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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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zuzusehen, wie die beiden Länder, die ich als mein Zuhause betrachte, versuchen, sich gegenseitig zu vernichten. Wir müssen die Wahrheit aufdecken, die hinter all dem steckt, und zwar schnell.«
    Einen Augenblick später flammte vor ihnen aus dem Nichts ein kleiner, leuchtender blauer Punkt auf, eine Botschaft von Thero. Leise und traurig erklang die Stimme des Zauberers: »Kommt zurück. Schnell!«

 
37
Wieder schlechte Nachrichten
     
     
    Die Vorbereitungen für Torsins Beerdigung gingen dank Nyals Hilfe rasch vonstatten. Er hatte sogar ein Bündel Kräuter aufgetrieben, mit denen Kheetas Mutter den Leichnam sorgfältig einbalsamiert hatte. Als sie und ihre Helfer ihn schließlich in ein Leichentuch aus Leinen und gemusterter Seide eingenäht hatten, war der Geruch schon wieder beinahe erträglich.
    Nicht gewillt, zu viele Soldaten von der Bewachung des Hauses abzuziehen, nahm Beka nur Nyal, Kheeta und ihre drei Unteroffiziere als Fackelträger mit. Ein mit Tüchern und Gebetsfahnen bedeckter Wagen diente ihnen als Katafalk, mit dem sie Torsin auf die Ebene vor der Stadt brachten. Adzriel und Säaban begleiteten den kleinen Zug, zu Ehren des Toten in bunte Gebetshemden gekleidet. Inzwischen war es dunkel geworden, doch der sanfte Schein magischen Lichtes lieferte ihnen genug Helligkeit für den Weg.
    »Seht Euch das an«, rief Nikides leise aus.
    Trotz der allgemeinen Unruhe hatten sich mindestens hundert Aurënfaie auf der mondbeschienenen Ebene versammelt. Der Scheiterhaufen, ein rechteckiger Stapel Zedern- und Eichenholz von etwa fünfzehn Fuß Höhe, wurde von zwei aus Holz gefertigten Drachenköpfen gekrönt. Dutzende Gebetsfahnen flatterten von ihm herab.
    »Man könnte beinahe glauben, er wäre einer von ihnen gewesen«, bemerkte Unteroffizier Zir.
    »Er war ein guter Mann«, bemerkte Nyal.
    Beka hatte Torsin nur flüchtig gekannt, doch sie fühlte die Rechtmäßigkeit dieses Augenblicks. Der Mann hatte sein Leben damit verbracht und vielleicht dafür gegeben, diese beiden Völker zu vereinen.
    Kallas und Nikides trugen den Leichnam auf die Bahre auf der Spitze des Holzstapels. Adzriel sprach ein paar Gebete für den toten Mann und trat dann zurück. Beka und ihre Reiter wollten eben die Scheite entzünden, als ein weiterer Reiter im Galopp herangeprescht kam. Es war Feldwebel Rhylin, dessen Gesicht sogar im warmen Schein der Fackeln grau erschien.
    »Thero schickt dies – es soll mit auf den Scheiterhaufen«, flüsterte er heiser und überreichte Beka ein in Segeltuch eingewickeltes Päckchen.
    »Was ist das?«, fragte sie, obwohl sie sich vor der Antwort fürchtete. Der steife Stoff wurde von einem verknoteten Lederriemen gehalten, und das Päckchen wog fast überhaupt nichts.
    »Klia …«, setzte er an, und Tränen rannen über seine Wangen.
    »Sakors Feuer!« Bekas Finger fühlten sich taub und ungeschickt an, als sie den Lederriemen löste und den Stoff aufwickelte. Der Gestank, der von dem Päckchen aufstieg, raubte ihr den Atem, dennoch konnte sie nicht aufhören.
    Zwei schwarze, geschwollene Finger – Zeige- und Mittelfinger – lagen dort in einem Bett aus frischen Zederzweigspitzen und Rosenblüten. Noch immer hingen sie an einem keilförmigen Stück farblosen Fleisches, dessen Größe sie mit Schrecken erfüllte; die weißen Enden zweier sauber abgetrennter Knochen ragten aus dem unteren Rand der Finger hervor.
    »Dann hat Mydri ihre Hand retten können?«, fragte sie. Blütenblätter flogen umher, als sie die Finger hastig wieder einwickelte.
    Rhylin wischte sich die Augen. »Sie ist noch nicht sicher. Die Fäulnis hat sich zu schnell ausgebreitet. Thero hat einen Bann über Klia gewirkt. Wir mussten sie nicht einmal festhalten.«
    Bekas Geist wanderte von dem schrecklichen Anblick zu der Frage, ob ihre Kommandantin je wieder in der Lage sein würde, einen Bogen zu halten. »Dem Schöpfer sei Dank, dass es nicht ihre Schwerthand erwischt hat«, murmelte sie.
    Dann kletterte sie auf den Scheiterhaufen und legte das kleine Bündel knapp oberhalb des Herzens auf Torsins Brust.
    Zurück am Boden ging sie in die Knie und schleuderte ihre Fackel in das dichte Bett aus Reisig und Zunder unter den Holzscheiten. Die Urgazhi sangen eine Trauerweise der Soldaten, als die Flammen, angeheizt von Bienenwachs und duftendem Harz, an dem Scheiterhaufen emporleckten.
    Der Gesang endete, und nur noch das Knistern des Feuers erklang in der Stille der Nacht. Als der dichte weiße Rauch sich dunkel verfärbte,

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