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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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begleitete den Akhendi. Irgendetwas schien in der Luft zu liegen, und über den sonst so friedlichen Straßen hing eine sonderbare Spannung. Nichts war offensichtlich, es blieb bei einem unguten Gefühl, während sie viel zu stille Tavernen und schweigsame Aurënfaie passierten.
    Als sie zurückkehrte, wartete Nyal schon auf der Treppe auf sie. »Du bist erschöpft, Talía«, begrüßte er sie, als er ihre Hand ergriff und sie zu sich auf die Stufen herabzog.
    »Ich habe keine Zeit, erschöpft zu sein«, entgegnete sie schroff, obwohl sie wusste, wie Recht er hatte. Sie war hundemüde und nahm die Welt nur noch unter einem surrealen Schleier wahr.
    »Soweit ich gehört habe, hat Emiel nicht gestanden.«
    Plötzlich sah Beka den Ra’basi für einen Moment mit Seregils Augen – ein Außenseiter, der zu neugierig war. »Darüber kann ich nichts sagen«, antwortete sie und wechselte rasch das Thema. »Diese Geschichte scheint die ganze Bevölkerung in Aufruhr zu versetzen.«
    Nyal bedachte sie mit einem schiefen Lächeln. »Vielleicht hatten die Khatme all die Jahre Recht. Lasst die Skalaner Sarikali besuchen, und auf den Straßen hält das Faustrecht Einzug.«
    »Wir werden bald genug wieder fort sein.«
    »Und ein Chaos zurücklassen. Euer doch recht unkompliziertes Anliegen hat so einige Differenzen zwischen den Clans zum Brodeln gebracht. Nun, nach diesen Todesfällen, haben alle plötzlich ganz neue Gründe, ihren Gegnern zu misstrauen.«
    »Haben die Clans je gegeneinander Krieg geführt?«, fragte Beka. Irgendwie erschien ihr das kaum möglich, trotz allem, was sich in jüngster Zeit ereignet hatte.
    Nyal zuckte die Schultern. »Das haben sie, aber nicht lange. Es ist kein Mord, im Krieg zu töten, dennoch wird Leben genommen. Ein Faie, der Faieblut vergießt … Aura behüte! Das ist das Schlimmste, was wir uns vorstellen können.«
    Vielleicht hätten seine Worte sie nicht so getroffen, wäre sie etwas weniger erschöpft gewesen, so aber brannten sie wie Salz in einer offenen Wunde.
    »Was weißt du schon vom Krieg?«, schnappte sie. »Deine Leute sitzen herum und blicken auf uns herab, aber wenn wir versuchen, einige Hundert kürzere Leben zu retten, dann hockt ihr nur da und diskutiert, ob wir womöglich eure gesegneten Küsten beschmutzen könnten! Ganz zu schweigen davon, dass ihr einen der unseren ermordet und Klia so schwer verletzt habt, dass sie …«
    Sie unterbrach sich, als sie die verlegene Miene des wachhabenden Soldaten erkannte. Nun erst wurde ihr bewusst, dass sie beinahe geschrien hatte.
    Nichts von all dem konnte sie Nyal anlasten, aber in diesem Augenblick schien er stellvertretend für all jene langsam sprechenden, Gesetze daherbetenden, im Weg stehenden Aurënfaie dieses ganzen Landes zu sein.
    »Ruh dich eine Weile aus«, sagte Nyal sanft. »Schlaf ein bisschen, wenn du kannst.«
    Sie seufzte. »Nein, wir müssen eine Einäscherung vorbereiten.«

 
36
Woher der Wind weht
     
     
    Nach der Konfrontation mit dem Haman war Seregil erstaunlich nachdenklich.
    »Glaubst du, Nazien sagt die Wahrheit, er wolle Skala unterstützen?«, fragte Alec, als die anderen die Halle verlassen hatten.
    »Möglich ist es. Wenn die Neuigkeit die Runde gemacht hat, werden wir uns ein wenig in der Stadt umhören müssen, um herauszufinden, woher der Wind weht.«
    »Wenn wir uns trennen …«
    »Nein.« Mit finsterer Miene schüttelte Seregil den Kopf. »Ich will nach wie vor nicht, dass irgendjemand aus der skalanischen Delegation allein hinausgeht.«
    Alec grinste. »Was bist du plötzlich vorsichtig geworden.«
    Seregil lachte. »Sagen wir einfach, sogar ich bin fähig, aus Erfahrungen zu lernen.«
     
    An diesem Abend besuchten sie die Tavernen und Plätze der Stadt und lauschten den Bruchstücken empörter Äußerungen.
    Unter den freundlich gesonnenen Clans bewegten sie sich ganz ungezwungen und hörten, wie die Virésse abwechselnd angeprangert und verteidigt wurden. Über die Haman wurde nicht viel gesprochen; Alecs Entdeckung war noch nicht allgemein bekannt.
    Später wagten sie sich auf feindliches Territorium, kletterten sogar die Mauer an Nazien í Haris Garten hinauf, um herauszufinden, wie sich die Haman unter dem Einfluss dieser Beschuldigung verhielten. Das Haus lag in tiefer Stille und Finsternis. Nicht einmal der Geruch eines Abendmahls war wahrzunehmen.
    »Ein Zeichen der Demut und Buße«, flüsterte Seregil Alec zu, als sie davonschlichen. »Nazien hat die Tat seines Neffen tief

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