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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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seinen Unterarm und zog seine Hand von der Binde weg.
    »Verdammt, Seregil, wie lange noch?«, keuchte Alec.
    »Noch eine Meile oder so. Das Gelände wird bald wieder ebener, glaube ich.«
    Tatsächlich gestaltete sich der weitere Weg einfacher, aber bald stellte Alec fest, dass er nur noch zu seiner Linken ein Echo wahrnehmen konnte. Gleichzeitig seufzte ein kalter Wind beständig an seiner rechten Wange. »Sind wir auf einer Klippe?«, fragte er angespannt.
    »Nicht einmal in der Nähe«, versicherte ihm Seregil.
    »Warum redest du dann nicht mehr mit mir?«
    »Ich suche nach einer Abkürzung zum Pass. Sei still, damit ich mich konzentrieren kann.«
    Nach einer halben Ewigkeit hörte er, wie Seregil erleichtert aufatmete. »Ich habe den Weg gefunden. Jetzt dauert es nicht mehr lang, das verspreche ich dir.«
    Um sie herum wurde die Luft immer kälter, und Alec roch den Duft des würzigen Harzes von Pinien und Zedern. »Kann ich jetzt die Augenbinde abnehmen?«, fragte er, als seine Furcht schließlich totaler Langeweile wich. »Ich würde gern sehen, wie das alles aussieht mit der Zauberei.«
    »Sie wird dir lediglich Übelkeit bereiten«, warnte ihn Seregil. »Hab noch ein wenig Geduld. Wir sind beinahe – oh, Illior! Alec, zieh den Kopf ein!«
    Noch ehe Alec tun konnte, wie ihm geheißen, machte sein Pferd ruckartig kehrt, und er hörte ein bösartiges Pfeifen direkt neben seinem Ohr. Dann traf ihn etwas schmerzhaft an Schulter und Hüfte und trieb ihm gewaltsam die Luft aus den Lungen. Seregil brüllte etwas, und Alecs Pferd bäumte sich auf. Dann fiel er und fiel, fiel …
     
    Schon in dem Augenblick, in dem Seregil den Hinterhalt entdeckte, wusste er, dass es zu spät war.
    Nach einer Biegung zwischen zwei großen Felsvorsprüngen waren er und Alec auf einem engen Wegabschnitt angekommen, der über einen steilen, mäßig bewaldeten Hang zu einem Flussbett, mehrere Hundert Fuß unter ihnen, führte. Der schmale Pfad zum Pass durch das Gebirge, hörte direkt vor ihnen auf, ausgelöscht durch einen massiven Steinschlag. Dort, zwischen den Felsbrocken, von denen aus sie freie Sicht auf ihr Ziel hatten, hatten die Bogenschützen einen Hinterhalt errichtet. Ohne jede Ausweichmöglichkeit nach links oder rechts konnte Seregil nur den Rückzug antreten und hoffen, dass sie die Biegung erreichen konnten, ohne von einem Pfeil getroffen zu werden. Doch als er sein Pferd herumriss und Alecs Ross am Zügel mit sich zerrte, sah er auf den Felsen, die sie gerade erst passiert hatten, weitere Männer. Sie saßen in der Falle.
    »Zieh den Kopf ein!«, brüllte er noch einmal, doch auch dafür war es nun zu spät.
    Alecs Braune bäumte sich mit einem Schmerzensschrei auf, einen Pfeil mitten in der Brust. Alec, der noch immer die Augenbinde trug, wurde abgeworfen und stürzte auf den Abhang zu. Erst in diesem Augenblick bemerkte Seregil die Schäfte, die aus Schulter und Bein seines Freundes hervorragten. Dann war Alec aus seinem Blickfeld verschwunden.
    »Alec!« Seregil ließ sich vom Pferd fallen, um seinem Freund zu helfen, als vier weitere Männer sich aus dem Gebüsch auf ihn stürzten und ihn zu Boden zwangen. Er kämpfte wie ein Wilder, versuchte verzweifelt zu entkommen, um Alec zu suchen und ihn fortzubringen …
    … falls er noch am Leben ist …
    … doch er war hoffnungslos unterlegen. Seine Peiniger hielten ihn bäuchlings am Boden, das Gesicht in den Schmutz gepresst. Dann rissen sie ihn plötzlich herum. Jemand packte ihn beim Schopf und zerrte seinen Kopf zurück. Ein grauhaariger Mann beugte sich mit einem Dolch in der Hand über ihn, und Seregil schloss die Augen und wartete auf den unausweichlichen Hieb, der ihm die Kehle aufschlitzen würde.
    Stattdessen schnitt der Mann die Vorderseite seiner Tunika auf, und die Spitze der Klinge kratzte schaurig über die stählernen Ringe des Kettenhemdes unter dem Stoff. Er griff hinein, löste die Kette an Seregils Hals und hielt den Ring Corruths in die Höhe. Ein jüngerer Mann tauchte in seinem Blickfeld auf, doch noch ehe Seregil ihn genauer betrachten konnte, explodierte sein Schädel unter einer Woge grellen Schmerzes, und die Welt um ihn herum versank in tiefer Schwärze.
     
    Furcht verdrängte jegliche Empfindung, als Alec auf dem Erdboden aufschlug und Hals über Kopf den Hang hinunterstürzte. Er hatte sich immer schon vor Stürzen gefürchtet, aber blind zu fallen, versetzte ihn in Panik. Endlich blieb er mit einem Ruck, der ihm die Luft aus den Lungen

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