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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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sie keine eigene Schrift, aber das hier gibt den Klang der Sprache wieder. Dieser Bursche hat sich ganz sicher eingehend mit exotischen Sprachen befaßt. Hat man dieses Durcheinander erst entwirrt, bleiben nur wenige Worte, die sich immer wieder aneinanderreihen und dieses Symbol formen. Übrigens sind sie mit Blut geschrieben, wahrscheinlich mit seinem eigenen, wenn er schon verrückt genug war, so etwas wie das hier zu entwerfen.«
    »Schon möglich«, unterbrach ihn Nysander. »Aber kannst du feststellen, was es bedeutet?«
    Seregil blickte zu ihm auf, dann stieß er einen triumphierenden Ruf aus. »Aha! Darum geht es also. Du kannst es nicht lesen!«
    Nysander täuschte Betroffenheit vor. »Ich möchte dich an den Eid erinnern, den du geschworen …«
    Mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht hob Seregil die Hand. »Ich weiß, ich weiß. Aber nach all den Bedingungen und Geheimnissen werde ich mich wohl ein bißchen daran weiden dürfen. Da steht lediglich ›Stein in Eis in Stein in Eis. Kristallhörner unter Steinhörnern‹. Oder umgekehrt. Es gibt keine Möglichkeit festzustellen, wo man beginnen sollte. Aber warum der Verfasser sich solche Mühe gegeben hat, um etwas derart Undurchsichtiges zu verbergen, übersteigt meinen Verstand.«
    »Aber ganz und gar nicht!« Nysander klopfte Seregil auf die Schulter, dann begann er, aufgeregt hin und her zu laufen. »Das Palimpsest beginnt in Alt-Asuit, einer veralteten Sprache aus Plenimar, die noch aus der Zeit vor den Priesterkönigen stammt. Die scheinbar bedeutungslose, verborgene Wendung ›argucth chthon hrig‹ ist der Schlüssel zu diesem ebenfalls verborgenen Text. Dieser wiederum setzt sich aus dem Alphabet zusammen, das am Hof der Priesterkönige verwendet wurde, die zu jener Zeit auf der Insel Kouros herrschten, doch die Worte an sich gehören zur Sprache eines unbedeutenden Stammes, der in den Bergen im Süden lebt, jenseits des Osiat-Meeres nahe Aurënen. Ich hatte Gründe, das alles anzunehmen, aber du, mein lieber Junge, hast den endgültigen Beweis geliefert. Was für ein erstaunliches Dokument!«
    Indes stellte Seregil eigene Überlegungen an. »Die dravnischen Stämme leben in den höchsten Tälern der Ashek-Berge und errichten ihre Dörfer entlang den Rändern der Gletscher. ›Stein in Eis in Stein in Eis.‹ Und das mit den Steinhörnern erinnert mich an eine Geschichte, die uns die Händler aus den Bergen oft erzählten. Dabei ging es um einen Ort dort droben, wo Dämonen über den Schnee wirbeln und das Blut der Lebenden trinken. Dieser Ort hieß das Tal der Hörner.«
    Nysander blieb vor Seregil stehen und grinste von Ohr zu Ohr. »Dein Verstand gleicht dem Nest einer Elster, mein lieber Junge! Man weiß nie, was für ein ungeahntes Juwel als nächstes herauspurzelt.«
    »Wenn es dieses Tal der Hörner tatsächlich gibt, dann ist das hier« – Seregil tippte auf das fleckige Pergament – »nicht bloß ein verschlungenes Rätsel. Es ist eine Karte.«
    »Und vermutlich nicht die einzige. Jüngsten Meldungen aus Plenimar zufolge wurden mehrere Erkundungsstreitkräfte nach Westen in Richtung der Meerenge von Bal entsandt. Wir konnten uns nicht vorstellen, was sie vorhatten, aber in dieser Richtung befindet sich auch die Halbinsel Ashek.«
    »Um diese Jahreszeit?« Seregil schüttelte den Kopf. Um die Meerenge von Bal zu durchqueren, mußte man das Südufer des Osiat-Meeres anlaufen, ein Gebiet, in dem es selbst bei bestem Wetter von tückischen Untiefen und furchterregenden Küstenstreifen wimmelte. Im Winter käme dies einem mehr als gefährlichen Unterfangen gleich. »Was auch immer dieser ›Stein in Eis‹ sein mag, die Plenimaraner wollen es also unbedingt haben. Und ich nehme an, du willst nicht, daß sie es bekommen, richtig?«
    »Ich hoffe, du wirst mir helfen, das zu verhindern.«
    »Na ja, es wäre schon gut zu wissen, wonach ich eigentlich suche. Selbstverständlich nur, wenn du dafür nicht allzu viele hochheilige Geheimnisse preisgeben mußt.«
    »Gerüchten zufolge handelt es sich um eine Art Krone oder Reif«, erklärte Nysander. »Wichtiger aber ist, daß es über ähnliche Kräfte verfügt wie die Holzmünze, und die hast du ja bereits am eigenen Leib gespürt.«
    Bei der Erinnerung verzog Seregil das Gesicht. »Dann werde ich das Ding diesmal bestimmt nicht anlegen. Aber sind uns die Plenimaraner nicht schon zuvorgekommen, wenn deine Informationen stimmen?«
    »Vermutlich noch nicht. Der Umstand, daß sie mehrere Truppen

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