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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Augen aufgetaucht. Er war der Erste gewesen, mit dem sie Seite an Seite gegen die Banditen gekämpft hatte.
    Mit düsterer Miene schüttelte Myrhini den Kopf. »Tja, dann seid Ihr vermutlich besser davongekommen als die meisten. Hauptmann Ormonus wurde schon beim ersten Angriff getötet, ebenso ein Großteil seiner zweiten Turma. Alles in allem haben wir fast ein Drittel der Schwadron verloren.«
    Klia kam herüber und hockte sich neben Myrhini. Linkisch salutierte Beka von der Pritsche aus vor ihrer Kommandantin. Klia wirkte heute wesentlich älter als ihre fünfundzwanzig Jahre. Furchen der Erschöpfung hatten sich um die Augen und den Mund gegraben, Runzeln prangten auf der sonst so glatten Stirn unter dem dunklen, spitzen Haaransatz.
    »Eine derart große Streitmacht …«, knurrte Klia leise und zupfte abwesend am Ende ihres langen, braunen Zopfes. »Ein ganzes Regiment plenimaranischer Reiterei und Infanterie schwirrt aus Hügeln herab, die wir seit einer Woche patrouillieren!«
    Sie bedachte Beka mit einem abschätzenden Blick. »Wie, glaubt Ihr, ist ihnen das gelungen, Leutnant?«
    Beka schaute durch die offene Zeltklappe hinaus auf die in der Ferne sichtbaren Hügel. »Dort droben gibt es hunderte winzige Weiler. Jeder, der die Gegend kennt, wäre in der Lage, in die Dörfer kleine Gruppen zu schmuggeln, die sich ruhig verhalten und keine Feuer anzünden. Zum rechten Zeitpunkt könnte man Kuriere mit dem Befehl ausschicken, sich an einer zentralen Stelle zu versammeln.«
    Klia nickte. »Das entspricht der allgemeinen Meinung. Myrhini hat mir erzählt, Ihr wärt eine gute Fährtenleserin. Wenn Ihr bei Eurem Vater und Seregil gelernt habt, bin ich überzeugt davon, daß Ihr besser als die meisten seid. Ich will, daß Eure Turma morgen in diese Hügel reitet; seht zu, was Ihr herausfinden könnt.«
    »Zu Befehl, Kommandantin!« Beka setzte sich auf und salutierte abermals.
    »Gut. Ich kann noch ein paar Reiter für Euch abstellen, wenn Ihr glaubt, noch welche zu brauchen.«
    Beka überdachte das Angebot kurz, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, wir kommen schneller und unauffälliger voran, wenn wir nicht allzu zahlreich sind.«
    Klia klopfte ihr auf die Schulter. »Na schön. Ich weiß, ich schicke Euch auf die Suche nach Nadeln im Heuhafen. Findet heraus, so viel Ihr könnt und erstattet mir durch Boten Bericht. Laßt Euch auf keine Kampfhandlungen ein, sofern Ihr einen anderen Ausweg seht. Myrhini, wen sendet Ihr noch aus?«
    »Leutnant Koris führt eine Dekurie nach Norden in die steileren Gebiete. Der Rest seiner Turma begleitet mich hinauf zum zentralen Paß.«
    »Ich habe Phoria eine Depesche geschickt, daß wir hier Verstärkung brauchen«, erklärte Klia und erhob sich zum Gehen. »Mit ein wenig Glück kommt das übrige Regiment in ein, zwei Tagen von der Küste herauf. Viel Glück Euch beiden.«
    »Paßt gut auf Euch auf, Kommandantin.« Grinsend klopfte Myrhini mit der Faust auf Klias Stiefelspitze. »Laßt Euch bloß nicht im Kampfe töten, während ich weg bin.«
    »Damit warte ich, bis Ihr zurück seid«, schoß Klia sarkastisch zurück. »Ich möchte doch nicht, daß Euch das entgeht.«
    »Sakor hilf!« murmelte Myrhini, während sie beobachtete, wie ihre Freundin davonmarschierte. »Viel Glück, Beka, und gebt acht auf Euch.«
    »Danke, das werde ich«, versicherte ihr Beka.
    Nachdem Myrhini gegangen war, stand sie auf und sah sich unter den Verwundeten nach bekannten Gesichtern um. Bald entdeckte sie einige – in Wahrheit viel zu viele. Ariani, eine Reiterin aus Braknils Dekurie, winkte sie in einer der hinteren Ecken des Zeltes zu sich.
    Die Frau war zwar verwundet, doch sie schien durchaus in der Lage zu reiten. Einige ihrer Kameraden hatten weniger Glück gehabt. Mikal war eine Lanze in den Bauch gerammt worden, und Thela wies ein zerschmettertes Bein auf. Neben ihr saß Steb zusammengesunken an seinen Freund Mirn gelehnt und preßte die Hand auf einen blutigen Verband über dem linken Auge. Doch das waren längst nicht die schlimmsten Verletzungen.
    Die kleine Gruppe scharte sich um einen weiteren Kameraden. Es handelte sich um Aulos, Kallas’ Zwillingsbruder. Ein plenimaranischer Infanteriesoldat hatte ihn kurz vor dem Rückzug aus dem Sattel gehievt und ihm den Unterleib aufgeschlitzt. Sein Bruder hatte ihn vom Schlachtfeld getragen; nun lag Aulos’ Kopf auf seinen Schoß gebettet.
    Beka fühlte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. Der Arzt hatte die Reste von Aulos’ Uniform und

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