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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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solchen Information mehr anfangen als Ihr? Wenn ich nicht irre, dann habt Ihr und Seregil gewisse … Erfahrungen, falls ich das so nennen darf. Aber Seregil sind durch die Pflicht und Blutsbande derzeit die Hände gebunden. Überdies lasten andere Sorgen auf ihm, die Euch ebenso bekannt sind. Auf Euch jedoch nicht.«
    »Ihr sprecht von Dingen wie dem Atui?«
    Der Ra’basi zuckte die Schultern. »Manchmal ist Ehre eine Frage der Perspektive, nicht wahr?«
    »Davon habe ich gehört.« Alec fragte sich, ob er soeben geschmäht worden war oder, im Gegenteil, ein Geheimnis mit seinem Gesprächspartner teilte. »Welchem Zweck dient dieses Treffen? Amali schien um die Sicherheit ihres Gatten besorgt zu sein.«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich wusste nichts davon, bis sie zu mir kam. Die Ra’basi sind nicht eingeladen worden.«
    So, so, dann weiß ich doch wenigstens, worum es dir geht! Alec behielt den Gedanken für sich und gab sich gänzlich unwissend. »Das ist seltsam. Moriel ä Moriel unterstützt doch nach wie vor die Virésse oder nicht?«
    »Vielleicht. Die Virésse werden immer arroganter«, erwiderte Nyal mit einem finsteren Blick. »Vielleicht hat Ulan í Sathil auch vergessen, dass die Ra’basi zu den Elf gehören, nicht zu den unbedeutenderen Clans, die ihm loyal ergeben sein müssen.«
    »Und wenn ich diese Information zu nutzen verstehen sollte, was dann? Was erwartet Ihr im Gegenzug von mir?«
    Nyal zuckte erneut die Achseln. »Ich will nur wissen, ob die Interessen meines Clans betroffen sind. Oder die der Akhendi.«
    »Akhendi? Und das fragt Ihr im Namen Eurer Khirnari?«
    Nyals Gesicht gewann sichtlich an Farbe. »Das frage ich aus eigenem Interesse.«
    Alec runzelte die Stirn. »Oder im Namen Amali ä Yassaras? Wie viele Liebhaberinnen habt Ihr zur Zeit, Nyal?«
    »Nur eine«, erwiderte er, ohne Alecs Blick auszuweichen. »Aber es gibt noch andere, denen meine Liebe gilt.«
     
    Als Seregil am späten Nachmittag das Empfangszimmer verließ, erwartete Alec ihn bereits. Er zog ihn beiseite und berichtete rasch, was Amali und Nyal ihm erzählt hatten, dann wartete er ab, ob Seregil ihm einen Grund nennen würde, nicht weiter nachzuforschen – nicht, dass ihn das hätte aufhalten können.
    Zu seiner Erleichterung entschloss sich Seregil dann doch zu einem zögerlichen Nicken. »Klia darf vor deiner Rückkehr nichts davon erfahren.«
    »Es ist einfacher, sich hinterher zu entschuldigen, als sie vorher um ihre Zustimmung zu bitten, was?« Alec grinste. »Ich nehme an, du kannst nicht …«
    Seregil fuhr sich finsteren Blickes mit den Fingern durch das Haar. »Ich hasse das, weißt du? Ich hasse es, zur Untätigkeit verdammt zu sein, so verflucht eingeengt zu sein durch die Erfordernisse der Ehre, der Gesetze und der Umstände.«
    Alec führte eine Hand an die Wange seines Freundes und ließ seine Fingerspitzen zu einem verblassenden Bluterguss hinabwandern, der über seinem Kragen gerade noch zu sehen war. »Ich bin froh, dich so reden zu hören, Talí. Seit wir angekommen sind, schienst du nicht mehr du selbst zu sein.«
    »Ich selbst?« Seregil lachte spöttisch. »Ich frage mich, wer das sein mag. Geh nur, Alec. Ich werde hier bleiben und mich wie ein guter kleiner Verbannter benehmen.«
     
    Kurz nach Sonnenuntergang schlüpften sie in Klias abgedunkelten Empfangsraum. Alec fühlte sich ein wenig schuldig, aber auch freudig erregt. Unter seinem Mantel trug er eine aurënfaiische Tunika, ebensolche Hosen und Sandalen, die Seregil einem Diener gestohlen hatte. Seine Werkzeugrolle, endlich ihrem nutzlosen Dasein in der Verborgenheit der Kleidertruhe entrissen, lag sicher in ihrem neuen Versteck unter seiner Tunika. Es war riskant, sie mitzunehmen, weshalb er Seregil auch nichts davon erzählt hatte, aber er fühlte sich einfach besser, wenn er sie bei sich hatte.
    Ich tue all das für Klia, ob sie will oder nicht, dachte er, wie um die aufkeimenden Zweifel zu ersticken.
    Sie schoben den Pergamentschirm vor dem Fenster zur Seite, und Alec hob ein Bein über den Sims. Beinahe wurde ihm vor Aufregung schwindelig. Endlich, nach all diesen Wochen, gab es für ihn etwas Nützliches zu tun. Dennoch ernüchterte ihn ein plötzlicher Gedanke vorübergehend wieder. »Kein Sen’gai«, flüsterte er, wobei er mit der Hand auf seinen Kopf deutete.
    »Ich wusste nicht, ob ich ihn noch richtig binden kann«, gestand Seregil. »Außerdem wirst du in der Dunkelheit umso mehr Anonymität gewinnen, wenn du ohne Kopfschmuck

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