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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Autoren: Lynn Flewelling
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bevorstehenden Besuch der Delegation aus Skala ausgesprochen. Was wäre wohl geschehen, so fragte sich Ulan, wenn die Skalaner nicht darauf bestanden hätten, sich von dem Bôkthersa-Verbannten, Seregil í Korit, begleiten zu lassen? Im Grunde war das jedoch kaum von Bedeutung. Ihm würde dieser Umstand in Sarikali nur zugute kommen können.
    »Wir sitzen unter dem Licht eines gnädigen Mondes beisammen«, stellte Elos í Orian erfreut fest.
    Lhaär ä Iriel bedachte ihn mit einem kalten Seitenblick. »Der gleiche Mond scheint auch auf alle anderen hernieder. Soweit ich mich erinnere, wurdet Ihr selbst unter Auras Sichel im Iia’sidra überstimmt.«
    »Nur in Bezug auf die Delegation«, erinnerte Galmyn í Nemius sie in markigem Ton. Zweifellos glichen seine Gedanken denen Ulans: Ihr wurdet überstimmt, hatte sie gesagt, nicht wir. Was will die Frau hier?
    »Noch vor fünfzig Jahren wäre das Gesuch der Skalaner schlicht abgelehnt worden«, stellte Elos fest. »Und jetzt verhandeln wir mit ihnen – und das auch noch in Sarikali! Das muss irgendetwas zu bedeuten haben.«
    »Vielleicht gewinnen die Clans des Westens an Einfluss«, sagte Ulan. »Ihre Interessen stehen nicht zwangsläufig mit den unseren in Einklang.«
    »Das Gleiche könnte man auch von Lhapnos und Virésse sagen«, warf Galmyn í Nemius trocken ein. »Und trotzdem bin ich heute hier.«
    »Die Lhapnos unterstützen die Haman, und die Haman sind uneins mit den Bôkthersa und anderen angrenzenden Clans, das ist kein Geheimnis«, verkündete Lhaär ä Iriel unverblümt.
    Ulan lächelte. »Mir gefällt diese offene Sprache unter Freunden. Vielleicht erklärt Ihr uns, wo die Khatme stehen?«
    »Im Einklang mit Aura wie stets. Die Khatme bringen den Tírfaie keine wie auch immer geartete Sympathie entgegen, aber die Skalaner ehren Aura unter dem Namen Ilior. Und wenngleich sie die Blasphemie begehen, den Lichtträger ihren anderen Göttern zuzuordnen, sind ihre Zauberer doch Abkömmlinge unserer eigenen Orëska, und sie sind erfolgreich. Das bringt uns in ein großes Dilemma, eines, aus dem bisher weder der Lichtträger noch die Drachen unseren Priestern einen Ausweg gewiesen haben.«
    Galmyn í Nemius zog eine ergrauende Braue hoch. »Mit anderen Worten, Ihr steht noch immer mit einem Fuß auf der anderen Seite des Zaunes.«
    Die Clankennzeichen auf Lhaär ä Iriels Antlitz schienen sich auf subtile Weise neu anzuordnen, als sie sich zu ihm umwandte. »Das ist keineswegs das, was ich gesagt habe, Khirnari.«
    Das selbstgefällige Lächeln des Lhapnos’ erstarrte auf seinen Lippen. Einen endlosen Augenblick schien es seinen Gesprächspartnern angenehmer, ihre Aufmerksamkeit dem Mond zuzuwenden.
    »Wessen können wir uns dann noch sicher sein?«, fragte Elos.
    »Von uns selbst und den Haman abgesehen, mit allem gebührenden Respekt für euch, Lhaär, können wir uns vermutlich auch auf die Ra’basi verlassen«, entgegnete Ulan. »Die Akhendi zaudern noch, doch sie können durch offene Grenzen mehr gewinnen als verlieren. Ein paar andere werden wir noch überzeugen müssen.«
    »In der Tat«, murmelte der Lhapnos. »Und wer wäre dazu besser geeignet als Ihr?«

 
6
Fern der Heimat und doch zu Hause
     
     
    Der folgende Tag verging unter den Vorbereitungen für Klias Reise. Ein steter Strom Lastkarren und berittener Boten hinterließ an diesem Morgen Staubwolken auf der Straße durch die Weinberge.
    Gemeinsam mit Seregil und Klia ging Alec hinunter zur Schiffswerft, um die drei dort vor Anker liegenden Schiffe zu inspizieren. In schlichte Reitkleidung gekleidet, passierten sie auf dem Rücken kleiner Pferde unbeachtet die am Hafen versammelten Menschen und ritten hinaus auf den langen Kai, an dem ein Handelsschiff mit weit herausgezogenem Bug vor Anker lag. Matrosen huschten mit Tauen und Werkzeugen geschäftig auf den Decks einher wie Ameisen auf Karamellbonbons.
    »Das ist die Zyria. Eine richtige Schönheit, nicht wahr?«, sagte Klia, während sie sie an Bord führte. »Und die beiden da draußen bilden unsere Eskorte, Wolf und Schnelles Ross.«
    »Die sind ja gewaltig!«, rief Alec aus.
    Über hundert Fuß lang, war jedes einzelne dieser Schiffe gut doppelt so groß wie alle anderen, auf denen er bisher gereist war. Auf dem Achterdeck erhoben sich haushohe Aufbauten, und die Ruder am Schiffsheck waren turmhoch. Zwei Masten und ein Klüverbaum im Bugspriet waren mit roten Segeln getakelt, und die Schilde an der Reling trugen die Flamme und den Halbmond
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