Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
in Bekas. »Ihr wart gut auf dem Schlachtfeld, Leutnant. Wirklich gut. Und Ihr geht auch abseits des Schlachtfeldes gut mit Euren Leuten um. Aber Ihr dürft sie Euch nicht zu sehr ans Herz wachsen lassen, hört Ihr? Natürlich muß Euch etwas an ihnen liegen, aber nicht zuviel. Das ist sehr schwer zu lernen, aber wenn Ihr es nicht tut, geht ihr zugrunde.«
    »Ich weiß.« Beka blieb noch eine Weile bei ihr sitzen und ihr wurde bewußt, wie sehr sie die ältere Frau in der Turma vermissen würde. »Wenn Ihr zurück nach Skala kommt – falls Ihr irgend etwas braucht –, mein Vater ist Micum Cavish von Watermead nahe Rhíminee.«
    Mercalle lächelte. »Danke für das Angebot, Leutnant, aber ich habe zu Hause ein paar Töchter. Trotzdem will ich versuchen, Eurer Familie eine Nachricht zukommen zu lassen.«
    Danach schien es nicht mehr viel zu sagen zu geben. Beka bedankte sich ein letztes Mal, verließ das Zelt und humpelte an den Toten vorbei, um sich auf die Suche nach den Lebenden zu begeben.
     
    Die Plenimaraner waren durch das Lager gepflügt und hatten Zelte, Karren und alles andere zerstört, was ihnen in den Weg kam. Nun arbeiteten überall Soldaten und versuchten, so viel wie möglich aus den wirren Trümmerhaufen zu bergen. Beka überlegte gerade, in welche Richtung sie sich zuerst wenden sollte, als sie abermals jemanden ihren Namen rufen hörte. Sie drehte sich um und erblickte Unteroffizier Rhylin, der auf einem umgeworfenen Pferdeknechtskarren stand und ihr zuwinkte.
    »Die Flamme sei gepriesen!« rief er aus und sprang herunter. Er war fast einen Kopf größer als sie und wies zu Fuß einen linkischen, storchähnlichen Gang auf, der über seine Fähigkeiten als Reiter hinwegtäuschte.
    »Wir wußten nicht, was wir glauben sollten, nachdem Ihr gegen Ende der Schlacht verschwunden seid«, erklärte er. »Alle möglichen Gerüchte haben sich verbreitet. Jemand hat behauptet, Hauptfrau Myrhini wäre gefallen.«
    »Sie ist wohlauf, genau wie ich«, versicherte Beka ihm, wenngleich sich die Stiche der Naht wie brennende Klauen in ihrer Haut anfühlten. »Wo sind denn alle?«
    »Gleich da drüben.« Rhylin deutete mit der Hand hinter die Reihe der Krankenzelte und fügte bedrückt hinzu: »Zumindest das, was noch von uns übrig ist. Ihr solltet besser mein Pferd nehmen.«
    »Wir reiten zu zweit. Ich will alle auf einem Haufen haben.«
    Rhylin schwang sich in den Sattel und streckte ihr die Hand herunter. Beka biß die Zähne zusammen, als sich abermals rasende Schmerzen gleich einem heißen Seil um ihr Bein schlossen, kletterte hinter ihm auf das Pferd und hielt sich an seinem Gürtel fest.
    »Was kannst du mir erzählen?« fragte sie, als sie losritten.
    »Etwa ein Dutzend von uns hat sich zusammengefunden, allesamt nicht gar zu schlimm verwundet. Feldwebel Braknil hat einstweilen die Befehlsgewalt übernommen. Mercalle ist schwer verletzt, und Feldwebel Portus …«
    »Ich habe gesehen, wie er gefallen ist«, unterbrach ihn Beka, als sie die plötzliche Anspannung in der Stimme des Mannes hörte. Rhylin war Portus’ Unteroffizier gewesen.
    »Wie auch immer, Feldwebel Braknil hat einige von uns losgeschickt, um nach Euch Ausschau zu halten. Die anderen versuchen, Essen und Ausrüstung aufzutreiben«, erklärte er.
    Der Flamme sei Dank für diese kleine Gnade, dachte Beka dankbar, während sie sich vorstellte, wie der stämmige, unverblümte Feldwebel durch die Trümmer schritt und Ordnung in die Dinge brachte.
    »Das ist gut. Mirn, Kallas und Ariani kommen später nach. Steb und Thela sind vorerst außer Gefecht gesetzt …«
    »Aulos?« fragte Rhylin, und Beka spürte, wie er sich abermals versteifte. Er war gemeinsam mit den Zwillingsbrüdern zum Regiment gestoßen. Sie stammten aus demselben Dorf.
    »Tot«, antwortete sie schlicht. Es hatte keinen Sinn, die Tatsache irgendwie zu beschönigen, dachte sie und fühlte sich zum ersten Mal an diesem Tag grenzenlos erschöpft. Wie Mercalle gesagt hatte, der Tod war etwas, an das sie alle sich besser gewöhnen sollten, und zwar schnell.
    Wie erwartet hatte Braknil die Lage unter Kontrolle. Irgendwo hatten sie etwas zu essen aufgetrieben, auch ein paar Zelte waren aufgebaut; das Beste von allem aber war, daß ganz in der Nähe ein gutes Dutzend Pferde angebunden stand; mehrere der Tiere wiesen plenimaranische Sättel auf.
    Jubel erhob sich, als die anderen sie heranreiten sahen.
    »Wie sieht’s aus, Leutnant?« erkundigte sich Braknil, während sich die übrigen

Weitere Kostenlose Bücher