Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Dennoch wurden wir alle drei von Akhendi angegriffen, die uns nicht gefangen nehmen, sondern töten wollten. Alec und ich liefen in einen Hinterhalt. Die Männer erwarteten uns in dem Pass, den ich für unsere Reise durch das Gebirge ausgewählt hatte. Jemand muss ihnen verraten haben, wo sie uns finden können, jemand, der die Macht hatte, unsere Spur aufzunehmen, denn ich habe niemandem erzählt, welche Route wir nehmen wollten. Nach dem Überfall entdeckten wir dies in der Ausrüstung der Angreifer.«
Er zog den Akhendi-Sen’gai vor und hielt ihn hoch, damit alle ihn sehen konnten.
»Der einzige Beweis für diese Geschichte ist das Wort eines Verbannten«, warf Ruen í Uri von den Datsia ein.
»Und das meine«, sagte Nyal und trat vor. »Ich habe den Verbannten und seinen Talímenios verfolgt und kam dazu, als sie angegriffen wurden. Mit Alecs Hilfe gelang es mir, Seregil zu retten, als die Angreifer ihn ermorden wollten. Gemeinsam schlugen wir sie in die Flucht. Soweit ich weiß, sind die sterblichen Überreste derjenigen, die bei dem Kampf getötet wurden, noch immer dort. Später ging ich zurück, um Beka Cavish zu suchen, und musste feststellen, dass sie und meine Männer ebenfalls überfallen worden waren. Ich folgte ihrer Spur und kam dazu, als sie erneut angegriffen wurde. Dieses Mal von Männern, die die Sen’gais der Akhendi für jeden sichtbar auf dem Kopf trugen.«
»Ihr habt dem Verbannten geholfen zu entkommen?«, fragte Brythir mit tadelnd hochgezogenen Brauen.
Nyal begegnete seinem anklagenden Blick mit stoischer Ruhe. »Das habe ich, Khirnari.«
Der Silmai schüttelte den Kopf, ehe er sich wieder an Seregil wandte. »Das ist noch immer kein Beweis dafür, dass der Giftmörder ein Akhendi ist.«
»Dank der Anleitung der Rhui’auros erkannte ich, dass Alec und ich in jener Nacht bei dem Bankett der Virésse Zeuge der Tat geworden waren, Khirnari. Rhaish í Arlisandin persönlich trug den Giftring und tötete Lord Torsin mit einem freundschaftlichen Handschlag. Später legte jemand eine Troddel von einem Virésse-Sen’gai in Torsins Hand, um den Verdacht auf die Virésse zu lenken. Diese Troddeln dienten als Signal, wenn Ulan í Sathil Torsin zu einem geheimen Treffen rufen wollte. Nur stammte die Troddel in Torsins Hand nicht von dem Sen’gai des Khirnari, noch wurde in jener Nacht ein solches Signal von den Virésse gegeben.«
»Aus welchem Grund sollte Rhaish í Arlisandin Torsin í Xandus umbringen?«, fragte der Khirnari der Bry’kha sichtlich verwirrt.
»Weil der skalanische Gesandte zusammen mit den Virésse an geheimen Plänen für eine begrenzte Öffnung Gedres gearbeitet hat.«
Brythir wandte sich an Klia. »Ist das wahr?«
Klia flüsterte Adzriel angestrengt etwas zu, und die Bôkthersa gab ihre Antwort an den Rat weiter. »Klia hat erst ein paar Wochen vor dem Tod des Gesandten davon erfahren. Er hat auf Königin Idrilains Geheiß gehandelt, für den Fall, dass der Iia’sidra Klia abweisen sollte. Währenddessen hat Klia weiterhin ihre Befehle befolgt, in der Hoffnung, Gedre dauerhaft öffnen zu können.«
Rhaish verfolgte die Befragung wie versteinert und sagte keinen Ton.
Brythir rief die übrigen Khirnari mit Ausnahme von Rhaish und Adzriel zu sich. Nach einigen Minuten aufgeregten Flüsterns kehrten sie alle zu ihren Plätzen zurück.
»Wir möchten mehr über diesen angeblichen Giftanschlag erfahren«, sagte der Silmai zu Seregil.
»Wie ich schon sagte, fiel mir damals nicht auf, was ich gesehen hatte. Das wurde mir erst nach dem Überfall im Gebirge klar. Ich glaube, nur Rhaish und Amali wussten, dass wir das Armband hatten, und damit tritt auch die Bedeutung des vertauschten Talismans zu Tage. Einer der beiden hat ihn benutzt, um unsere Spur aufzunehmen und einen Hinterhalt zu errichten.
Aber nicht allein Klias Armband belastet den Khirnari und seine Gemahlin, sondern ebenso das Fehlen von Torsins Talisman. Deshalb nehme ich an, dass Klias Vergiftung ein Versehen war, kein versuchter Mord.
Als Torsins Leichnam am Morgen nach dem Bankett bei den Virésse in das Gästehaus gebracht wurde, fiel Alec auf, dass sein Talisman verschwunden war. Wenn die Person, die ihn vergiftet hat, wusste, worum es sich bei dem Armband handelte, so musste sie es entfernen, um ihre Spuren zu verwischen.«
Er wandte sich Rhaish zu. »Ihr habt ihm das Armband abgenommen, als Ihr ihn vergiftet habt, denn Ihr wusstet, dass es Eure Identität preisgeben konnte. Ihr habt vorgegeben zu
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