil wird, ihre Anwesenheit genießen zu dürfen.«
    Obgleich er die Worte an Alec richtete, ließ er kein Auge von Seregil, als er den Becher zu den Lippen führte.
    Seregil senkte züchtig die Lider und nippte an dem feurigen Getränk.
    Alec hob nun den Becher und fügte mit gekonnt inszenierter Galanterie seinen eigenen Trinkspruch hinzu: »Und auf das Wohl des Kindes meines Verwandten, das sie trägt!«
    Rhal verschluckte sich an dem Branntwein und mußte husten.
    Seregil blickte amüsiert auf, hatte sich

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