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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Tavernen und erreichten ungesehen das Haus des Khirnari.
    Mit Hilfe des Enterhakens kletterten sie über die rückwärtige Mauer auf das Dach und krochen über die Ziegel bis zur Kante, von wo sie den Garten überblicken konnten. Nach den dunklen Fenstern zu urteilen, hatte sich der ganze Haushalt bereits zu Bett begeben.
    Sie kletterten hinunter und folgten einem Pfad, der sie zwischen den Blumenbeeten hindurchführte. Als sie an der Laube vorüberkamen, in der sie Amali zum letzten Mal gesehen hatten, sahen sie, dass die Tür zum Schlafgemach des Khirnari offen stand.
    Alec wollte zu der Tür gehen, doch Seregil hielt ihn zurück. Das leise Rascheln von Seide ganz in der Nähe war unüberhörbar.
    »Ich dachte, Ihr würdet mich vielleicht besuchen, Verbannter.«
    Beide zogen die Köpfe ein, als ein schwaches magisches Licht in einer Ecke des Gartens aufleuchtete. Es glühte auf Rhaish í Arlisandins Handfläche, gerade hell genug, das Gesicht des Khirnari und die Armlehnen seines Sessels zu beleuchten. Seine andere Hand tauchte im Lichtschein auf, und er nippte an einem Tonkrug mit Wein, den er gleich darauf auf einem kleinen Tisch neben dem Sessel abstellte.
    »Kommt nur, leistet mir Gesellschaft«, sagte er und winkte sie zu sich. »Ihr habt derzeit nichts von mir zu befürchten.«
    »Ich hoffe, wir haben Euch nicht zu lange warten lassen, Khirnari«, konterte Seregil und sah sich misstrauisch in dem dunklen Garten um. Das Licht blendete ihn und erschwerte ihm die Sicht in dieser Finsternis.
    »Ich verbringe die meisten Nächte hier. Schlaf ist nicht mehr der Freund, der er früher einmal war«, entgegnete Rhaish. »Ich habe Euch beide beobachtet, als Ihr Ulans Haus durchsucht habt und auch heute, als ihr Euch zurechtgeschustert habt, was Ihr denkt, das ich getan hätte. Ihr mögt das Gesicht Eurer Mutter haben, Seregil, doch habt Ihr den Willen Eures Vater, stur und hart wie Eisen.«
    Etwas in der Haltung des Mannes jagte einen kalten Schauder durch Seregils Leib, bis sich seine rechte Hand verzweifelt nach dem Heft eines Schwertes sehnte. Doch Rhaish rührte sich nicht, gab kein verdächtiges Signal, sondern griff nur erneut nach seinem Weinkrug und nahm einen tiefen Zug.
    »Ich weiß, dass Ihr all das getan habt«, sagte Alec. »Aber ich verstehe nicht, wie Ihr das tun konntet. Torsin hat Euch vertraut; wir alle haben Euch vertraut.«
    »Ihr seid ein guter Junge, Alec, aber Ihr seid kein Aurënfaie. Ihr wisst nicht, was es bedeutet, den Sen’gai seiner Ahnen zu tragen und zusehen zu müssen, wie ihr Land langsam stirbt. Für den Clan ist kein Opfer zu groß.«
    »Ausgenommen Amali?«, fragte Seregil.
    Der alte Mann verzog das Gesicht, ehe er heiser entgegnete: »Sie trägt meinen einzigen Sohn, den Erben meines Namens. Was sie getan hat, hat sie aus Unwissenheit getan. Es war mein Fehler, und mein ist die Schande. Ihr mögt den Iia’sidra irgendwann von ihrer Schuld überzeugen, doch dann würdet Ihr ihn von einer Lüge überzeugen.«
    Seine Hand verschwand in seiner Robe und kam mit einem schlicht gewobenen Armband wieder zum Vorschein, an dem ein geschwärzter Talisman baumelte. Seine Hände zitterten inzwischen, und mit ihnen bibberten Licht und Schatten. »Das hier gehörte Torsin í Xandus. Es wird Eure Anschuldigungen gegen mich beweisen. Belasst es dabei, und der Gerechtigkeit wird gedient sein.«
    Plötzlich begann der Körper des Khirnari zu zucken, und er schloss krampfhaft die Faust um das Armband. Das magische Licht, das noch immer in seiner anderen Hand ruhte, fing an zu flackern.
    »Oh, nein!«, keuchte Seregil.
    Tanzende Schatten begleiteten jede Bewegung, als Rhaish das Armband auf den Tisch legte und das Licht mit der anderen Hand ergriff. Sein Schimmer fiel auf einen zweiten Becher, der zuvor in der Dunkelheit verborgen gewesen war, und auf einen kleinen Strauß direkt daneben.
    Seregil hörte, wie Alec scharf Luft in seine Lungen sog, als er die glockenförmigen Blüten erkannte. › Wolfsfluch‹, nannte er die Blumen flüsternd bei ihrem skalanischen Namen.
    »Keine Becher, Schalen. Dwai Sholo«, sagte Seregil. »Das läuft auf ein Schuldanerkenntnis hinaus.«
    »Richtig«, keuchte Rhaish. »Ich habe daran gedacht, das Gift der Apaki’nhag zu benutzen, fürchtete aber, den ganzen Fall noch weiter zu komplizieren.« Ein weiterer Krampf schüttelte ihn. Zähneknirschend riss er sich den Sen’gai vom Kopf und ließ ihn neben seinen Stuhl fallen. »Die Schuld liegt bei mir, und ich werde

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