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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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wandte er sich erneut an die Bry’kha. »Als Ihr ihn gefunden habt, hat er da mit dem Gesicht nach unten am Ufer gelegen? Eine Hand ausgestreckt, so dass sie ins Wasser ragte, die andere unter dem Oberkörper verborgen?«
    Die Bry’kha tauschten verschreckte Blicke aus. »Ja«, erwiderte Alia. »Wir sind heute Morgen zum Vhadäsoori gegangen, um von dem heiligen Wasser zu holen, und dort haben wir ihn genauso vorgefunden, wie Ihr es eben beschrieben habt. Wie konntet Ihr das wissen?«
    Seregil, der in Gedanken anderweitig beschäftigt war, ignorierte ihre Frage. »Wo war die Schale Auras?«
    »Sie lag neben ihm auf dem Boden. Er muss sie beim Trinken fallen gelassen haben.« Sie schlug ein Segenszeichen über dem Leichnam. »Wir haben ihn mit dem größten Respekt behandelt und über seinem Leib Segensworte gesprochen.«
    »Euch und Euren Verwandten gilt mein Dank, Alia ä Makina, und der Dank unserer Prinzessin«, sagte Seregil, während er im Stillen wünschte, sie hätten Torsin gelassen, wo sie ihn gefunden hatten. »Habt Ihr noch irgendetwas in der Nähe der Leiche gefunden?«
    »Nur das Tuch.«
    »Wo ist die Schale jetzt?«
    Der ältere Knabe zuckte die Achseln. »Ich habe sie wieder auf den Stein gestellt.«
    »Geh und hol sie! Sofort!«, befahl Seregil scharf. »Besser noch, bring sie zu Brythir í Nien von den Silmai und erzähle ihm, was geschehen ist. Sag ihm, ich befürchte, dass sie vergiftet worden ist.«
    »Auras Schale vergiftet?«, keuchte die Frau. »Aber das ist nicht möglich!«
    »Es hat keinen Sinn, Risiken einzugehen. Wenn möglich, findet heraus, ob irgendjemand sie in der Zwischenzeit benutzt hat. Beeilt Euch, bitte!«
    Kaum waren sie gegangen, schnaubte er verärgert. »Dank ihrer Freundlichkeit, werden wir dieser Sache möglicherweise nie auf die Spur kommen.«
    »Kein Wunder, dass niemand ihn fortgehen sehen hat«, murmelte Thero, während er neben dem Leichnam in die Knie ging. »Das sind die Kleider, die er gestern Abend getragen hat. Anscheinend ist er gar nicht nach Hause zurückgekommen.«
    »Beka sagte, er habe sich nicht von einer Eskorte von Ulans Haus hierher begleiten lassen wollen.«
    Vorsichtig betastete der Zauberer Torsins Gesicht. »Wie es scheint, sind meine Erfahrungen mit dem Tod noch recht eingeschränkt. Ich habe noch nie gesehen, dass sich ein Körper so blau verfärbt. Woran kann das liegen?«
    »Vermutlich ist er erstickt.« Seregil hielt das Taschentuch hoch. »Seine Lungen haben schließlich doch aufgegeben und er ist in seinem eigenen Blut ertrunken. Natürlich könnte er auch stranguliert oder erstickt worden sein. Um das zu beurteilen, müssen wir ihn näher in Augenschein nehmen. Hilf mir, ihn auszuziehen.«
    Und bete zu Aura, dass er nicht ermordet wurde, fügte er in Gedanken hinzu. Soweit er wusste, hatte es in Sarikali noch nie einen Mord gegeben, und es war besser für Skala, nicht zum Ausgangspunkt eines so beispiellosen Falles zu werden, denn es war unmöglich, vorauszusagen, wie die Faie darauf reagieren würden.
    Thero mochte unerfahren im Umgang mit Leichen sein, dennoch hatte der Krieg ihn abgehärtet. Während der behüteten Zeit im Orëska-Haus hatte der junge Zauberer nicht die Nerven besessen, sich derartigen Dingen zu stellen; nun jedoch arbeitete er mit grimmiger Entschlossenheit. Mit fest zusammengepressten Lippen half er Seregil, die Kleider des Toten aufzuschneiden und von seinen steifen Gliedern zu ziehen.
    Auf den ersten Blick konnten sie keine sichtbaren Wunden oder Blutergüsse entdecken. Auch gab es keine Anzeichen für einen Diebstahl. Torsins Schädel und Knochen schienen unverletzt, und seine rechte Hand samt dem Handgelenk wies keinerlei Spuren auf, die darauf hindeuteten, dass er einen Angriff abgewehrt haben könnte; die Linke würden sie erst untersuchen können, wenn die Leichenstarre sich wieder löste.
    »Und, was denkst du? Wurde er vergiftet?«, flüsterte Thero, als sie fertig waren.
    Seregil stach mit dem Finger in die Muskeln in Gesicht und Hals des toten Mannes, ehe er die faltigen Lippen zurückschob. »Schwer zu sagen, bei diesen Verfärbungen. Kannst du irgendeine Magie an ihm spüren?«
    »Nein. Was hatte er am See zu suchen?«
    »Er liegt zwischen unserem Gästehaus und der Tupa der Virésse. Er muss dort innegehalten haben, um zu trinken, und dann zusammengebrochen sein: Er muss schon getaumelt sein, als er angekommen ist.«
    »Woher weißt du das?«
    Seregil ergriff einen der Schuhe. »Sieh dir die Schuhspitze

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