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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Glücklicherweise hatte er genug zu tun. Als er sich mit seiner Umgebung ein wenig besser vertraut gemacht hatte, ging er oft allein aus und schloss bald seine eigenen Freundschaften – und zwar in dem Umfeld, in dem er sich von Hause aus wohl fühlte.
    Während der Iia’sidra und die beteiligten Clanmitglieder ihre Tage mit feierlichen Debatten zubrachten, besuchten die weniger einflussreichen Angehörigen der jeweiligen Haushalte die provisorischen Tavernen und Spielhallen der Stadt. Alecs Bogen war so gut wie ein Empfehlungsschreiben in dieser Umgebung. Anders als Seregil waren die meisten Aurënfaie begeisterte Bogenschützen, die genauso gern über Machart und Gewicht ihrer Waffen diskutierten wie die Menschen in den Ländern des Nordens. Manche bevorzugten Langbögen, andere trugen anmutig geformte Meisterwerke aus Holz und Horn. Aber niemand hatte je einen Bogen gesehen, der auch nur entfernt seinem Schwarzen Radly glich, und die Neugier der Aurënfaie führte beinahe jedesmal zu einem freundschaftlichen Wettstreit.
    Aus skalanischen Münzen hatte Alec einige Shattas angefertigt, die unter den Wettkämpfern überaus begehrt waren, doch er gewann mehr als er verlor, und bald baumelte an seinem Köcher eine beachtliche Sammlung Trophäen.
    Vor allem aber trug dieser Zeitvertreib ganz andere Früchte, erlaubte er ihm doch, auf die nützlichsten Quellen der Stadt zurückzugreifen, auf das sorglose Geschwätz der Dienerschaft, das stets losging, sobald sie außer Hörweite ihrer Herrschaft war. Gerüchte waren für einen Spion Gold wert, und Alec spitzte zu jeder sich bietenden Gelegenheit die Ohren. Auf diese Weise erfuhr er, dass die Khirnari der Khatme, Lhaär ä Iriel, Interesse an Klias abendlichen Ausritten mit dem Silmai-Reiter, Täanil í Khormai, bekundet hatte. Alec schaffte es sogar, selbst Gerüchte über diesen Umstand auszustreuen, obwohl Klia den Mann tatsächlich als eher langweilig empfand.
    Auch hörte Alec verlässliche Gerüchte darüber, dass die Khirnari mehrerer untergeordneter Clans, von denen stets vermutet wurde, dass sie Verbündete der freundlich gesonnenen Datsia wären, im Schutz der Nacht die Tupa der Ra’basi aufgesucht hatten.
    Doch seine wohl wichtigste Entdeckung war, dass sich der Khirnari der Lhapnos mit Nazien í Hari, von dem es hieß, er sei sein Verbündeter, über die Unterstützung Skalas gestritten hatte und sich etliche der Haman auf die Seite der Lhapnos geschlagen hatten. Anführer dieser Dissidenten war Alecs persönlicher Feind, Emiel í Moranthi.
    »Das ist wirklich etwas Neues«, stellte Lord Torsin fest, als Alec Klia abends Bericht erstattete.
    Die Prinzessin blinzelte Alec zu. »Seht Ihr, Mylord? Ich habe Euch ja gesagt, er wird sich seinen Lohn verdienen.«
     
    Die zehnte Nacht in Sarikali brachte eine höchst willkommene Pause mit sich. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft warteten keine Verpflichtungen auf sie, und Klia hatte beschlossen, das Abendessen schlicht und in familiärem Rahmen zu gestalten.
    Alec vertrieb sich im Innenhof mit Braknils Männern die Zeit, als Seregil allein vom Iia’sidra zurückkehrte.
    »Wie geht es Euch, Mylord? Gut, hoffe ich«, rief Minál ihm zu.
    »Nicht besonders«, schnappte Seregil, und verschwand, ohne seine Schritte zu verlangsamen, im Haus.
    Innerlich seufzend folgte ihm Alec in ihr gemeinsames Zimmer.
    »Bei Aura, ich bin bestimmt nicht zum Diplomaten geboren!«, platzte Seregil heraus, kaum dass sie allein waren. Ein Knopf flog quer durch den Raum, als er sich den Mantel vom Leibe riss. Er warf das Kleidungsstück in die nächste Ecke, und das schweißgetränkte Hemd folgte ihm alsbald. Dann ergriff er den Wasserkrug auf ihrem Waschtisch, ging hinaus auf den Balkon und schüttete sich den Inhalt über den Kopf.
    »Du hättest nicht so grob mit dem armen Minál umspringen sollen«, tadelte ihn Alec von der Tür aus. »Er hält viel von dir, weißt du.«
    Seregil ignorierte ihn völlig, wischte sich das Wasser aus den Augen und schob sich an ihm vorbei zurück ins Zimmer. »Egal, was Klia oder Torsin sagen, irgendjemand schafft es immer, ihnen das Wort im Munde herumzudrehen. ›Wir brauchen Eisen.‹ ›Oh, nein, ihr wollt die Ashek-Berge kolonisieren!‹ ›Lasst uns einen Hafen im Norden nutzen.‹ ›Ihr wollt den Ra’basi ihre Handelswege wegnehmen!‹.«
    »Ulan í Sathil ist der Schlimmste von allen, auch wenn er nur selten das Wort ergreift. Oh, nein! Er sitzt einfach nur da und lächelt, als wäre er mit

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