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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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anständigen Bettes und die Wärme von Alecs Körper, der noch immer um den seinen geschlungen war. Sie hatten die Nacht gut zu nutzen verstanden, wie er in schläfriger Zufriedenheit feststellte.
    Allzu schnell war das brüchige Gefühl tiefen Friedens wieder fort. Der Mantel, der achtlos über einem Stuhl lag, erregte seine Aufmerksamkeit und brachte die Erinnerung an die Worte Torsins und Riagils zurück. Wie der Khirnari so lakonisch festgestellt hatte, hatte das Leben unter den Tír ihn gezwungen, weit schneller erwachsen zu werden, als die Freunde, die er zurückgelassen hatte.
    Er wusste mehr über Tod und Gewalt, über Intrigen und Leidenschaft als die meisten Faie, die doppelt so alt waren wie er. Wie viele seiner Jugendfreunde, hatten wohl schon einmal jemanden getötet, ganz zu schweigen davon, wie oft er während seiner Zeit als Wächter, Dieb und Spion dazu gezwungen gewesen war?
    Er streichelte den Arm, der über seiner Brust lag, strich sanft die feinen goldenen Haare glatt. Die meisten Faie in seinem Alter hatten noch nicht einmal den heimischen Herd verlassen, geschweige denn eine solche Beziehung zu irgendjemandem geknüpft.
    Wer bin ich?
    Die Frage, die er in all den Jahren in Rhíminee so einfach hatte ignorieren können, starrte ihm jetzt direkt ins Gesicht.
    Die Geräusche morgendlicher Aktivitäten vor dem Fenster wurden lauter. Mit einem Seufzer tiefen Bedauerns fuhr er mit dem Finger über Alecs Nasenrücken. »Wach auf, Talí.«
    »Schon wieder morgen?«, murmelte Alec verschlafen.
    »Dir kann man nichts vormachen, was? Steh auf, es ist Zeit, weiterzuziehen.«
     
    Der große Innenhof brodelte vor Pferden und Reitern. Soldaten aus der Urgazhi-Turma und aus den Reihen der Akhendi waren vollauf beschäftigt, die Packpferde zu beladen; andere hatten sich um die rauchenden Kohlenpfannen versammelt, an denen die Köche der Gedre ein schnelles Frühstück servierten. Nyal hatte offensichtlich kräftig zugelangt, wie Seregil feststellte, während er den Mann mit zunehmender Abneigung beobachtete.
    »Die Zeit drängt«, rief Beka, als sie ihn sah. »Klia sucht dich. Schnapp dir was zu essen, solange du noch die Gelegenheit dazu hast.«
    »Niemand hat uns geweckt«, murrte Seregil, wobei er sich fragte, ob hinter dieser Nachlässigkeit Absicht steckte.
    Gemeinsam mit Alec holte er sich an der nächsten Kohlenpfanne geröstetes Brot und Wurst ab und aß, während sie sich unter die Reiter mischten, um sich einen Überblick über die Reisevorbereitungen zu verschaffen.
    Zwei der verbliebenen sechs Reiter aus Mercalles Dekurie, Ari und Marten, blieben mit Unteroffizier Zir zurück, um als Sendboten zu dienen und Nachrichten weiterzuleiten, die per Schiff aus Skala eintreffen mochten. Die anderen würden von Sarikali aus die gleiche Aufgabe übernehmen.
    Auch Braknil fehlten Reiter; Orandin und Adis hatten auf See zu schwere Verbrennungen davongetragen, um ihren Dienst wieder aufzunehmen. Sie waren an Bord der Zyria geblieben, und würden dort die Rückreise abwarten.
    Auch die übrigen Mitglieder der Urgazhi-Turma schienen nicht ganz auf der Höhe zu sein.
    »Schon gehört?«, grummelte Tare Alec zu. »Man wird uns unterwegs streckenweise die Augen verbinden. Zur Hölle damit!«
    »So wurde immer schon mit Fremden verfahren, auch schon vor dem Edikt«, erklärte ihm Seregil. »Nur die Aurënfaie und die dravnianischen Sippschaften aus den Bergen dürfen sich hier frei bewegen.«
    »Und wie sollen wir blind den Pass bewältigen?«, knurrte Nikides.
    »Ich muss ja nur meine Augenklappe über das gesunde Auge schieben«, spottete Steb grinsend.
    »Er wird schon dafür sorgen, dass euch nichts geschieht«, sagte Seregil, wobei er auf den Akhendi deutete, der gleich neben ihnen auf seinem Pferd saß. »Das wäre gegen seine Ehre.«
    Nikides bedachte seine Eskorte mit finsterem Blick. »Für die Ehrverletzung werde ich mich gewiss entschuldigen, sollte ich zu Tode stürzen.«
    »Er fürchtet zu stürzen«, erklärte Alec dem Akhendi.
    »Er kann mit mir auf einem Pferd reiten«, schlug der Mann vor, während er den Hals seines Tieres tätschelte.
    Nikides Miene verfinsterte sich noch mehr und bedurfte keinerlei Übersetzung. »Ich werde schon zurechtkommen.«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Er kann tun, was immer ihm beliebt, aber das muss er akzeptieren.« Er zog ein Stück wilder Ingwerwurzel aus seiner Gürteltasche und warf sie Nikides zu, der sie misstrauisch in Augenschein nahm. »Und sag ihm, mein Name

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