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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ergriff.
    »Niemand wagt es, die Toten zu berauben. Eine meiner Tanten hat stets gern die Geschichte einer Frau erzählt, die hier einen Ring gefunden hat, der so schön war, dass sie nicht widerstehen konnte und ihn einfach eingesteckt hat. Bald darauf reiste ihr Clan zurück nach Hause. Kaum hatten sie sich auf den Weg gemacht, begann sie, unter Alpträumen zu leiden. Bald wurden sie so heftig und beängstigend, dass sie den Ring schließlich in einen Fluss warf. Als sie im nächsten Jahr nach Sarikali zurückkehrte, lag der Ring an derselben Stelle, an der sie ihn gefunden hatte.«
    Beka legte die Brosche wieder zurück auf das Tablett und bedachte ihn mit einem spöttisch tadelnden Blick. »Ihr habt mich wohl hergeführt, um mich zu ängstigen, Ra’basi.«
    Nyal ergriff ihre Hand und streichelte sie mit seinen langen Fingern. »Und warum sollte ich einer tapferen skalanischen Rittmeisterin so etwas antun wollen?«
    Seine Berührung jagte einen wollüstigen Schauer über ihren Arm, sinnlicher als je zuvor.
    »Vielleicht wolltet Ihr meine Tapferkeit auf die Probe stellen«, stichelte sie. »Oder eine Gelegenheit herbeiführen, mir Trost spenden zu dürfen.«
    Während sie in die klaren Augen blickte, fühlte sie einen weiteren Schub sinnlicher Vorfreude; an der leidenschaftlichen Flamme konnte es nun ebenso wenig Zweifel mehr geben wie an der offenen Zuneigung zwischen ihnen. Es wäre so einfach, die Distanz zu seinen Lippen zu überwinden, dachte sie, als mäße sie den Flug eines Pfeiles. Und ohne weiter darüber nachzudenken, küsste sie ihn.
    Sie hatte es so gewollt – ihn gewollt – seit dem Augenblick, als sie ihn in Gedre das erste Mal gesehen hatte. Nun ließ sie ihre Hände wandern, erkundete drängend den festen, empfindsamen Leib, der sich an den ihren presste. Sein Mund war so süß, wie sie ihn sich vorgestellt hatte, und als er sie an sich zog, vergrub sie ihre Finger in seinem Haar und spielte mit den Zähnen an seiner Unterlippe.
    »Liebste, wundervolle Tír«, murmelte er dicht an ihrem Ohr.
    »Nicht.« Sie wich zurück. Auch von anderen Liebhabern hatte sie derartige Schmeicheleien gehört und sich nicht gewehrt, doch aus Nyals Mund erschienen sie unerträglich.
    »Was ist los?«, fragte er, besorgt ob ihrer plötzlichen Abwehr. »Bist du noch Jungfrau oder traust du mir nicht?«
    Beka lachte trotz des heißen, aufwühlenden Rumorens in ihrem Bauch – oder gerade deswegen. »Ich bin keine Jungfrau. Aber ich bin auch nicht wundervoll, und ich muss mir so etwas auch nicht einreden oder einreden lassen. Mir wäre es lieber, wenn wir einfach ehrlich zueinander wären, wenn es dir nichts ausmacht.«
    Er starrte sie vollkommen verblüfft an. »Jeder, der behauptet, du seiest nicht wundervoll, ist ein Narr. Ich habe es gesehen, als ich dir das erste Mal in die Augen gesehen habe, obwohl du es die ganze Zeit über geleugnet hast.«
    Wieder ergriff er ihre Hand. »Ich entschuldige mich für meine taktlose Hartnäckigkeit, aber ich schwöre, ich werde nicht aufhören, eben das zu behaupten, bis auch du mir glaubst. Du bist anders als alle anderen Frauen, die mir je begegnet sind.«
    Gefangen zwischen Zweifeln und Erregung, erstarrte Beka, unfähig, ihm zu antworten.
    Nyal missinterpretierte ihr Zögern und führte ihre Hand an seine Lippen. »Gestatte mir wenigstens, dich eine ›Freundin‹ zu nennen. Ich habe deinem Beinahe-Bruder versprechen müssen, dir nicht wehzutun, und ich werde mein Versprechen halten.«
    Vielleicht war die Geste wirklich ganz unschuldig gedacht, doch die Wärme seiner Lippen auf ihrer Handfläche jagte einen neuerlichen Schauer glühender Leidenschaft durch ihren ganzen Körper. Plötzlich konnte sie das Gefühl des Hemdes auf ihrer Haut nicht mehr ertragen. Mit einer Hand zog sie sich das Hemd über den Kopf und ließ es auf den staubigen Boden zu ihren Füßen fallen. Nyals Lippen öffneten sich zu einem Seufzer, als er mit dem Finger den Narben auf ihren Armen, ihrer Brust und ihrer Leibesmitte folgte. »Eine wahre Kriegerin.«
    »Meine Narben sind alle vorn«, bemerkte sie, darum bemüht, sich einen leichtfertigen Anstrich zu geben, während sie gleichzeitig unter seiner Berührung erbebte. Als seine Finger sich schließlich über ihre Schultern zu ihren Brüsten vortasteten, zitterte sie am ganzen Leibe.
    »Ich mag deine Sprenkel«, murmelte er, während er sich vorbeugte, um ihre Schulter zu küssen.
    »Sommersprossen«, korrigierte sie ihn außer Atem, als sie seine

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