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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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eingreifen, so würde ich es tun. Ich hätte nie geglaubt, dass diese Sache Euch oder Kommandantin Klia Schaden zufügen könnte. Seit Sir Alec mich enttarnt hat, habe ich viel nachgedacht. Phoria hat sich verändert, seit ich unter ihr gedient habe, oder ich bin inzwischen in einem Alter, in dem man die Dinge ein wenig anders sieht …« Ihre Stimme verlor sich für einen Augenblick. »Wenn wir nach Hause zurückkehren, werde ich das Regiment verlassen, Rittmeisterin. Darum bin ich hier. Um Euch das zu sagen und Euch zu bitten, Nyal eine Chance zu geben, seine Redlichkeit unter Beweis zu stellen, ehe Ihr ihn davonjagt.« Auf ihren Lippen erschien die Andeutung eines Lächelns. »Es steht mir nicht zu, das zu sagen, Rittmeisterin, aber das wird mich nicht abhalten: Männer wie der laufen Frauen wie uns nicht jeden Tag über den Weg.«
    »Und was, wenn ich dir sage, dass Alecs Blut an seinen Händen klebte, als er zu mir kam?«, schnappte Beka. »Oder Seregils? An ihm klebt Blut, und solange ich nicht weiß, wessen Blut, wäre ich dir dankbar, wenn du deine Meinung für dich behalten würdest.«
    »Verzeiht, das wusste ich nicht.« Mercalle salutierte steif und ging hinaus. Beka blieb allein mit ihrem Dilemma zurück, aus dem sie keinen Ausweg sah.

 
51
Sarikali
     
     
    Jeder Reisende, der das Gebirge durchquerte, trug die notwendige Medizin für Drachenbisse bei sich. Riagil behandelte Seregils Hand mit Umschlägen aus Kräutern und feuchtem Lehm und wies seine Männer an, einen Heiltrunk aus Weidenrinde und Flechten zu brauen. Davon unbeeindruckt schwoll Seregils Arm rasch bis zum Ellbogen an, bis er einer blaugefleckten dicken Wurst glich. Vor seinen Augen tanzten dunkle Punkte, und ihm tat jeder Knochen im Leib weh. Dennoch hielt er sich hartnäckig am Sattelknauf fest, während Alec sein Ross führte.
    Bei Anbruch der Nacht erreichten sie die bewaldeten Vorgebirge von Akhendi und schlugen auf einer Lichtung ihr Lager auf. Das Gras war weich, die Luft von süßem Duft erfüllt, doch er verbrachte die Nacht in einem Strudel fiebriger Träume und erwachte am Morgen so steif, dass er sich ohne Hilfe nicht mehr aufrichten konnte.
    »Du solltest ein wenig essen«, riet ihm Alec, als er ihm eine weitere Dosis von Riagils Medizin einflößte.
    Seregil schüttelte den Kopf, nahm aber wenigstens den Becher frischen Rindentees an, den Alec mit starkem Schnaps, verschnitten hatte. Mit ein wenig Hilfe gelang es ihm sogar, wieder in den Sattel zu steigen. Dort wartete er gepeinigt auf das Signal zum Aufbruch.
    »Geht es Euch heute wieder besser?«, fragte Korathan, der sein Ross an ihm vorbeiführte.
    Seregil brachte mühsam ein Grinsen zustande. »Nein, Mylord, aber auch nicht schlechter.«
    Korathan nickte ihm anerkennend zu. »Gut. Ich wäre nicht sehr erfreut, müssten wir Euch hier zurücklassen.«
     
    Je weiter sie in bewohntes Akhendi-Gebiet vordrangen, desto wachsamer wurde Alec. Wann immer sie anhielten, um ihre Wasserschläuche zu füllen oder Neuigkeiten auszutauschen, vergewisserte er sich, dass sie sich sicher im Kreis der skalanischen Soldaten aufhielten. Außerdem hielt er Augen und Ohren offen und erfuhr, dass Amali nach Hause zurückgekehrt war, nachdem er und Seregil die Stadt verlassen hatten. Rhaish jedoch hielt sich noch immer in Sarikali auf.
    »Was sollte er sonst tun?«, murmelte Seregil, der in jämmerlicher Haltung im Sattel hing. »Entweder er ist unschuldig und hat keinen Grund zu fliehen, oder er will keinen Verdacht auf sich lenken.«
     
    Spät an jenem Tag erreichten sie das Tal, wo sie auf einen Kader Silmai trafen, der sie an der Brücke erwartete. Iäanil í Khormai begrüßte Korathan im Namen des Iia’sidra und schickte Boten in die Stadt, ihre Ankunft zu verkünden.
    »Dieses Willkommen ist immerhin besser als das, was Klia bereitet wurde«, stellte Seregil fest. Nun wieder ein wenig munterer, nahm er Alec die Zügel seines Pferdes ab. Die Schwellung ließ allmählich nach, obwohl die Haut noch immer bedrohlich verfärbt war.
    In den Außenbezirken der Stadt wurden sie von einer großen Gruppe Aurënfaie begrüßt, angeführt von neun der weißgekleideten Mitglieder des Iia’sidra. Die Khirnari der Virésse und der Haman waren nicht gekommen.
    »Rhaish?«, fragte Seregil leise, wobei er sich beinahe den Hals verrenkte, um an dem großgewachsenen skalanischen Reiter vorbeizuschauen, der ihm den Blick versperrte.
    »Da«, deutete Alec, als er den Akhendi bei Adzriel und dem alten

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