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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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seinem Glas. »Langsam verstehe ich, warum Eure Mutter gerade Euch mit dieser Mission betraut hat.«
    »Weder zweifle ich an dem, was ihr über ihn zu sagen habt, noch möchte ich seine guten Taten herabsetzen«, sagte Amali, die sich offensichtlich entschlossen hatte, Seregil erneut zu ignorieren. »Aber wenn er noch immer im Herzen ein Faie ist, dann weiß er, dass man die Vergangenheit nicht verändern kann.«
    »Und heißt das, dass man die Vergangenheit eines Mannes auch nicht vergeben kann?«, konterte Klia. Als ihre Frage unbeantwortet blieb, wandte sie sich an Riagil. »Wie, glaubt Ihr, wird er in Sarikali aufgenommen werden?«
    Der Khirnari blickte Seregil einen Augenblick nachdenklich an, ehe er antwortete: »Ich denke, er sollte sich stets in der Nähe seiner Freunde aufhalten.«
    Warnung oder Drohung, fragte sich Seregil, da es ihm unmöglich war, die Gedanken des Mannes hinter seinen Worten zu erraten. Im weiteren Verlauf des Abends blickte er oft auf und stellte fest, dass Riagil ihn mit einem rätselhaften Blick musterte – weder lächelnd noch kalt.
    Nach dem Essen erhoben sich die Gäste und wanderten umher, genossen den Wein und die angeregten Gespräche.
    Seregil wollte sich gerade nach Alec umsehen, als er einen Arm an seiner Hüfte fühlte.
    »Torsin hat sie richtig eingeschätzt, oder?«, murmelte Alec, während er mit einem kurzen Nicken auf Amali ä Yassara deutete.
    »Nicht zu ändern«, entgegnete Seregil mit einem Achselzucken.
    »Sie fürchtet ebenfalls die Auswirkungen Eurer Anwesenheit auf den Iia’sidra«, sagte Nyal hinter ihnen.
    Mit kaum verhülltem Ärger drehte sich Seregil nach dem Lauscher um. »Da scheint die vorherrschende Meinung zu sein.«
    »Prinzessin Klias Erfolg ist von großer Bedeutung für die Akhendi«, stellte der Ra’basi fest. »Ich bezweifle, dass sie so schroff Euch gegenüber wäre, würde sie nicht ihre eigenen Interessen bedroht sehen.«
    »Ihr scheint gut über sie Bescheid zu wissen.«
    »Wie ich schon sagte, ich bin ein Reisender. Auf die Art erfährt man vieles.« Mit einer höflichen Verbeugung verschwand er im Gewühl der anderen Gäste.
    Seregil sah ihm nach, ehe er einen finsteren Blick mit Alec wechselte. »Ein bemerkenswertes Gehör hat der Mann.«
     
    Die Versammlung löste sich allmählich auf, als gelangweilte Kinder in den Schatten hinter den Bäumen verschwanden und ihre Eltern sich bei den Skalanern verabschiedeten. Somit endlich von allen sozialen Verpflichtungen erlöst, hatte Alec sich zu Beka und ihren Reitern gesellt. Als Seregil sich schließlich erhob, um sich zu verabschieden, hielt Riagil ihn mit einer Geste auf.
    »Erinnert Ihr Euch an den Mondgartenhof?«, fragte der Khirnari. »Soweit ich mich erinnere, war das einer Eurer Lieblingsplätze.«
    »Aber natürlich.«
    »Würdet Ihr ihn gern noch einmal aufsuchen?«
    »Sehr gern, Khirnari«, entgegnete Seregil, während er sich im Stillen fragte, wohin dieses Gespräch führen sollte.
    Schweigend spazierten sie durch das Gewirr aus Gebäuden zu einem kleinen Innenhof auf der anderen Seite der Einfriedung. Anders als die anderen Gärten, in denen bunte Blumen einen heftigen Kontrast zu den sonnengebleichten Mauern der Gebäude bildeten, war dieser Ort für die nächtliche Meditation geschaffen worden. Hier wuchsen alle möglichen Arten weißer Blumen und medizinischer Kräuter, umgeben von Pflanzen mit silbrigem Laub, die die Beete am Rande der mit Schiefer ausgelegten Wege gleich verwehtem Schnee einfassten. Im fahlen Licht des Halbmondes, der seine Bahn am nächtlichen Sternenhimmel zog, schienen die Blumen in der Dunkelheit zu glühen. Über ihnen raschelten schlauchförmige Papierdrachen mit kunstvoll beschrifteten Schweifen an Drähten und hauchten ihre Gebetssprüche in die nächtliche Brise.
    Eine Weile standen die beiden Männer schweigend beisammen und bewunderten die Schönheit des Ortes.
    Bald aber stieß Riagil einen tiefen Seufzer aus. »Einst habe ich Euch schlafend von hier zu Eurem Bettchen getragen, und es kommt mir so vor, als wäre es erst gestern gewesen.«
    Seregil zuckte zusammen. »Es wäre furchtbar demütigend für mich, sollte irgendeiner meiner Tír-Freunde das gehört haben.«
    »Wir sind keine Tír, Ihr und ich«, erwiderte Riagil, dessen Gesicht sich für einen Augenblick in den Schatten verlor. »Dennoch seid Ihr mir in ihrer Gesellschaft fremd geworden. Und älter, als Eure Jahre es rechtfertigen.«
    »Das war ich immer. Vielleicht liegt es in der

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