Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
der skalanischen Flagge. Diese Schilde strahlten unter neuer Farbe und einer frischen Vergoldung, durch die noch die Spuren der zurückliegenden Schlachten hindurchschimmerten.
Der Kapitän, ein großer, weißhaariger Mann namens Farren, kam ihnen auf Deck in einer Seemannstunika entgegen, die über und über mit Salz und Teerflecken bedeckt war.
»Wie geht es mit der Ladung voran?«, erkundigte sich Klia, während sie sich anerkennend umblickte.
»Alles nach Plan, Kommandantin«, antwortete er, nachdem er einen Blick auf die Ladeliste geworfen hatte, die er am Gürtel trug. »An der Laderampe für die Pferde müssen wir noch ein bisschen arbeiten, aber bis Mitternacht werden wir alles für Euch vorbereitet haben.«
»Auf jedem Schiff wird eine Dekurie der Kavallerie samt Pferden reisen«, erklärte Klia Alec. »Die Soldaten werden als Verstärkung für die Bogenschützen in der Mannschaft dienen, sollten wir uns verteidigen müssen.«
»Sieht aus, als wäret Ihr auf das Schlimmste gefasst«, bemerkte Seregil mit einem Blick auf eine große Kiste.
»Was ist das?«, fragte Alec. In der Kiste lag etwas, das aussah wie gestapelte irdene Krüge, die mit Wachs versiegelt waren.
»Benshâl-Feuer«, erwiderte der Kapitän. »Wie der Name nahelegt, wurde es vor Jahren von den Plenimaranern entwickelt. Es ist eine widerliche Mischung: Öl, Pech, Schwefel, Salpeter und so was. Wenn es mit einer Bailiste abgeschossen wird, explodiert es beim Aufprall und steckt in Brand, was auch immer es trifft. Das Zeug brennt sogar im Wasser.«
»Ich kenne das Zeug«, sagte Seregil. »Man braucht Sand oder Essig, um es zu löschen.«
»Oder Pisse«, fügte Farren hinzu. »Dafür haben wir die Fässer auf dem Achterdeck. In der skalanischen Marine wird nichts verschwendet. Aber dieses Mal laufen wir schließlich nicht zum Kampf aus, nicht wahr, Kommandantin?«
Klia grinste. »Nein, das tun wir nicht, aber ich kann nicht für die Plenimaraner sprechen.«
Die Aufregung machte sich wie ein Loch in Alecs Bauch breit, als er und Seregil gemeinsam mit den anderen am Abend ein letztes Mahl in Skala einnahmen. Wieder einmal waren sie wie skalanische Edelleute gekleidet, und Klia zog anerkennend die Augenbrauen hoch. »Ihr zwei seht besser aus als ich.«
Seregil verbeugte sich höflich und setzte sich neben Thero. »Runcer hat uns mit seinem gewohnten Weitblick beglückt.«
Als sie in der Nacht zuvor ihre Reisetruhen geöffnet hatten, hatten sie ihre besten Kleidungsstücke aus Rhíminee vorgefunden: feine wollene und samtene Umhänge, weiches Leinen, glänzende Stiefel und Rehlederhosen, so glatt und weich wie der Hals einer Jungfrau. Alecs Mäntel spannten nun ein wenig um die Schultern, aber ihnen blieb keine Zeit, sie zum Ändern zum Schneider zu bringen.
»Werdet Ihr den Faie als Prinzessin Klia oder als Kommandantin Klia entgegentreten, wenn wir Gedre erreichen?«, fragte Alec angesichts der Tatsache, dass Klia selbst jetzt noch Uniform trug.
»Für mich heißt es, höfische Gewänder samt Handschuhen zu tragen, sobald wir dort sind, fürchte ich.«
»Gibt es irgendetwas Neues von Lord Torsin?«, fragte Beka mit Blick auf den Stapel niedergeschriebener Botschaften neben Klia.
»Nichts. Die Khatme und die Lhapnos geben sich gewohnt ablehnend, aber er glaubt, eine Spur des Interesses bei den Haman entdeckt zu haben. Die Unterstützung durch die Silmai steht, und die Datsia scheinen sich ebenfalls auf unsere Seite zu schlagen.«
»Wie steht es mit den Virésse?«, fragte Thero.
Klia breitete die Hände aus. »Ulan í Sathil streut nach wie vor Hinweise aus, dass es ihm und seinen Verbündeten im Osten gleich sei, ob sie nun mit Plenimar oder mit Skala Handel treiben.«
»Obwohl der plenimaranische Hochkönig ganz offen das Wiederaufleben der Totenbeschwörungen fördert?« Seregil schüttelte den Kopf. »Während des Großen Krieges haben sie mehr als jeder andere Clan unter den Plenimaranern gelitten.«
»Die Virésse sind bis ins Herz pragmatisch, fürchte ich.« Klia wandte sich zu Alec um. »Was ist das für ein Gefühl zu wissen, dass wir bei Tagesanbruch die Segel setzen, um in das Land Eurer Ahnen zu reisen?«
Alec spielte mit einem Stück Brot. »Es ist schwer zu beschreiben, Mylady. Als ich aufwuchs, wusste ich nicht, dass ich etwas von den Faie geerbt habe. Für mich ist das immer noch schwer zu begreifen. Außerdem war meine Mutter eine Hâzadriëlfaie. Die Aurënfaie, die ich im Süden treffen werde, können im
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