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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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verteidigen, aber der Iia’sidra berät sich immer noch!«
    Ebenso wachsam wie fasziniert sah Korathan zu, wie seine Zwillingsschwester das Zelt mit Schritten durchmaß, eine Hand so krampfhaft um das Heft ihres Schwertes geschlossen, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Ihr altes Schlachtschwert, stellte er im Stillen fest. Sie hatte das Schwert von Ghërilain vorübergehend abgelegt, um es bei ihrer Krönungsfeier formell entgegenzunehmen und mit ihm all die Macht und Autorität, die es repräsentierte. Sein ganzes Leben lang hatte er gewusst, dass dieser Augenblick eines Tages eintreten, seine Schwester zur Königin gekrönt werden würde. Warum fühlte er sich nun, da er sie betrachtete, als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden?
    »Hast du Klia benachrichtigt?«, fragte er schließlich.
    Phoria schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. Ich erwarte morgen neue Kriegsberichte. Wir werden abwarten und sehen, aus welcher Richtung der Wind weht. Stärke, Kor. Wir müssen um jeden Preis eine Position der Stärke wahren.«
    »Alle Nachrichten, die die Botenreiter dir bringen, werden, auch wenn sie morgen eintreffen, schon mindestens eine Woche alt sein. Außerdem wird Klia die Dinge gewiss im besten Licht darstellen, besonders, wenn sie erfährt, dass du nun auf dem Thron sitzt.«
    Phoria bedachte ihn mit einem sonderbaren, angespannten Lächeln, unter dem sich ihre Augen zu schmalen Schlitzen wie bei einer Katze zusammenzogen. Gleich darauf ging sie zu einem Tisch gleich neben der Zeltbahn, öffnete eine kleine Schatulle und zog ein Bündel Schriftstücke hervor. »Klia und Torsin sind nicht meine einzigen Informationsquellen in Sarikali.«
    »Ach ja, deine Spione. Was berichten sie? Wird der Iia’sidra uns geben, worum wir bitten?«
    Phoria setzte eine harte, unbeugsame Miene auf. »Auf die eine oder andere Art werden wir bekommen, was wir brauchen. Ich will, dass du nach Rhíminee gehst, mein Bruder.«
    Sie trat zu ihm, ergriff seine große Hand und zog ihm einen Ring vom Finger, den, mit dem großen Schwarzen Stein, in den ein Drache eingraviert war, der sich selbst in den Schwanz biss. Lächelnd schob sie ihn auf den Zeigefinger ihrer linken Hand. »Halte dich bereit, Kor. Wenn dieser Drache zu dir zurückkehrt, wird es Zeit, dass wir einander wiedersehen.«

 
21
Die Rhui’auros
     
     
    »Es wird dich wohl nicht viel Schauspielkunst kosten, einen gesundenden Invaliden zu spielen, was?«, stichelte Alec, als er Seregil am dritten Morgen nach der Schlägerei half, sich anzuziehen. Der Körper seines Freundes wies dort, wo er nicht bandagiert war, eine erschreckende Zahl an purpurnen und grünen Blutergüssen auf, und er aß noch immer nichts außer Brühe und Nyals Arznei.
    »Die Kunst dabei wird sein, sie davon zu überzeugen, dass ich bereits weit genug gesundet bin.« Seregil stieß ein ersticktes Stöhnen aus, als er die Arme in die Ärmel seines Mantels schob. »Oder mich selbst davon zu überzeugen.«
    Noch immer weigerte sich Seregil, preiszugeben, was wirklich in jener Nacht geschehen war. Die Tatsache, dass seine Stimmung sich seit dem Angriff verbessert zu haben schien, quälte Alec beinahe ebenso sehr wie das hartnäckige Schweigen seines Freundes.
    Kaum kitzele ich ein paar alte Geheimnisse aus ihm heraus, geht er los und versorgt sich mit einer ganzen Ladung neuer Geheimnisse.
    »Heute werde ich dich begleiten«, sagte er. »Außerdem wird es inzwischen beinahe interessant. Der Khirnari der Silmai hat unverblümt Klias Partei ergriffen, und sie ist überzeugt, dass auch die Ra’basi in unsere Richtung einschwenken werden. Du hast gestern Abend das Bankett bei ihnen verpasst; wirklich herzlich und freundlich, und die Virésse sind der Veranstaltung fern geblieben. Denkst du, Nyal hatte etwas damit zu tun?«
    »Er behauptet, niemand hätte ihn in diesem Punkt nach seiner Meinung gefragt. Vielleicht sind die Ra’basi der zaudernden Haltung der Virésse überdrüssig geworden.« Seregil humpelte zu dem kleinen Spiegel über dem Waschtisch. Offensichtlich zufrieden mit dem, was er sah, streckte er versuchsweise die Arme aus und stöhnte erneut gepeinigt auf. »Oh, ja, es geht mir viel besser!«, murrte er, während er seinem überaus blassen Spiegelbild eine Grimasse schnitt. »Hilf mir die Treppe hinab, ja? Ich denke, danach komme ich allein zurecht.«
     
    Die anderen hatten sich bereits zum Frühstück in der Halle versammelt, und Klia brütete über einem Stapel neuer

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