Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
Mylord?«, fragte sie, als sie die frischen Flecken auf dem weißen Taschentuch entdeckte, bevor er es in seinem Ärmel verschwinden ließ.
    »Nein, Rittmeisterin, ich bin nur alt«, antwortete er mit einem wehmütigen Lächeln. »Und wie so viele alte Männer ermüde auch ich früher, als es mir lieb ist. Ich glaube, ich werde noch ein wenig spazieren gehen und mich dann zu Bett begeben.«
    »Ich werde Euch eine Eskorte zur Seite stellen.« Beka winkte Unteroffizier Nikides zu, der ganz in der Nähe stand.
    »Das ist nicht nötig«, widersprach Torsin. »Außerdem ziehe ich es vor, allein nach Hause zu gehen.«
    »Aber Euer Husten …«
    »Der begleitet mich schon seit langer Zeit.« Entschlossen schüttelte Torsin den Kopf. »Wisst Ihr, ich genieße meine einsamen Spaziergänge unter dem Sternenhimmel dieses Landes, und nach dem Abschluss des heutigen Tages …« Traurig blickte er sich um. »Ich werde Sarikali vermissen. Was auch immer die Abstimmung ergibt, ich bezweifle, dass auch nur einer von uns diesen Ort je wiedersehen wird.«
    »Es täte mir leid, wenn Ihr Recht hättet, Mylord«, erwiderte Beka.
    Mit einem letzten nachdenklichen Blick auf Thero, der gerade dabei war, eine drachenförmige Pastete dazu zu überreden, sich Kraft der Magie zu bewegen, ging der gealterte Gesandte zu Klia und ihrem Gastgeber, um sich zu verabschieden. Als Beka sich wieder umwandte, prallte sie gegen Nyal.
    Er schlang seine Finger zwischen die ihren und hob ihre Hand an seine Lippen. »Es wird mich sehr traurig stimmen, dich gehen zu sehen. Seit heute Morgen die Abstimmung verkündet wurde, kann ich an nichts anderes mehr denken. Und der Abschied wird mir umso schwerer fallen, da ich weiß, dass du auf dein Schlachtfeld zurückkehren wirst, Talía.«
    Es war das erste Mal, dass er sie mit diesem Kosewort ansprach, und der Klang wärmte ihr Herz und trieb ihr die Tränen in die Augen.
    »Du könntest mit mir kommen.« Die Worte sprudelten heraus, ehe sie sie noch einmal überdenken konnte.
    »Wenn der Rat beschließt, das Edikt aufzuheben, könntest du bleiben«, konterte er, ohne ihre Hand freizugeben.
    Einen Augenblick hingen seine Worte zwischen ihnen im Raum, dann schüttelte Beka den Kopf. »Ich kann meine Stellung nicht im Stich lassen und Klia auch nicht. Nicht, solange jeder einzelne Soldat so dringend gebraucht wird.«
    »Das hat man davon, wenn man sich in eine Kriegerin verliebt.« Nyal rieb mit dem Daumen über ihre Knöchel und studierte die verblassten Narben auf ihrer Hand.
    »Mein Angebot steht.« Und während sie in seinen traurigen Augen nach einer Antwort forschte, fügte sie in Aurënfaiisch hinzu: »Nimm, was der Lichtträger dir schenkt, und sei dankbar, Talí.«
    Nyal lachte leise. »Das ist ein Sprichwort der Bôkthersa, aber ich werde darüber nachdenken.«
     
    Mit gewohnter Vorsicht bewegten sich Alec und Seregil durch das labyrinthartige Gebäude, stellten dann aber bald zufrieden fest, dass die meisten Angehörigen des Haushalts im großen Innenhof beschäftigt waren. Den wenigen, die noch im Haus unterwegs waren, größtenteils Diener und Liebespärchen, konnten sie ohne Schwierigkeiten aus dem Weg gehen.
    »Kommt dir hier irgendetwas bekannt vor?«, fragte Seregil.
    »Nein, ich war in einem anderen Flügel.«
    Einst hatte Seregil dieses weitläufige Gebäude gut gekannt. Nachdem sie eine Weile durch vertraute Gänge und Höfe gegangen waren, fand Seregil schließlich auch den Weg zu den Privaträumen des Khirnari.
    Die Räume grenzten an einen kleinen Innenhof, der von Pfingstrosen und Wildrosensträuchern eingerahmt wurde. In der Mitte gab es einen Teich, in dem große silbrige Fische schwammen.
    »Wenn wir die Papiere hier nicht ziemlich schnell finden, geben wir auf und kehren zurück«, sagte Seregil, probierte die Klinke und stellte fest, dass die Tür nicht verschlossen war. »Wir müssen wieder zurück sein, ehe uns irgendjemand vermisst.« Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er Alec im fahlen Licht des Mondes. »Du hast nicht zufällig etwas gerochen?«
    »Nur die Blumen.«
    Dank des spärlichen Mobiliars gestaltete sich ihre Suche recht einfach. Jeder Raum war nur mit dem ausgestattet, was unbedingt notwendig war, ihn bewohnbar erscheinen zu lassen. Dicke Teppiche dämpften den Klang ihrer Schritte, aber es gab keinerlei Wandteppiche, nur das Bett war mit luftigen Seidentüchern verhüllt.
    »Seltsam«, flüsterte Alec, der die Tür bewachte. »Das alles ist von bester Qualität, aber

Weitere Kostenlose Bücher