Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
verhalten hatten, sich für sie zu erwärmen. Emiel gab sich plötzlich besonders aufmerksam und lieh ihr sogar seinen Bogen, als ihrer sie bei einem weiteren Schuss im Stich ließ.
    »Sieht beinahe aus, als hätte sie sich entschlossen, die Zurückhaltende zu spielen«, murmelte Beka, die darauf wartete, dass Klia und Emiel von der Pirsch zurückkehrten. »Ich habe sie schon im Platzregen in der Morgendämmerung besser schießen sehen.«
     
    Nachdem der Morgennebel sich gelichtet hatte, wurde es warm. Die Luft unter den Bäumen wurde immer schwüler, die Vögel verstummten und ganze Schwärme kleiner Stechmücken plagten Reiter und Pferde gleichermaßen, als sie ihnen um die Köpfe schwirrten und schmerzhaft juckende Beulen auf jedem Flecken ungeschützter Haut hinterließen. Besonders Ohren und Nasen schienen bevorzugte Ziele zu sein.
    Kurz vor der Mittagsstunde erreichten sie eine grasbewachsene Lichtung auf dem Gipfel eines Berges, und Nazien rief zum Anhalten. Pappeln säumten die Lichtung, und ihre münzförmigen Blätter raschelten sacht im Wind. Ein breiter Strom begrenzte die Lichtung zu einer Seite, und eine kühle Brise vertrieb sowohl die Hitze als auch die Mücken. Holzstapel, alte Feuerplätze und viele andere Spuren, die in den Wald hinausführten, kennzeichneten den Ort als beliebtes Ziel.
    »Das Wild schläft, bis die Mittagshitze nachlässt«, sagte Nazien zu Klia. »Wir können es ihm ebenso gut gleichtun.«
    Früchte, Brot und Wein kamen aus diversen Satteltaschen zum Vorschein. Einige von Bekas Reitern halfen, Grillspieße vorzubereiten, um Kutka über dem Feuer zu rösten. Alec hielt sich ein wenig abseits und beobachtete misstrauisch Emiel und den Khirnari, die sich zu Klia in den Schatten setzten.
    Nach dem Essen legten sich einige der Jäger zum Schlafen nieder. Alec lehnte sich bequem mit dem Rücken an einen Baum und war eben dabei, in einen leichten Schlummer zu fallen, als er spürte, dass jemand vor ihm stand. Eine Frau betrachtete ihn mit einem zurückhaltenden Lächeln auf den Lippen. Orilli ä irgendwas, dachte er, darum bemüht, sich auch den Rest ihres Namens ins Gedächtnis zu rufen. Hinter ihr standen einige ihrer Kameraden und beobachteten sie.
    »Für einen Tír schießt Ihr außergewöhnlich gut«, stellte sie fest.
    »Danke«, erwiderte er und fügte spitz hinzu: »Die Rhui’auros sagen, mein Talent sei eine Gabe Auras, die er mir durch das Blut meiner Mutter geschenkt hat.«
    Sie nickte höflich. »Vergebt mir, Ya’shel. Meine Freunde und ich haben uns gefragt, ob Ihr Interesse hättet, Euch mit Eurem sonderbaren Bogen zum Wettkampf gegen die unseren zu stellen?«
    »Das würde mir gefallen.« Vielleicht hatte Klia doch Recht gehabt, als sie den diplomatischen Wert dieses Ausflugs betonte.
    Als erste Ziele dienten Samenkapseln an einem Baum auf der anderen Seite der Lichtung, ein leichtes Ziel für Alec. Nach dieser ersten Runde zierten fünf weitere Shattas seinen Köcher.
    »Wie wäre es mit einer schwereren Übung?«, fragte er.
    Die anderen tauschten amüsierte Blicke, als er ein Dutzend junger Zweige abschnitt. Diese steckte er aufrecht in den weichen Boden, trat zwanzig Schritte zurück und markierte dann im Moos mit dem Absatz eine Linie.
    »Was sollen wir damit anfangen? In der Mitte spalten?«, spottete ein junger Haman.
    »Das könnt Ihr tun.« Alec lehnte seinen Köcher an sein rechtes Bein. »Aber ich habe es so gelernt.«
    In rascher Folge zog er vier Pfeile und kürzte mit ihnen vier Ruten in unterschiedlicher Höhe.
    Als er sich umwandte erblickte er eine Mischung aus Bewunderung und Schrecken in den Gesichtern seiner Gegner. »Meister Radly aus Wolde, der diese Bogen fertigt, verkauft sie niemandem, der das nicht kann.«
    Ein Mann namens Ura hielt einen verzierten Bärenzahnshatta hoch. »Ich wette, Ihr schafft das nicht noch einmal.«
    Einsätze wurden getätigt. Alec nahm sich Zeit, einen Pfeil anzulegen und zu warten, bis der Wind sich wieder gelegt hatte. Eine vertraute Ruhe ergriff von ihm Besitz wie stets, wenn er sich ganz in seine Schießkunst versenkte. Er hob den linken Arm, zog und ließ in einer einzigen fließenden Bewegung die Sehne los. Die Rute, auf die er gezielt hatte, erzitterte, als der Pfeil die Spitze sauber kappte. Er legte einen zweiten Pfeil an, dann einen dritten und vierten und schickte jeden von ihnen mit sicherer Hand ins Ziel. Verblüfftes Gelächter und hier und da ein unzufriedenes Grummeln unter seinen Rivalen wurde

Weitere Kostenlose Bücher