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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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mit ernster Miene neben ihn getreten war. »Seit ich hergekommen bin, hat niemand die Schale angerührt.«
    »Ihr bildet Euch ein, die Schale wäre vergiftet worden, nehme ich an«, bemerkte Lhaär scharf. »Offenbar habt Ihr zu lange unter den Tír gelebt. Kein Aurënfaie würde je die Schale Auras vergiften.«
    »Es war nur die Aufregung«, entgegnete Seregil mit einer Verbeugung. »Als ich erfahren habe, dass die Schale neben der Leiche gefunden wurde, wollte ich vermeiden, dass ein Unglück geschieht. Nachdem ich mich nun aber umgesehen habe, bin ich überzeugt, dass Torsin seinem Tod allein ins Auge geblickt hat und dass er gestorben ist, bevor er das Wasser erreichte.«
    »Darf ich die Schale untersuchen, Khirnari?«, fragte Thero. »Möglicherweise kann ich etwas über seinen Zustand herausfinden, wenn er sie vor seinem Tod berührt hat.«
    »Das Gesetz der Aurënfaie verbietet es, in fremde Geister einzudringen«, entgegnete die Khatme angespannt.
    Brythir legte eine Hand auf ihren Arm. »Ein Gast ist gestorben, während er unter unserem Schutz stand, Lhaär ä Iriel. Es ist nur gerecht, wenn seine Leute ihre eigenen Wege verfolgen, um sich Klarheit über seinen Tod zu verschaffen. Außerdem ist sein Geist mit seinem Khi gegangen. Thero í Procepios sucht lediglich nach den Erinnerungen eines Toten. Ihr mögt fortfahren, junger Zauberer. Was kann Euch so ein stummer Gegenstand verraten?«
    Thero untersuchte die Alabasterschale eingehend, ging sogar so weit, ein wenig Wasser zu schöpfen und davon zu kosten.
    »Ihr lasst zu, dass er uns durch sein Misstrauen entehrt«, beschwerte sich die Khatme.
    »Die Wahrheit kann niemanden entehren«, konterte Ulan í Sathil.
    Unbeeindruckt presste Thero die Schale an seine Stirn und murmelte eine tonlose Beschwörung. Nach einigen Minuten stellte er sie auf ihren steinernen Sockel zurück und schüttelte den Kopf. »Dieser Schale wurde nur Ehrfurcht zuteil, bis Torsin herkam. Er allein hat sie mit unharmonischem Geist berührt, und das war eine Folge seiner schweren Krankheit.«
    »Ihr könnt seine Krankheit fühlen?«, fragte Adzriel.
    Thero presste eine Hand an die Brust. »Ich konnte etwas von dem spüren, was Torsin empfunden hat, als er die Schale hielt – ein Schmerz, gleich hier unter dem Brustbein.«
    »Wie steht es mit seinen letzten Gedanken?«, fragte die Khatme herausfordernd.
    »Ich besitze nicht die Magie, die notwendig ist, so etwas herauszufinden«, entgegnete Thero.
    »Habt Dank für Eure Geduld, Khirnari«, schloss Seregil. »Nun gibt es nichts mehr zu tun, als Klias Rückkehr abzuwarten.«
    Brythir schüttelte bekümmert den Kopf. »Was für eine Schande, ihr diesen schönen Tag mit so schlimmen Nachrichten zu verderben.«

 
30
Die Jagd
     
     
    Alecs ursprüngliche Unruhe hatte sich ein wenig gelegt, als sie den nebelverhangenen Fluss überquerten und sich auf den Weg in die Berge machten. Die jüngeren Haman waren gut gelaunt, und ihre Stimmung übertrug sich rasch auf die skalanischen Reiter.
    Alec war ebenso froh wie sie, den düsteren Mauern Sarikalis für einen Tag entronnen zu sein – ganz besonders, da der Tag versprach, besonders schön zu werden. Die Sonne sandte ihre glühenden Strahlen über einen Himmel von so makellosem Blau wie die Türkise aus Cirna.
    Selbst so nahe der Stadt gab es in der weichen Erde reichlich Spuren von Wild: Rotwild, Schwarzwild, Hasen und Kaninchen. Außerdem sah er Schwärme großer Vögel und Spuren, die auf andere Jäger hindeuteten – Wölfe, Bären und Füchse.
    Die Führer der Jagdgesellschaft jedoch hielten noch nicht inne, um die Jagd zu beginnen, sondern drangen weiter vor zu den Wäldern, in denen Nadelgehölze und Eichen die Sonnenstrahlen abfingen.
    Die Aurënfaie benutzten keine Spürhunde. Stattdessen stiegen sie von ihren Pferden, wenn Wild gesichtet wurde, und schickten einige ausgewählte Jäger zu Fuß auf die Pirsch, während der Rest der Jagdgesellschaft an Ort und Stelle wartete. Dies war die Art des Jagens, auf die sich Alec am besten verstand, und schon bald erntete er das Lob ihres Gastgebers, als er eine Damhirschkuh mit einem einzigen Pfeil erlegte. Seltsamerweise erging es Klia nicht so gut.
    »Ich hoffe, Ihr verlasst Euch nicht darauf, dass ich etwas zu dem heutigen Festmahl beitrage«, erklärte sie wehmütig, nachdem sie die Sehne zu früh losgelassen und einen guten Schuss vergeben hatte.
    Trotz dieses Umstandes begannen einige der Haman, die sich ihr gegenüber zuvor so ablehnend

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