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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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trieb, an einem Hindernis hängen. Erst, als er still auf der Seite lag und vollkommen zerschlagen um Atem rang, war er imstande, sich dem sengenden Schmerz zu widmen, der in seiner linken Hüfte und der rechten Schulter wütete, und dem bohrenden Gefühl nachzugehen, was ihn direkt unter den Rippen peinigte. Letzteres wurde vom Heft seines Schwertes ausgelöst, dass sich in ungeschickter Weise unter ihm verfangen hatte.
    Dank sei den Vieren, dachte er, während er die Waffe zurechtschob und wieder Atem schöpfte.
    Irgendwo über sich hörte er Männer, die einander etwas zuriefen und offensichtlich auf der Suche nach ihm waren.
    Magie oder nicht, er konnte es sich nicht leisten, die Augenbinde noch länger zu tragen und wie ein verwundetes Tier auf den Tod zu warten. Er riss sich das verhasste Tuch von den Augen, blinzelte in der plötzlichen Helligkeit und sah – Farne.
    Immerhin konnte er gut sehen, wenngleich das leichte Prickeln magischer Energien auf seiner Haut ihm verriet, dass er die geschützte Zone noch nicht verlassen hatte.
    Rufe hangaufwärts warnten ihn davor, noch weitere Zeit mit derartigen Überlegungen zu vergeuden. Als er mühsam den Kopf ein wenig hochreckte, erkannte er, dass er auf einem Lager aus dicht wachsenden, großen fedrigen Farnen am Fuße einer alten Birke lag. Von hier aus konnte er den Pfad mehrere hundert Meter den Hang hinauf überblicken, wo sich einige Männer aufhielten. Gesetzlose, so vermutete er, denn sie trugen keine Sen’gais. Wie er befürchtet hatte, waren bereits ein paar von ihnen grob in seine Richtung unterwegs.
    Als er sich hinter die Farnwedel duckte, fühlte er erneut das Pulsieren in seiner rechten Schulter. Frisch aufgerissene Metallringe lugten aus einem Riss im Ärmel seiner Tunika hervor, wo ihn ein Pfeil gestreift hatte.
    Die Wunde in seinem Bein war schlimmer. Ein Pfeil hatte sich in seine linke Hüfte gebohrt und war steckengeblieben. Irgendwann während seines Sturzes war der Schaft abgebrochen, aber die stählerne Pfeilspitze saß immer noch kurz unter der unteren Verschnürung der Hose. Ohne sich Zeit zum Nachdenken zu gönnen, griff er nach dem herausragenden Ende der Pfeilspitze und riss sie aus seinem Bein. Dann verlor er das Bewusstsein.
     
    Als er wieder zu sich kam, zerrte ihn jemand an seiner verletzten Schulter über den unebenen Boden. Der Schmerz in seinem Bein hatte sich auf ein wahrhaft exquisites Niveau gesteigert, und er drohte, erneut in Ohnmacht zu fallen. Als sich der Schleier über seinem Geist wieder lichtete, fand er sich erleichtert in einer ruhigen Lage wieder, auf starken Armen sicher an der Brust eines Mannes geborgen.
    »Seregil, ich dachte …« Aber die Augen über ihm waren nicht grau.
    »Sei still«, befahl ihm Nyal, der vorsichtig über den Rand der ausgetrockneten Wasserrinne lugte, in der sie beide lagen. Er trug keinen Sen’gai, und seine Kleider waren von einer fahlen Farbe, die sich kaum von den langen abendlichen Schatten am Waldboden abhob.
    Schritte raschelten ganz in der Nähe im Laub, ehe sie sich in Gegenrichtung wieder entfernten.
    Einen Augenblick später kauerte sich Nyal neben ihn und untersuchte die Wunde in Alecs Hüfte. »Sie ist sauber, aber sie muss verbunden werden. Bleib hier und schließ die Augen, wenn du kannst.«
    »Ich kann sehen«, widersprach ihm Alec.
    Der Ra’basi starrte ihn für einen flüchtigen Moment erstaunt an, doch ihnen blieb keine Zeit für Erklärungen. Tief geduckt eilte er die Wasserrinne hinab und verschwand bald im schattigen Unterholz.
    Die Männer, die sie überfallen hatten, schienen die Suche nach Alec für den Augenblick aufgegeben zu haben. Als er den Hang hinaufblickte, konnte er keine Spur von ihnen entdecken. Gleich darauf war Nyal mit seinem Bogen und einem großen Reisesack zurück.
    »Sie blutet nicht allzu schlimm«, murmelte er und zog eine Flasche und einen einfarbigen Sen’gai aus dem Sack hervor. »Hier, nimm einen Schluck«, wies er Alec an, als er ihm die Flasche reichte.
    Das starke alkoholische Gebräu brannte in Alecs Kehle, und er nahm einen weiteren Zug, ehe er sich den Hals verrenkte und sich nervös umsah, während Nyal hastig einen Umschlag um die Wunde wickelte.
    »Das müsste für den Augenblick reichen.« Nyal klopfte ihm auf die Schulter. »Lass uns sehen, ob du so laufen kannst. Seregil braucht uns.« Er erhob sich und streckte die Hand aus, um Alec aufzuhelfen.
    Alec ergriff sie und zog sich auf die Beine. Seine Hüfte schmerzte immer noch

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