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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ist Vanos.«
    »Nicht jeder Magen verträgt es, blind zu reiten«, erklärte Seregil. »Kau das, falls dir übel wird. Und vielleicht solltest du dem guten Vanos hier für seine Umsicht danken.«
    »Das Wort dafür lautet ›Chypta‹«, fügte Alec hilfreich hinzu.
    Ein wenig verlegen drehte sich Nikides zu seinem Begleiter um und hielt die Wurzel in die Höhe. »Chypta.«
    »Gern geschehen«, bemühte sich Vanos mit einem freundlichen Grinsen um eine angemessene Entgegnung.
    »Sieht aus, als hätten die beiden eine Menge Gesprächsstoff«, stellte Alec kichernd fest. »Ich hoffe, du hast mir auch so eine Wurzel besorgt.«
    Seregil zog ein Stück aus seiner Tasche und präsentierte sie ihm. »Die Schande eines Talímenios ist eine Schande für beide. Es würde ein erbärmliches Licht auf mich werfen, wenn du dich übergeben und mit verschmutzten Kleidern auftreten würdest. Außerdem musst du dir keine Sorgen machen. Den größten Teil des Weges wirst du sehend zurücklegen.«
    Am Kopf des Zuges schlossen sie sich Klia und ihren Gastgebern an.
    »Meine Freunde, nun beginnt der letzte Abschnitt Eurer langen Reise«, erklärte Riagil. »Auf dieser Straße herrscht lebhafter Verkehr, trotzdem ist sie nicht ungefährlich. Da sind zunächst einmal die jungen Drachen, die größer sind als Echsen, aber kleiner als Ochsen. Solltet Ihr einem begegnen, verhaltet Euch ruhig und wendet den Blick ab. Auf gar keinen Fall dürft Ihr sie jagen oder angreifen.«
    »Und wenn sie zuerst angreifen?«, flüsterte Alec, der sich erinnerte, was Seregil ihm an Bord der Zyria erzählt hatte.
    Seregil bedeutete ihm zu schweigen.
    »Die jüngsten unter ihnen, wir nennen sie Fingerlinge, sind empfindliche Kreaturen. Solltet Ihr durch einen Unfall einen von ihnen töten, so müsst Ihr euch mehreren Tagen der Reinigung unterziehen. Tötet Ihr einen beabsichtigt, zieht Ihr Euch den Fluch seiner Brüder und Schwestern zu, der Eure ganze Familie ins Unglück ziehen wird, es sei denn, Eure Leute sorgen dafür, dass Ihr bestraft werdet.«
    »Jedes Tier, das sprechen kann, ist heilig und darf nicht gejagt oder gequält werden. Sie sind Khtir’bai, belebt durch das Khi der großen Zauberer und Rhui’auros.«
    »Wenn wir ihnen nichts tun dürfen, warum seid Ihr dann alle bewaffnet?«, fragte Alec einen Mann aus der Eskorte, der einen Bogen und ein Langschwert trug.
    »Es gibt noch andere Gefahren«, erklärte jener. »Felslöwen, Wölfe und manchmal sogar Teth’brimash.«
    »Teth’was?«
    »Faie, die entehrt und aus ihren Clans ausgestoßen worden sind«, erklärte Seregil. »Manche von ihnen fristen ihr Leben als Gesetzlose.«
    »Es ist mir eine Ehre, Euch zu führen«, schloss Riagil schließlich. »Ihr seid seit Jahrhunderten die ersten Tír, die Sarikali besuchen. Möge Aura geben, dass dies nur die erste von vielen Reisen ist, an denen Eure Leute teilnehmen dürfen.«
     
    Die Straße hinauf ins Gebirge war zu Beginn breit und ebenmäßig, doch jenseits der flacheren Gebirgsausläufer schlängelte sie sich am Rande eines zerklüfteten Abgrunds entlang, und Alec fing an, Nikides Zweifel ob des blinden Reitens zu teilen. Als er zu den Bergen hinaufsah, erkannte er auf den Gipfeln in der Ferne den Schimmer von Schnee.
    Seregil hatte andere Sorgen.
    »Ich schätze, da erblüht eine junge Liebe, meinst du nicht?« fragte er leise und mit ausdrucksloser Miene, während er kaum merklich mit dem Kopf zu Beka und dem Übersetzer hinüberdeutete.
    »Er ist ein attraktiver Mann und freundlich dazu.« Trotz Seregils Vorbehalten, mochte Alec den geschwätzigen Ra’basi. Um Bekas willen hoffte er, dass die berühmte Intuition seines Freundes dieses Mal nicht ins Schwarze traf. »Wie alt ist er wohl? Was denkst du?«
    Seregil zuckte die Achseln. »Vielleicht achtzig.«
    »Dann ist er nicht zu alt für sie«, stellte Alec fest.
    »Beim strahlenden Licht, du kannst sie doch nicht jetzt schon verehelichen!«
    »Wer hat denn von Ehe gesprochen«, spottete Alec.
    Beka winkte und ritt zu ihnen herüber. »Ich habe heute Morgen mit deiner Kunstfertigkeit im Umgang mit Pfeil und Bogen geprahlt, Alec.«
    »Ist das der berühmte schwarze Radly?«, fragte Nyal.
    Alec reichte ihm den Bogen, und Nyal strich mit der Hand über das schwarze Eibenholz.
    »Einen Besseren habe ich noch nie gesehen. Oder besseres Holz. Woher stammt er?«
    »Aus einer Stadt namens Wolde, oben im Nordland jenseits von Mycena.« Alec zeigte ihm die Prägung des Bogenbauers auf der

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