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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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zurück in die Stadt bringen konnte, ehe es zu spät war.
    Er fasste sie fester, darum bemüht, sie aufrecht zu halten, um ihr das Atmen, das immer mühsamer erschien, zu erleichtern. Ihr Zopf hatte sich gelöst, und der Wind peitschte ihr Haar in sein Gesicht. Er verlagerte seinen Griff um ihren Leib, drückte ihren Kopf an seine Wange und versuchte, ihr so viel Halt wie nur möglich zu geben.
    Sollte Klia sterben, so wäre alles, wofür sie alle gearbeitet hatten, verloren. Skala würde fallen, die tapferen Kämpfer von der schwarzen Flut plenimaranischer Soldaten und Totenbeschwörer hinweggerafft – Rhíminee, Watermead, die wenigen Orte, die er Zuhause zu nennen gelernt hatte, sie alle würden unter dem ungehinderten Ansturm der Plenimaraner zerstört werden. Die Worte aus seiner Vision kehrten mit einem neuen Klang in sein Bewusstsein zurück: Du bist der Vogel, der sein Nest auf den Wogen errichtet.
    Sollte das schon ein Hinweis auf das Fehlschlagen ihrer Mission gewesen sein? Und was geschah mit Seregil? Er, der geschickt worden war, zu beraten und zu beschützen, würde er je an irgendeinem Ufer des Osiat-Meeres Erlösung finden?
    Als der Fluss in Sichtweite kam, waren Alecs Muskeln verkrampft, seine Kleider schweißgetränkt. Er trieb sein Pferd durch die Furt und eilte weiter, so schnell, dass nur noch Ariani mit ihm mithalten konnte. Als Schnellste aus dem ganzen Haufen, hetzte die Urgazhi-Kundschafterin ihr schwitzendes Pferd zu einem Galopp und setzte sich als Vorhut an die Spitze.
     
    An diesem Nachmittag half gerade Seregil Feldwebel Mercalle, ein lahmes Pferd im Viehhof zu behandeln, als von Ferne der markerschütternde Schlachtruf der Urgazhi erklang.
    Sofort richtete sich Mercalles scharfer Blick in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. »Das ist Ariani!« Sie wirbelte zu den erschrockenen Reitersoldaten herum, die vor ihrer Unterkunft faulenzten, und bellte: »Gebt Alarm! Wir haben Ärger!«
    Der Ruf erscholl von Neuem, näher dieses Mal, und der Klang ließ Seregil die Nackenhaare zu Berge stehen, als er Richtung Straße rannte. Kheeta, Rhylin und die diensthabenden Wachen standen auf den oberen Stufen der Eingangstreppe und schirmten ihre Augen mit den Händen vor der Sonne ab.
    »Da kommt sie!«, brüllte Rhylin.
    Ariani kam auf der Straße in Sicht, und ihr blonder Zopf wippte bei dem harten Ritt heftig auf und ab. Als sie sie erreicht hatte, zügelte sie ihr Ross ruckartig. »Ein Haman hat Klia angegriffen!«, schrie sie, während ihr schweißnasses Pferd schnaufend herumtänzelte. »Alec bringt sie her. Sie sind gleich hinter mir. Bei den Vieren, schickt nach einem Heiler!«
    Kheeta stürmte davon.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte Seregil.
    »Einer der Haman hat versucht, sie zu erwürgen.«
    »Welcher Haman?«
    »Ich weiß es nicht, Mylord, aber Alec hat den Hurensohn auf frischer Tat ertappt.«
    »Und wo war die Rittmeisterin?«, fragte Mercalle.
    »Das ist jetzt nicht wichtig!«, bellte Seregil. »In der Halle liegt ein Fensterladen. Holt ihn her, schnell!«
    Inzwischen war auf der Straße eine kleine Gruppe Reiter erschienen, und er konnte Alec in vorderster Reihe sehen. Er hielt eine leblose Gestalt an sich gedrückt. Beka, Nyal und der Khirnari der Haman folgten ihm.
    Als er das Haus erreicht hatte, zügelte Alec sein Ross, und sein Gesicht war blass vor Zorn und Anstrengung. Dem Aussehen seiner blutverkrusteten Rechten nach zu urteilen, hatte er um Klia gekämpft.
    »Lebt sie?«, fragte Seregil, als er nach Windläufers Zaumzeug griff.
    »Das hoffe ich«, krächzte Alec, ohne sie loszulassen. »Seregil, es war Emiel. Er hat das getan.«
    »Bastard!« Die Erinnerung daran, wie er sich selbst in die Hände dieses Mannes gegeben hatte, traf ihn wie ein Tritt in den Magen. Er kämpfte sie nieder und half Mercalle, Klia auf den Fensterladen zu betten, im Stillen dankbar, dass die anderen nicht wussten, wozu er an diesem Tag bereits benutzt worden war.
    Mercalle und Beka waren direkt hinter Seregil, als er neben Klia niederkniete und ihr das wirre Haar aus dem Gesicht strich. Ihre Haut fühlte sich kalt an, und ihr Atem ging in qualvollen Stößen. Unter ihren Augen lagen dunkle Ringe, und als Seregil ihre Hände untersuchte, entdeckte er unter einigen Fingernägeln schwache Ränder getrockneten Blutes.
    Gut gemacht, dachte er grimmig. Mit ein bisschen Glück würde er selbst einige Male auf Emiels Leib hinterlassen, bevor der Tag vorüber war.
    Mit einem erstickten Keuchen schlug

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