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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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gut, Mylord, ich bin nur nicht gut in Form«, entgegnete Thero, blieb hinter einem freien Stuhl stehen und klammerte sich an der Lehne fest.
    »Es geht Euch nicht gut«, konterte Klia, als sie sich umwandte und ihn genauer betrachtete.
    »Es könnte Flussfieber sein«, sagte Seregil, obwohl er nicht damit rechnete. »Ich werde Mydri rufen lassen.«
    »Nein!«, widersprach Thero rasch. »Nein, das ist nicht nötig. Ich bin nur ein wenig unpässlich, das geht wieder vorbei.«
    »Unsinn. Bringt ihn in sein Gemach, Seregil«, befahl Klia.
    Theros Haut fühlte sich heiß und klamm an, und er stützte sich schwer auf Seregils Arm, als er die Treppen hinaufkletterte. In seinem Zimmer angelangt, legte er sich sogleich auf das Bett, weigerte sich aber, sich zu entkleiden.
    Seregil blieb mit gerunzelter Stirn vor ihm stehen. »Also, was ist passiert?«
    Thero schloss die Augen und strich mit der Hand über sein Kinn. »Ein Drache hat mich gebissen.«
    »Bei Bilairys Eiern, Thero! Wie konntest du in Sarikali nur auf einen Drachen stoßen, der groß genug ist, dich so krank zu machen?«
    Der Zauberer brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Rate mal«, stöhnte er.
    »Ach ja, natürlich. Besser, du lässt mich das einmal sehen.«
    »Ich habe es schon mit Lissik behandelt.«
    »Lissik reicht bei großen Bisswunden nicht. Nun komm schon, wo hat er dich gebissen? Arm? Bein?«
    Seufzend gab sich Thero geschlagen und lüftete die Vorderseite seiner Robe.
    Seregils Augen wurden riesig. »Du hast gesagt, Alecs Ohr sähe wie eine Traube aus, als er von dem kleinen Fingerling gebissen wurde. Das hier sieht eher wie …«
    »Ich weiß, wie es aussieht«, knurrte Thero, während er sich wieder bedeckte.
    »Das muss versorgt werden. Ich werde mir von Mydri etwas geben lassen. Über die Details muss ja niemand Bescheid wissen.«
    »Danke«, krächzte Thero, den Blick unverwandt zur Decke gerichtet.
    Seregil schüttelte den Kopf. »Weißt du, ich habe noch nie gehört, dass jemand in die …«
    »Es war ein Unfall. Bitte geh!«, bettelte Thero.
    Ein Unfall, dachte Seregil, als er zur Tür eilte. Nicht, wenn die Rhui’auros dabei ihre Finger im Spiel hatten.
    Zu seiner größten Erleichterung stellte Mydri keine unnötigen Fragen. Er beschrieb ihr die Art der Verwundung, jedoch nicht die Stelle, und sie mischte einige Arzneien an und bereitete einen Umschlag vor. Beim Anblick des Letzteren konnte Seregil nur hoffen, dass Thero überhaupt imstande war, sich selbst zu versorgen.

 
16
Abendunterhaltung
     
     
    Thero hütete am folgenden Tag das Bett. Alec, der selbst gebissen worden war, konnte Seregils Amüsement nicht teilen und behielt Theros Geheimnis gerne für sich.
    Dankbar nahm er zur Kenntnis, dass Klia der Ansicht war, er wäre von größerem Nutzen, wenn er sich frei in der Stadt bewegen konnte, statt dem Iia’sidra beizuwohnen. Aurënfaiische Beratungen gingen nur schleppend voran. Jeder einzelne Punkt schien an Jahrhunderte ihrer Geschichte und ungezählte frühere Ereignisse gebunden zu sein. Von gelegentlichen Besuchen abgesehen, die reichten, ihn auf dem Laufenden zu halten, zog er es vor, sich auf andere Art zu beschäftigen.
    Infolge dessen bekam er auch Seregil während des Tages kaum zu Gesicht, und die Abende wurden von einer scheinbar endlosen Zahl von Banketten mit den Clans, bedeutenden und weniger bedeutenden, eingenommen, von denen ein jedes mit unausgesprochenen Zielen und Wünschen befrachtet war.
    Wenn sie schließlich wieder in ihrem Zimmer waren, manchmal nur wenige Stunden vor Tagesanbruch, schlief Seregil entweder auf der Stelle ein oder verschwand durch das Fenster, um in der Dunkelheit herumzuspazieren. Inzwischen hatte Alec genug gesehen, um die Zurückweisung zu erfassen, die Seregil jeden Tag erfahren musste. Außer wenigen bekennenden Freunden verhielt sich ihm gegenüber in der Öffentlichkeit jedermann distanziert. Die Mitglieder des Haman-Clans machten keinen Hehl aus ihrer Abneigung. Doch wie stets zog es Seregil auch dieses Mal vor, seine Dämonen allein zu bekämpfen. Alecs Liebe mochte ihm willkommen sein; seine Sorge war es nicht.
    Adzriel wurde eines Nachts, als sie Klia besuchte, auf Seregils Rückzugstaktik und Alecs stillen Schmerz aufmerksam. Sie legte ihm einen Arm um die Schultern und flüsterte: »Das Band besteht, Talí. Für den Augenblick solltest du es damit gut sein lassen. Wenn er bereit dazu ist, wird er zu dir kommen.«
    Alec hatte keine andere Wahl, als auf sie zu hören.

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