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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Braknil entzündete glucksend seine Pfeife. »Ist beinahe, als wären wir ein Rudel Edelleute auf einer Vergnügungsreise.«
    »Und ich glaube kaum, dass sich daran viel ändern wird, wenn wir Aurënen erst erreicht haben«, stimmte eine Veteranin namens Ariani zu. »Als Ehrengarde wahren wir doch nur den schönen Schein.«
    »Recht hast du, Mädchen. Wenn wir erst ein paar Wochen beim Wachdienst dumm rumgestanden haben, werden wir froh sein, wenn wir wieder kämpfen können. Trotzdem, es ist schon was, zu den Ersten zu gehören, die nach all den Jahren wieder nach Aurënen reisen. Lord Seregil hat Euch doch bestimmt eine Menge über das Land erzählt, Alec?«
    »Er sagt es ist ein üppiges grünes Land und wärmer als Skala. Es gab da ein Lied, das er gesungen hat …«
    Alec konnte sich nicht an die Melodie entsinnen, aber die Worte waren ihm in Erinnerung geblieben. »›Grün ist meiner Liebsten Kleid, der Mond ihr krönendes Geschmeid’, Ströme von Silber sie umschmeicheln, sich zu Himmelsspiegeln bald vereinen.‹ Und so weiter. Es ist schrecklich traurig.«
    »Magie ist dort weitaus verbreiteter als bei uns«, sagte Thero mit spöttischer Strenge. »Ihr alle solltet gut auf euer Benehmen achten; die ›hübschen jungen Maiden‹ könnten mehr als nur Worte nutzen, um eure Annäherungsversuche abzuwehren.«
    Diese Worte entlockten einigen der Reiter besorgte Blicke.
    »Ein fremdes Land mit fremden Leuten«, sinnierte Braknil, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen. »Soweit ich gehört habe, verstehen sie sich auch gut auf ihre Schwerter und Bögen. Aber schließlich brauchen wir uns nur Seregil ansehen, um zu wissen, wie zutreffend diese Gerüchte sind. Und vielleicht liegt es am Blut, dass Ihr ein so guter Bogenschütze seid, was, Alec?«
    »Eher schon an dem leeren Magen nach einem Fehlschuss.«
    Jemand zog Würfel aus der Tasche, und Alec beteiligte sich an dem Spiel unter Freunden. Die Soldaten waren ein geselliger Haufen, denen es schließlich sogar gelang, Thero trotz seiner anfänglichen Zurückhaltung in ihre Mitte zu locken. Die Reiter rissen Scherze über die Frage, ob es klug wäre, einen Zauberer zum Würfelspiel zu bitten, doch Thero zerstreute ihre Bedenken, indem er Wurf um Wurf verlor. Schließlich gingen die Ersten davon, um sich ein Lager für die Nacht zu suchen – manche allein, manche zu zweien.
    Alec fühlte einen Stich des Neids, als Steb auf dem Weg unter Deck einen Arm um Mirn legte. Seregil war in der letzten Zeit zu sehr durch andere Sorgen abgelenkt, und der Mangel an Privatsphäre hatte die Lage nicht gerade verbessert. Auf dem Lukendeckel ausgestreckt ergab er sich in weitere Tage schmerzlicher Abstinenz.
    Zu seiner Überraschung gesellte Thero sich zu ihm. Die Hände am Hinterkopf gefaltet, summte er einige Tonfolgen des zotigen Liedes, ehe er sagte: »Ich habe Seregil beobachtet. Er wirkt besorgt ob seiner Rückkehr nach Aurënen.«
    »Es gibt dort einige Leute, die ihn nicht gerade mit offenen Armen empfangen werden.«
    »So ähnlich habe ich mich gefühlt, als wir aus Plenimar zum Orëska-Haus zurückgekehrt sind«, sagte Thero leise. »Nysander hat, bevor er uns für immer verließ, dafür gesorgt, dass mein Name reingewaschen wurde, aber manche Leute werden immer Zweifel hegen, ob meine …« Er unterbrach sich, als wären ihm die Worte so unangenehm wie die Erinnerung. »Ob meine Beziehung zu Ylestra etwas mit dem nächtlichen Angriff auf das Orëska-Haus zu tun hatte. Selbst ich werde nie wirklich sicher sein.«
    »Es ist wohl besser, nach vorn zu schauen, als zurückzublicken, nehme ich an.«
    »Vermutlich.«
    Beide verfielen in Schweigen, zwei junge Männer, deren Blicke die unendlichen Mysterien des Nachthimmels zu durchdringen suchten.
     
    Während der nächsten Tage blieb alles ruhig. Zu ruhig. Alec wusste nichts mit sich anzufangen. Solchermaßen gelangweilt, vermisste er die verlorene Zweisamkeit gerade so, wie Seregil es ihm vorausgesagt hatte.
    Die Quartiere unter Deck waren für Seregils Geschmack zu beengt, die Luft zu schwer von den Ausdünstungen des Öls und der Pferde. Mit Vorhängen verhüllte Nischen waren in aller Eile zusammengehämmert worden, um die Passagiere höheren Ranges aufzunehmen, doch auch sie boten kaum mehr als eine trügerische Illusion von Privatsphäre. Angesichts des guten Wetters zogen sich er und Alec auf eine geschützte Stelle unter der überhängenden Wand der Aufbauten auf dem Vorderdeck zurück – zum Schlafen.
    Klia, die auf

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