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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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versagte jedoch kläglich. Jemand hielt ihm eine Flasche an die Lippen, und er würgte eine bittere Flüssigkeit hinunter.
    »Du zitterst«, stellte Alec leise fest, als er ihm auf die Beine half. »Wirst du zurechtkommen?«
    »Ich habe keine andere Wahl, Talí«, erwiderte Seregil. »In einem oder zwei Tagen ist das Schlimmste vorbei. Die Wunde ist nicht allzu tief. Sie reicht gerade, ein Mal zu hinterlassen und mich stets zu erinnern.«
    »Erinnern? Woran?«
    Seregil setzte ein klägliches Grinsen auf. »Daran, wer ich bin.«

 
50
Ein Patt
     
     
    Der Ritt zurück nach Sarikali schien sich endlos hinzuziehen. Beka und Nyal hielten sich abseits der Hauptstraße und machten um jedes Dorf auf ihrem Weg einen weiten Bogen. Nur einmal hielt Nyal an, um ein zweites Pferd zu kaufen, und ließ sie währenddessen kommentarlos im Wald stehen.
    Dennoch war sie dankbar, endlich wieder ein eigenes Pferd zu haben; die Nähe zu Nyal, gemeinsam auf dem Rücken eines Pferdes, war ihr beinahe unerträglich gewesen. Für den Rest des Tages sprachen sie nur wenig, und am Abend rollten sie sich, sobald sie gegessen hatten, in ihre Decken am niedergebrannten Feuer.
    Wann immer sie sich gestattete, ein wenig mehr über ihre Lage nachzudenken, erschien ihr diese ganze Situation lächerlich. Sie war eine Gefangene im Sinne des Wortes, und doch hatte sie noch ihre Waffen. Jeder von ihnen hätte sich des Nachts fortschleichen können, und doch waren sie beide am nächsten Morgen immer noch da.
    Ich muss zurück in die Stadt, und er hat Befehl, mich dorthin zu bringen, das ist alles, predigte sie sich im Stillen, wobei sie die traurigen Blicke ignorierte, die er immer wieder verstohlen in ihre Richtung warf.
     
    Am folgenden Nachmittag erreichten sie den Fluss. Vor der Brücke zügelten sie ihre Pferde.
    »So, da wären wir«, sagte Beka. »Was jetzt?«
    Nyal starrte gedankenverloren zu der fernen Stadt hinüber. »Ich muss dich wohl zum Iia’sidra bringen. Aber sei unbesorgt. Du bist eine Tír. Ich nehme an, sie werden dich einfach zu Klia zurückbringen. Sie ist diejenige, die für dich und all deine Taten Rede und Antwort stehen muss.«
    »Wirst du ihnen erzählen, dass du Seregil hast entkommen lassen?«, fragte sie spöttisch.
    Nyal seufzte. »Früher oder später wird mir nichts anderes übrig bleiben.«
    Etwas in seiner Miene nährte erneut ihre Zweifel. Falls er die Wahrheit sagte …
    »Wir sollten unseren Auftritt ein bisschen vorbereiten«, fand sie und gab ihm ihre Waffen zurück. Allein die Geste löste eine neue Welle des Bedauerns aus; er hätte sie längst an sich nehmen können.
    Ihre Rückkehr verursachte weniger Aufsehen, als erwartet. Bis sie die Tupa der Silmai erreicht hatten, nahm kaum jemand Notiz von ihnen. Vor dem Haus des Khirnari wechselte Nyal ein paar Worte mit einem Diener. Dann zog er sich zurück, und Beka betrat allein das Haus. Sie spürte, dass er sie beobachtete, blickte sich aber nicht um. Stattdessen stählte sie sich innerlich und ließ sich in die Empfangshalle führen, wo Brythir sie bereits erwartete.
    Nichts in seiner Haltung gab seine wahre Reaktion preis. Er starrte sie lediglich einen schier endlosen Moment an und seufzte dann. »Ich habe den Iia’sidra und einige Eurer Leute zusammengerufen, Rittmeisterin. Ihr werdet ihnen Rede und Antwort stehen müssen.«
    Sie verbeugte sich tief. »Euer Wunsch ist mir Befehl, Khirnari. Aber sagt mir bitte, ist Klia noch am Leben?«
    »Ja. Soweit mir bekannt ist, geht es ihr besser, auch wenn sie immer noch nicht sprechen kann.«
    Die Erleichterung verschlug ihr die Sprache, also beschränkte sich Beka darauf, sich erneut zu verbeugen.
    »Setzt Euch.« Er bedeutete ihr, Platz zu nehmen, und drückte ihr einen Krug Bier in die zitternden Hände. »Nun müsst Ihr mir eine Frage beantworten. Seid Ihr aus freiem Willen zurückgekehrt?«
    »Ja, Mylord.«
    Das schien ihn zufrieden zu stellen, denn er fragte nicht weiter. Kaum hatte sie ihr Bier getrunken, machten sie sich, begleitet von einer Eskorte, auf den Weg zum Ratssaal.
    Dort angekommen, sah sie sich einer weit feindseliger gesonnenen Versammlung gegenüber, wenngleich sie aus den Reihen der Bôkthersa und der Akhendi mit ermutigenden Blicken begrüßt wurde. Thero, der auf Klias Platz saß, schenkte ihr ein Lächeln. Ihr war weder Zeit geblieben, sich zu waschen, noch ihre verdreckten und überdies gestohlenen Kleider zu wechseln; sie sah von Kopf bis Fuß schuldig aus, genau wie eine Spionin, wenn

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