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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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in dem Netzwerk aus Nebenstraßen zu verlieren, die von der Hauptstraße abzweigten. Dort gab es Bachläufe, durch die sie hätten reiten können, um ihre Spuren auszulöschen, und Wege, die nach weiten Strecken zu ihrem Ausgangspunkt zurückführten. Andererseits konnte Seregil die meisten dieser Pfade gar nicht kennen.
    »Vielleicht sind die anderen Reiter Mitverschwörer«, sagte einer der Silmai, die ihn begleiteten, als sie an einer Quelle am Wegesrand rasteten, an der die Flüchtlinge abgestiegen waren, um etwas zu trinken.
    »Wenn das der Fall ist, dann werden sie uns keine große Hilfe sein«, stellte Nyal fest und untersuchte die Fußabdrücke in der weichen Erde rund um die Quelle begutachtete: zwei Paar aurënfaiischer Stiefel, ein paar skalanischer. Die übrigen konnten nicht abgestiegen sein.
    »Außerdem können sie sich hier nicht auskennen, sonst hätten sie ihm gezeigt, wo er die Hauptstraße verlassen kann, um uns von der Spur abzubringen«, stellte ein Ra’basi namens Woril fest.
    »Noch nicht«, murmelte Nyal geistesabwesend, während er sich erneut fragte, was Seregil vorhaben mochte. Erst am nächsten Tag, als sie die Stelle fanden, an der sich die Reiter getrennt hatten, fing er an zu verstehen.

 
42
Verwirrungen
     
     
    Während ihres ruhigen nächtlichen Rittes ging Beka den wenigen Akhendi, die auf der Straße unterwegs waren, aus dem Weg. Sie gab sich keine Mühe, ihre Spuren zu verwischen, zählte sie doch zum Schutz ihrer Freunde darauf, etwaige Verfolger in die Irre führen zu können.
    Der Regen hielt an, kalter, unerbittlicher Dunst, der geradewegs bis auf ihre Knochen zu dringen schien. Als die Berge immer näher vor ihr emporragten, ließ sie von ihrer List ab und bog in eine Nebenstraße ab, die sich ostwärts durch den Wald schlängelte. Spät am nächsten Tag war sie völlig ausgelaugt und hatte sich rettungslos verirrt.
    Während sie gemächlich einherritt, stieß sie auf einen Wildpfad, der einen Hang hinaufführte. In der Hoffnung, ein Obdach für die Nacht zu finden, folgte sie ihm. Kurz bevor es dunkel wurde, entdeckte sie ein Stückchen trockener Erde unter einer umgestürzten Fichte. Dort schlug sie ihr Lager auf. Der Baum war vor nicht allzu langer Zeit vom Blitz getroffen worden, welcher den Stamm zerschmettert, aber nicht gänzlich durchtrennt hatte, sodass das dichte Astwerk in einem Winkel über dem Boden hing, und sie unter den niedrigeren Ästen eine geschützte Zuflucht fand. Nachdem sie ihr Bündel hereingeschleppt hatte, grub sie mit dem Dolch eine Mulde in den Boden und schichtete Holz für ein kleines Feuer auf, um die Kälte zu vertreiben.
    Nur ein paar Stunden, beschwichtigte sie sich selbst, als sie sich dicht an die Flammen kauerte. Nachdem die Hitze ihre Tunika und Kniehosen getrocknet hatte, wickelte sie sich in ihre Decke und lehnte sich an die rissige Rinde des Fichtenstammes. Eine schmale, blasse Mondsichel zeigte sich zwischen den Wolkenfetzen gleichsam als Erinnerung an die Tatsache, dass der Iia’sidra bereits in zwei Tagen über Erfolg oder Misserfolg all ihrer Bemühungen abstimmen würde.
    »Bei den Vieren«, flüsterte sie. »Ich werde schon zufrieden sein, wenn wir Klia lebendig wieder nach Hause schaffen können.«
    Als der Schlaf sie allmählich übermannte, war es jedoch Nyal, um den ihre Gedanken kreisten und der ihre Träume mit einer unangenehmen Mischung aus Sehnsucht und Zweifeln erfüllte.
     
    Der Griff einer starken Hand an ihrer Schulter riss Beka in der Morgendämmerung aus dem Schlaf. Das Licht reichte gerade, zu erkennen, dass Nyal, das Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt, neben ihr kniete.
    »Was machst du denn hier?«, keuchte sie, nicht ganz sicher, ob sie womöglich doch träumte.
    »Es tut mir leid, Talía«, murmelte er, und Beka erkannte mit Entsetzen die bewaffneten Männer hinter ihm.
    Sie zuckte zurück und machte sich harte Vorwürfe dafür, dass sie sich so leicht hatte schnappen lassen.
    »Beka, bitte …«, versuchte Nyal es erneut, doch sie stieß ihn weg und kam stolpernd auf die Beine. Wie hatten sie sich ihr nähern können, ohne dass sie sie gehört hatte?
    »Ihre Pferde sind da, aber von den beiden Männern ist nichts zu sehen«, berichtete ein Ra’basi Nyal.
    »Du Scheißkerl!«, knurrte Beka, als ihr bewusst wurde, was vorging. »Du hast sie hierher geführt.«
    »Wo sind sie, Beka?«, fragte er nur.
    Auf der Suche nach einem Hoffnungsschimmer blickte sie ihm in die Augen, doch da war nichts. Sie

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