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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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geöffnet oder verschwinden lassen, die mir anvertraut worden sind. Wenn durch das, was ich geschrieben habe, dennoch Probleme entstanden sind, so muss ich meinen Kopf dafür hinhalten. Aber ich habe nur wahrheitsgemäß berichtet, was ich gesehen habe, und ich habe um Klias willen versucht, alles im bestmöglichen Licht darzustellen. Hätte ich je geglaubt, es könnte so weit kommen …« Eine Träne rann langsam ihre Wange hinab. »Ich hätte mir selbst die Schwerthand abgehackt, ehe ich zugelassen hätte, dass einem von Euch ein Leid geschieht.«
    »Hast du ihr berichtet, dass wir vom Tod der Königin Kenntnis hatten?«, fragte Seregil.
    »Ich habe ihr mein Beileid ausgesprochen. Ich dachte, alle hätten das getan.«
    »Dann hast du also vor Klias Tür gelauscht, als wir davon erfahren haben«, stellte Alec fest.
    Mercalle sah ihn erschrocken an. »Nur ein kleines bisschen. Auch das gehörte zu meinen Anweisungen.«
    Seregil erinnerte sich an den Pferdedreck, den sie auf dem Korridor vor der Tür gefunden hatten, und schüttelte den Kopf. Sie konnten sich wirklich dankbar schätzen, dass wenigstens einer von ihnen seine Sinne noch einigermaßen beisammen hatte.
    »Sind noch andere Soldaten in diese Geschichte verstrickt?«, fragte Beka.
    »Keiner, das versichere ich Euch bei meiner Ehre. Wie hätte ich ihnen auch etwas befehlen können, das mir selbst zuwider ist?«
    »Hast du Phoria berichtet, was Klia zugestoßen ist?«, erkundigte sich Seregil streng.
    »Nein. Lord Thero befahl mir an jenem Tag, an dem sie krank geworden ist, nichts dergleichen zu tun.«
    »Eine Verräterin mit Ehrgefühl«, schnaubte Seregil. »Ich kann nur hoffen, dass du uns die Wahrheit gesagt hast, Feldwebel. Aber möglicherweise hast du uns schon jetzt alle dem Verderben preisgegeben.«
    »Wann hast du deinen letzten Bericht abgeschickt?«, fragte Alec.
    »Am Tag vor Klias Zusammenbruch.«
    »Und was hast du geschrieben?«
    »Dass der Tag der Abstimmung festgelegt worden ist, und dass niemand allzu viele Hoffnungen auf ein positives Ergebnis hegt.«
    »Darüber werden wir später noch ausführlich sprechen«, knurrte Beka. Dann ging sie zur Tür und rief die beiden wachhabenden Soldaten, Ariani und Patra, herbei. »Soldaten, Feldwebel Mercalle steht unter Arrest. Sie unterliegt von nun an strengster Bewachung und ist von all ihren Pflichten entbunden, solange ich keine anders lautenden Befehle erteile.«
    Zwar schienen beide Soldaten angesichts ihrer Worte wie vom Donner gerührt, doch, so viel sei zu ihrer Ehrenrettung angemerkt, zögerten sie keinen Augenblick, die Anordnung zu befolgen. Als sie fort waren, stürzte sich Beka auf Alec. »Du hast also gewusst, dass sie es war.«
    »Das habe ich nicht«, versicherte er ihr. »Nicht, bis zu ihrem Geständnis.«
    »Oh, Alec«, murmelte Seregil. Sein eigener Ruf als geschickter Intrigant, basierte auf weit mehr derart zufälliger Entdeckungen, als er zuzugeben bereit war, und er hatte stets größte Vorsicht walten lassen, ehe er solche Vorfälle im Nachhinein als planvolle Handlungen ausgegeben hatte.
    »In ihren Worten liegt eine gewisse Logik«, sagte Thero. »Vielleicht können wir froh sein, von einem Freund anstelle eines Feindes ausspioniert worden zu sein.«
    Beka stolzierte wütend zum Fenster. »Das ist mir durchaus bewusst. Hätte Phoria mir diesen Befehl erteilt …« Mit der flachen Hand hieb sie auf den Fenstersims ein. »Nein! Nein, verdammt! Ich hätte eine Möglichkeit gefunden, Klia zu informieren, sie zu schützen. Bei der Flamme! Wie konnte Phoria nur so etwas tun? Es klingt beinahe, als hätte sie auf den Tod ihrer Mutter spekuliert.«
    Thero schüttelte bekümmert den Kopf. »Meine Freunde, ich glaube, wir stehen am Beginn einer neuen Ära für Skala, einer, die uns vermutlich nicht besonders gefallen wird.«
    »Darüber können wir uns später den Kopf zerbrechen«, antwortete Seregil. »Jetzt haben wir genug andere Probleme. Wir werden aufbrechen, sobald es dunkel ist.«
    Beka drehte sich zu ihm um. »Was sollen wir deinen Schwestern erzählen?«
    »Lasst mich mit ihnen sprechen.« Seregil strich sich mit den Fingern durch das Haar und seufzte. Die Aussicht auf einen solchen Abschied behagte ihm überhaupt nicht.

 
38
Unter dem Verrätermond
     
     
    Seregil verschob den Besuch bei seinen Schwestern bis nach Sonnenuntergang, obwohl er den ganzen Tag über durch seinen Kopf spukte. Er und Alec widmeten sich jeder für sich ihren geheimen Vorbereitungen, vorgeblich,

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