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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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zu beiden Seiten von Seregils Kopf an die Wand gepresst, beugte sich Alec vor und küsste ihn heftig. »Ich habe mich selbstverständlich nicht geschämt, aber ich war ein halsstarriger prüder Dalnaer, ehe du in mein Leben getreten bist, also lass uns beim nächsten Mal dafür sorgen, dass die Tür geschlossen ist.«
    Seregil schnalzte spöttisch mit der Zunge. »Du liebe Zeit, wie es scheint, muss ich dir noch einiges beibringen.« Lachend schob er sich unter Alecs Arm hindurch und ging weiter den Korridor hinunter. »Hierzulande nutzen die Leute die Sonnenwendfeier, um …«
    »Ich weiß, was sie tun«, unterbrach ihn Alec. »Ich bete nur, dass wir bis dahin wieder zurück in Skala sind.«
    In der Halle warteten Klia und Torsin bereits, damit sie gemeinsam zum Iia’sidra aufbrechen konnten.
    »Ihr beide seht heute Morgen erstaunlich erholt aus«, bemerkte Klia trocken.
    »Wie Ihr selbst, Mylady«, konterte Seregil gut gelaunt, und versuchte nicht zu lachen, als Alec neben ihm zusammenzuckte. »Wir alle sollten heute unsere fünf Sinne beisammen haben.«
     
    Eine erwartungsfrohe Atmosphäre empfing die Ratsmitglieder, die sich an diesem Morgen im Saal des Iia’sidra einfanden. Von seinem gewohnten Platz hinter Klia aus studierte Seregil die Gesichter im Kreis des Rates, und in vielen erkannte er eine gleichartige Anspannung, die noch vor einer Woche nicht da gewesen war. Die Khatme hingegen sahen ungewöhnlich zuversichtlich aus, die Akhendi andererseits überaus ergrimmt – beides waren schlechte Zeichen für die skalanische Delegation. Ulans kleine Intrige zeigte offensichtlich Wirkung.
    Elos í Orian war der erste Sprecher des Tages. Ehe er das Wort ergriff, ordnete er seinen braun-weißen Sen’gai und ließ die übrigen einfach warten, dann jedoch begann er mit der Ruhe dessen zu sprechen, der sich seiner Sache vollkommen gewiss war.
    »Klia ä Idrilain, Ihr habt viel Geduld bewiesen«, begann er mit einem anerkennenden Nicken für die Prinzessin. »Eure Gegenwart hat unserer Rasse Ehre gemacht und uns zu neuen Erkenntnissen über Euer Volk verholfen.« Er wandte sich zum Rat um. »Wir, die Mitglieder des Iia’sidra, sind gewiss nicht blind gegenüber dem Leid, dass die Prinzessin und ihr Volk in all der langen Zeit erdulden mussten. In diesem Raum ist über vieles gesprochen worden; jeder hatte die Gelegenheit, seine Ansicht kundzutun. Was, also, gibt es noch zu tun?« Er wartete, bis sich das zustimmende Gemurmel wieder legte. »Dem Willen Auras und seiner Kinder soll gedient werden, und darum schlage ich vor, dass die Abstimmung in sieben Tagen am Vhadäsoori stattfinden soll.«
    Einer nach dem anderen signalisierten die Khirnari einmütige Zustimmung.
    »Das ist, seit wir hier sind, das erste Mal, dass sie einer Meinung sind«, grummelte Alec.
    Nach dieser Entscheidung löste sich die Ratsversammlung rasch auf. Ohne sich um einen ordentlichen Ablauf zu scheren, liefen die Mitglieder der einzelnen Clans, nicht allein der Elf, sondern auch die der weniger einflussreichen Sippen, durcheinander. Manche, wie die Akhendi, verließen die Versammlung sofort, während andere noch verweilten, um weiter zu diskutieren oder Höflichkeiten auszutauschen.
    »Wie taktvoll von Ulan, dass er den Gemahl seiner Tochter überredet hat, auf die Abstimmung zu dringen«, stellte Adzriel verärgert fest.
    »Glaubt Ihr, die Zweifel, die er gesät hat, werden ihm nützen?«, fragte Klia.
    »Natürlich werden sie das«, antwortete Seregil. »Wie lange, denkt Ihr, plant er dieses Manöver schon? Ist Euch denn nicht aufgefallen, dass er zu den Letzten gehört, die ein Gastmahl zu Euren Ehren abhalten?«
    »Vorgeblich zu meinen Ehren«, widersprach Klia. »Er hat einfach jeden in Sarikali eingeladen.«
    »Ich kenne die Feste der Virésse. Sie mögen uns mit leeren Händen aus Aurënen verjagen, aber vorher werden sie uns noch einen angenehmen Abend bereiten. Denkt Ihr nicht auch, Lord Torsin?«
    Torsin, der gerade leise in sein Taschentuch gehustet hatte, wischte sich die Lippen ab und lächelte. »Er kann uns hier nicht die Unterhaltung bieten, die er üblicherweise für auswärtige Gäste bereithält, aber ich bin überzeugt, er wird dafür sorgen, dass dieser Abend zu einem denkwürdigen Ereignis wird.«
    »Wenn er so sicher ist, wie die Abstimmung ausgehen wird, warum hat er Elos í Orian dann eine Frist von sieben Tagen vorschlagen lassen?«, fragte Alec. »Warum nicht gleich morgen?«
    »Das ist die kürzeste Frist, die

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