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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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nach dem, was wir bisher heute Abend geboten bekommen haben, hätte ich Ulan für anspruchsvoller gehalten.«
    »Und worauf lässt das schließen?«, fragte Seregil, während er in einer Kleidertruhe wühlte.
    »Auf einen Mann, der wenig Wert auf materielle Güter legt? Einen Mann, der nach Macht strebt und seinen Reichtum lediglich zur Schau stellt, um eben diese zu demonstrieren?«
    »Sehr gut. Aber da ist noch mehr als das. Er lebt für seinen Clan. Nicht, dass er selbst in all den Jahren nicht ein großer Mann geworden wäre, aber die Macht, die Güter, Handel, Reputation? Alles für die Virésse. Daran erkennt man einen großen Khirnari.«
    Er unterbrach sich und beugte sich über die Schublade einer kleinen Kommode. »Sieh dir das an.«
    Er warf Alec etwas zu, einen neuen skalanischen Sester, der in zwei Teile zerlegt worden war.
    »Ich wette, ich weiß, was das ist«, flüsterte er, während er den Sester zurückwarf. »Ulan schickt Sen’gai-Troddel, Torsin das hier.«
    »Wenn du Recht hast, dann haben sie sich mindestens fünfmal getroffen.« Seregil zeigte ihm weitere Sester. »Was denkst du, warum bewahrt er sie hier auf? Wo war ich noch gerade?«
    »Dass Ulan ein großer Khirnari ist.«
    »Ganz richtig. Einer der Größten. Darum lehnt er Klias Ansinnen ab, nicht aus Antipathie gegenüber der Prinzessin oder den Tír. Hätte er aus ihrem Anliegen einen Vorteil für seinen Clan gewinnen können, so wären wir mit seinem Segen längst wieder zu Hause in Skala. Ah, hier ist noch etwas. Sieht aus wie eine Kuriertasche.« Seregil hielt sie hoch. Sie hatte die richtige Größe, doch gab es nirgends eine Spur von einem Schloss.
    »Ich nehme an, was wir suchen, ist da drinnen, vorausgesetzt, es existiert überhaupt. Trotzdem bekommen wir es nicht in die Finger. Diese Tasche wird durch Magie geschützt.«
    »Wir hätten Thero mitnehmen …« Alec unterbrach sich, als er näher kommende Schritte hörte. Nach einer hastigen Warnung an Seregil versteckte er sich hinter der Tür. Seregil kroch unter das Bett, und Alec merkte sich im Geiste, stets zuerst unter dem Bett nachzusehen, sollte er je innerhalb Aurënens einen Eindringling in seinem Zimmer vermuten. Der unsichtbare Besucher trat in den Innenhof, verweilte einen Augenblick und ging dann den Weg zurück, den er gekommen war.
    »So viel zu deinem Bash’wai-Schutzengel«, murrte Seregil, während er unter dem Bett hervorkroch und sich den Staub aus den Kleidern schlug. »Hat sich nicht gemeldet, was?«
    »Anscheinend nicht. Was meinst du, könnte das bedeuten?«
    »Bei den Bash’wai kann man nie wissen.«
    Er ging zu dem Wohnzimmer jenseits des Schlafgemaches. Wenige Augenblicke später kehrte er mit einem zerknitterten Bogen Pergaments zurück, den er triumphierend in die Höhe hielt. »Das hier könnte für uns von Nutzen sein«, flüsterte er und untersuchte das Schriftstück mit Hilfe eines Lichtsteins. »Das ist der Anfang eines Briefes, der nach wenigen Zeilen in einem großen Tintenfleck endet. Wenn er so etwas einfach herumliegen lässt, ist er doch nicht so penibel, wie ich dachte.«
    Alec verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf den Brief zu werfen. »Das ist keine aurënfaiische Schrift.«
    »Plenimaranisch.« Dann ruckten Seregils Augenbrauen hoch, als er die ersten Zeilen überflog. »Da schau, wie klein doch die Welt ist. Die Anrede wendet sich an einen ›ehrenwerten Raghar Ashnazai‹.«
    »Ashnazai? Ein Angehöriger von Vargûl Ashnazai?«
    »Bestimmt. Plenimaranische Familien sind eng miteinander verbunden, besonders die Einflussreichen unter ihnen, Totenbeschwörer, Spione, Diplomaten, Speichellecker und Parasiten. Muss eine charmante Bande sein, die sich bei den Ashnazais zu den Mahlzeiten versammelt.«
    Er legte das Pergament zurück an die Stelle, an der er es gefunden hatte. »Immerhin besser als gar nichts. Zumindest wissen wir jetzt, mit wem er sich eingelassen hat. Und jetzt sollten wir zurückgehen. Ich könnte mir vorstellen, dass dem armen Thero langsam die Tricks ausgehen. Außerdem erfordern seine Spielchen zweifellos eine gehörige Portion Humor.«
    Als sie in den großen Innenhof zurückkehrten, trennten sie sich und betraten den Garten durch verschiedene Türen.
    Offensichtlich hatte Seregil Theros Lage korrekt eingeschätzt, denn Alec entdeckte den Zauberer im Gespräch mit einigen Personen, zu denen neben anderen ihr Gastgeber, Klia und die Khirnari der Khatme gehörten. Auch Adzriel und Säaban waren dort, und sie alle

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