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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Tischen war nicht genug Platz für alle, also lud sich jeder einen Teller voll und setzte sich, wo immer er ein Plätzchen fand, auf den Rasen, an den Rand des Brunnens oder in einen der Räume, die den Hofgarten umgaben. Die Mischung aus Opulenz und Zwanglosigkeit war kennzeichnend für die Gastfreundschaft der Virésse.
    Eine Abfolge festlicher Unterhaltung begleitete das Mahl: Musiker, Jongleure, Geschichtenerzähler, Tänzer und Akrobaten gaben ihre Kunst zum Besten.
    Seregil und Alec blieben zunächst in Klias Nähe, beobachteten und lauschten, während die Menge sich um sie drängte. Nazien í Hari war einer der Ersten, der Klia begrüßte, und Seregil stellte erleichtert fest, dass Emiel und seine Kumpane nirgends zu sehen waren. Möglicherweise war es der Khirnari leid, seine Politik in aller Öffentlichkeit herausgefordert zu sehen. Oder er hatte doch Gerüchte über die Prügelei zwischen Seregil und seinem Neffen gehört und er wollte nicht das Risiko eingehen, dass die Gesetze von Sarikali noch einmal übertreten wurden. Was auch der Grund für ihre Abwesenheit sein mochte, Seregil fühlte sich ohne sie wohler, und Nazien strahlte über das ganze Gesicht.
    »Das Wetter verspricht, gut zu werden. Ich hoffe, wir können uns Euch als gute und faire Sportsleute präsentieren«, sagte Nazien, und hakte sich bei Klia unter.
    »Ein harter Ritt und die Möglichkeit, ein bisschen mehr von Eurem Land zu sehen, wird mir Sport genug sein, Khirnari«, erwiderte Klia fröhlich.
    »Seit wir Rhíminee verlassen haben, waren wir nicht mehr unter so vielen Leuten«, stellte Alec fest.
    Und ich habe es vermisst, dachte Seregil, während er die Ohren spitzte, um interessanten Gesprächsbrocken zu folgen. Alec, so nahm er an, erging es nicht anders. Er war bereits in die unauffällig Rolle verfallen, die es ihm erlaubte, sich beinahe unsichtbar in derartigen Versammlungen zu bewegen, aber seine Augen waren so wachsam wie die eines Hundes, der dicht vor sich eine Beute witterte.
    Es fiel ihm nicht schwer, unbemerkt in der Nähe herumzulungern, als Lhaär ä Iriel ihrer beharrlichen Ablehnung jeglicher Aufweichung des Edikts gegenüber einem verständnisvollen Haman Ausdruck verlieh, oder zuzusehen, wie einer der Verwandten ihres Gastgebers eine Bry’kha nach ihrer Meinung in Bezug auf die Beteiligung aurënfaiischer Söldner am Krieg im Norden befragte.
    Alec war für eine Weile verschwunden, dann kehrte er mit Klia und der Erkenntnis, dass manche Gäste sich nicht scheuten, über die Extravaganz dieses Festes zu murren, zurück.
    »Gerade stand ich in der Nähe von Moriel ä Moriel«, berichtete er, wobei er unauffällig auf die Ra’basi deutete. Nyal war bei ihr und deutete aufgeregt in Beka Cavishs Richtung. »Sie hat einem Lhapnos erzählt, dass das, was uns hier geboten wird, den ungerechten Vorteilen entstammt, die sich die Virésse unter dem Schutz des Edikts verschaffen konnten.«
    »Ähnliches habe ich auch von anderen gehört«, murmelte Klia. »Trotzdem weiß ich immer noch nicht, was ich von ihr halten soll. Die Ra’basi profitieren von dem Seehandel an der Ostküste, auch wenn sie nur die Krümel einstreichen können, die die Virésse ihnen übrig lassen. Andererseits hat sie mehr als einmal klar zum Ausdruck gebracht, dass es den Ra’basi nicht gefällt, wie ein untergeordneter Clan behandelt zu werden.« Ihre Miene hellte sich auf, als sie zum Eingang blickte. »Ah, da sind ja endlich die Akhendi! Ich hatte schon befürchtet, sie würden nicht kommen.«
    »Rhaish í Arlisandin scheint sich nicht sonderlich zu freuen, schon wieder hier zu sein«, bemerkte Alec.
    »Dazu hat er auch keinen Grund«, stimmte Seregil zu. Der Khirnari sah blass und mürrisch aus, wenngleich er den Gastgeber und seine Frau mit der gebührenden Höflichkeit begrüßte. Windzerzauste Strähnen seines grauen Haares lugten unter dem Sen’gai hervor, und er trug noch die gleiche schlichte Robe wie bei der morgendlichen Zusammenkunft des Rates.
    »Ich werde ihm einmal auf den Zahn fühlen«, beschloss Klia und machte sich auf den Weg zu ihm. Seregil und Alec folgten ihr gemächlich. Unterwegs schloss sich auch Thero an.
    Es herrschte arges Gedränge. Als sie Rhaish endlich erreicht hatten, belegten ihn bereits Lord Torsin und der Khirnari der Gedre mit Beschlag. Nachdem er dem Gesandten die Hand geschüttelt hatte, fummelte Rhaish eine Weile an seiner Reosu-Laterne herum, ehe er sie Torsin vor die Füße fallen ließ.
    »Ach, das

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