Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
Drachenmal am Kinn erkannte. Dieser Mann war kein einfacher Diener, er war gemeinsam mit dem Khirnari der Haman am vergangenen Abend bei dem Bankett der Silmai zu Gast gewesen.
    Der Haman stellte sich vor ihnen auf und betrachtete sie mit Widerwillen. »Ein Bôkthersa, ein Tírfaie.« Dann wanderte sein Blick weiter zu Alec. »Und der Garshil ke’menios des Verbannten.«
    Alec verstand nur die Hälfte seiner Worte – Garshil bedeutete Bastard – aber das und der Ton des Haman ließen keinen Zweifel daran, dass sich hinter seinen Worten eine deftige Beleidigung verbarg.
    »Das ist Emiel í Moranthi von den Haman. Er ist der Neffe des Khirnari«, warnte Nyal ihn auf Skalanisch.
    »Ich weiß, wer er ist«, entgegnete Alec in neutralem Tonfall, ganz so, als hätte er die Kränkung nicht wahrgenommen.
    Kheeta war eine derartige Zurückhaltung fremd. »Ihr solltet Eure Worte sorgfältiger wählen, Emiel í Moranthi!«, knurrte er und ging auf den Haman zu.
    Alec legte ihm eine Hand auf den Arm und sagte auf Aurënfaiisch: »Er kann seine Worte wählen, wie es ihm gefällt. Mir bedeuten sie nichts.«
    Sein Gegenspieler kniff die Augen zusammen; keiner der Haman hatte sich am vergangenen Abend bereit gefunden, mit ihm zu sprechen. Fraglos waren sie davon ausgegangen, dass er ihrer Sprache nicht mächtig war.
    »Was geht da vor?«, murmelte Beka, Böses ahnend.
    »Nur ein paar Kränkungen unter den Angehörigen verschiedener Clans«, beruhigte sie Alec. »Es wird das Beste sein, einfach wieder zu gehen.«
    »Ja«, stimmte Nyal zu, dem das Lächeln vergangen war. Mit ernster Miene scheuchte er Kheeta zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Aber Beka betrachtete noch immer abschätzig den nackten Mann.
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte Alec streng, als er ihren Ärmel ergriff und sie mit sich zerrte.
    »Was ist los? Seid ihr zu feige, euch zu uns zu gesellen?«, höhnte Emiel.
    Und nun war es Alec, der wider jeglichen gesunden Menschenverstand herumwirbelte und erneut auf den Mann zuhielt. So herausfordernd, wie er einst den Schlägern in finsteren Gassen begegnet war, stellte er sich vor ihm auf, verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf ein wenig schief und musterte seinen Möchtegern-Gegner von oben bis unten, bis jener unter dem forschenden Blick unbehaglich von einem Bein auf das andere trat.
    »Nein«, erwiderte Alec schließlich mit lauter Stimme, auf dass alle ihn hören konnten. »Ich sehe hier nichts, wovor ich Angst haben müsste.«
    Er fühlte den Angriff, bevor es soweit war, und sprang zurück, als Emiel sich auf ihn stürzte. Die Kameraden des Haman packten ihn und zerrten ihn zurück. Alec fühlte Hände auf seinen Armen, doch er schüttelte sie ab. Behinderungen konnte er nun nicht gebrauchen. Irgendwo hinter ihm fluchte Beka heftig in zwei Sprachen, während Kheeta sie zurückhielt.
    »Vergesst nicht, wer Ihr seid. Jeder von Euch«, warnte Nyal und drängte sich zwischen die Kampfhähne.
    Emiel stieß mit zusammengebissenen Zähnen ein wütendes Zischen aus, trat aber einen Schritt zurück. »Danke, mein Freund«, knurrte er, ohne dabei den Blick von Alec abzuwenden. »Danke, dass du nicht zulässt, dass ich mir an diesem Garshil ke’menios die Hände schmutzig mache.«
    Sprach’s und schlenderte zurück zum Becken.
    »Kommt, fort von hier«, drängte Nyal.
    Alec fühlte ein Kribbeln zwischen seinen Schulterblättern. Angespannt rechnete er jeden Augenblick damit, dass die Haman ihre Meinung ändern und den Kampf wieder aufnehmen würden. Doch abgesehen von den höhnischen Rufen einiger Spötter ließen die Verteidiger des Badebeckens sie nun in Frieden ziehen.
    »Wie hat er dich genannt?«, fragte Beka, kaum dass sie außer Hörweite waren.
    »Unwichtig.«
    »Oh, das ist mir gleich aufgefallen. Was hat er gesagt?«
    »Ich habe nicht alles verstanden.«
    »Er hat Euch eine männliche Mischlingshure genannt«, knurrte Kheeta.
    Alec fühlte die Hitze in seinem Gesicht und war dankbar für die schattige Umgebung.
    »Man hat mir schon Schlimmeres an den Kopf geworfen«, log er. »Lass es gut sein, Beka. Das Letzte, was Klia braucht, ist, dass die Anführerin ihrer Leibwache in eine Schlägerei verwickelt wird.«
    »Bei Bilairys Eiern! Dieser dreckige Sohn ein …«
    »Bitte, Beka, sprich so etwas nicht laut aus«, sagte Nyal. »Nicht hier. Emiels Verhalten ist durchaus verständlich. Seregil hat seinen Verwandten getötet, und nach unserer Vorstellung ist Alec mit Seregil verwandt.

Weitere Kostenlose Bücher