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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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geleiten. Bitte drückt der Prinzessin unser tiefes Mitgefühl aus, Torsin í Xandus. Wird die Prinzessin nach Skala zurückkehren, um dort um ihre Mutter zu trauern?«
    »Es war Idrilains ausdrücklicher Wunsch, dass ihre Tochter bleibt, bis ihre Mission in Eurem Land erfüllt ist. Prinzessin Klia bittet, ihr vier Tage zu gewähren, um die Trauerrituale durchzuführen, und sie bat mich, ihrer Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass die langen Tage der Verhandlungen danach ein baldiges Ende finden werden.«
    »Gibt es Einwände?«, erkundigte sich der alte Silmai bei den Anwesenden. »Nun gut, dann werden wir uns nach Ende der Trauerzeit hier wiedersehen.«
     
    Als Alec ins Gästehaus zurückkehrte, waren die Zeichen der Trauer bereits unübersehbar.
    Skalanischem Brauch folgend war der Haupteingang versiegelt und mit einem umgedrehten Schild verhängt. Aus einer Kohlenpfanne auf der Schwelle stieg Weihrauchduft auf. Aurënfaiische Trauerfahnen flatterten an Pfosten, die in den Boden gerammt worden waren, an den Fenstern und am Dach.
    Leiser, tiefer Gesang empfing ihn, als er die Haupthalle durch eine Nebentür betrat, sechs Rhui’auros standen in der Mitte des Raumes im Kreis und sangen ihr Klagelied.
    Klia war zusammen mit Seregil, Adzriel und Mydri damit beschäftigt, an einer großen Trauerfahne letzte Hand anzulegen. Ganz in der Nähe arbeiteten die Diener der Bôkthersa an weiteren Trauerfahnen. Es sah aus, als wollten sie das ganze Haus mit ihnen einwickeln.
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte Klia.
    »Es ist alles in Ordnung, Mylady«, beruhigte Torsin sie. »Der Rat wird in fünf Tagen wieder zusammentreten.«
    Seregil entließ die Diener, ehe er fragte: »Und wie war dein Eindruck?«
    »Ich hatte das Gefühl, dass die Virésse bereits informiert waren«, sagte Alec. »Ich kann es nicht erklären; irgendetwas an der Art und Weise, wie Ulan í Sathil uns betrachtet hat, als wir eintraten.«
    »Ich glaube, er hat Recht«, stimmte Thero zu. »Ich habe es nicht gewagt, in Ulans Geist einzudringen, aber ich habe für einen Augenblick den von Elos von den Goliníl berührt, und ich habe keinerlei Überraschung entdecken können. Er hat nur an Ulan gedacht.«
    »Was hast du getan?« Seregil starrte den Zauberer entsetzt an. »Habe ich dir nicht gesagt, wie gefährlich das sein kann?«
    Thero bedachte ihn mit einem entnervten Blick. »Hast du vielleicht gedacht, ich hätte all diese langen Sitzungen einfach verschlafen? Ich habe die Mitglieder des Iia’sidra studiert. Ulan í Sathil und die Khirnari der Khatme, der Akhendi und der Silmai tragen die stärkste Aura der Magie um sich. Ich weiß nicht, wozu sie tatsächlich imstande sind, aber ich habe genug gespürt, um zu wissen, dass ich mich von ihnen fernhalten sollte. Die Fähigkeiten der meisten anderen sind viel schwächer ausgebildet, besonders die von Elos von den Goliníl. Wenn Ulan eine schwache Stelle hat, dann ist es der Gemahl seiner Tochter.«
    »Wenn sie es gewusst haben, dann hattet Ihr vermutlich Recht und wir haben einen Spion im Haus«, stellte Klia mit finsterer Miene fest.
    Scharfen Blickes sah nun Adzriel auf, und auf ihrem Gesicht spiegelte sich der gleiche Ernst wie in den Zügen ihres Bruders. »Ich persönlich habe das Personal dieses Hauses ausgewählt. Diese Leute sind über jeden Zweifel erhaben.«
    Seregil schüttelte den Kopf. »An diese Leute habe ich auch nicht gedacht.«

 
25
Nächtliche Erkundungen
     
     
    Skalanische Trauerriten waren eine überaus ernste Angelegenheit, während derer auf Feuer, warme Speisen, Alkohol jeglicher Art, Liebesakte und Musik verzichtet werden musste. Während der Nacht war in jedem Raum nur eine einzige Kerze zugelassen. Sollte die Seele des Verstorbenen ihre geliebten Hinterbliebenen besuchen wollen, so durfte sie auf dieser Reise durch nichts gestört werden.
    Das alles war Neuland für Alec, dessen dalnaische Erziehung eine schnelle Einäscherung und das Unterpflügen der Asche in Erde vorschrieb. Seit er mit Seregil in den Süden gekommen war, hatte er viele Todesfälle erlebt, doch sein Freund war kein Skalaner, und er pflegte auch nicht an irgendwelchen Bräuchen zu kleben. Als Thryis und ihre Familie ermordet worden waren, hatte Seregil gleich die ganze Taverne zum Scheiterhaufen erklärt und in Brand gesteckt und ihren Mördern Rache geschworen, ein Schwur, den Alec selbst erfüllt hatte, indem er Vargûl Ashnazai erdrosselte. Seregils Trauer um Nysander hingegen war zu tief und still gewesen,

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