Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
irgendeinen farbenfrohen magischen Trick. Während das Mahl andauerte und der Rassos floss, wurden diese Stegreif-Darbietungen zahlreicher und ausgelassener.
Zu weit von den anderen entfernt, sich an der Unterhaltung zu beteiligen, starrte Alec neidisch zu Bekas Tisch hinüber. Die Reiter der Urgazhi-Turma teilten sich das Mahl mit den Soldaten der aurënfaiischen Ehrengarde. Der Übersetzer, Nyal, hatte neben Beka Platz genommen, und beide schienen sich gemeinsam über einen Scherz zu amüsieren.
Seregil schien ebenfalls das Beste aus den Dingen zu machen. Amali ignorierte ihn weiterhin, aber es war ihm gelungen, mit einigen anderen Faie ins Gespräch zu kommen. Als er merkte, dass Alec ihn beobachtete, winkte er ihm amüsiert zu, als wolle er sagen: ›Sei stets freundlich und mach das Beste draus‹.
Alec wandte sich wieder seinen jungen Sitznachbarn zu.
»Und Ihr wusstet tatsächlich nicht, dass Faie-Blut in Euren Adern fließt?«, fragte einer der Knaben, Mial, nachdem er ihn bereits voller Neugier nach seinem familiären Hintergrund ausgefragt hatte. »Besitzt Ihr denn keine Magie?«
»Nun, Seregil hat mich einen Trick mit Hunden gelehrt«, sagte Alec, wobei er ihm das Zeichen mit der linken Hand zeigte. »Aber das war auch schon alles.«
»Das kann doch jeder«, spottete das Mädchen, Makia, das etwa vierzehn Jahre alt sein musste.
»Aber Magie ist es trotzdem«, fand ihr Bruder, obgleich Alec den Eindruck hatte, dass er lediglich höflich sein wollte.
»Ich habe es immer nur für irgendeinen Trick gehalten«, gestand Alec. »Keiner der Zauberer, die mir bekannt sind, scheint zu glauben, dass ich wahrhaftig Magie in mir haben könnte.«
»Das sind ja auch Tírfaie«, sagte Makia verächtlich. »Schaut her.«
Mit gerunzelter Stirn starrte sie finsteren Blickes auf ihren Teller. Gleich darauf erhoben sich drei Olivenkerne in die Luft und verharrten bebend vor ihrem Gesicht, ehe sie einen Augenblick später wieder zurück auf den Teller fielen. »Und ich bin erst zweiundzwanzig!«
»Zweiundzwanzig?« Überrascht wandte sich Alec zu Mial um. »Und Ihr?«
Der junge Aurënfaie grinste. »Dreißig. Wie alt seid Ihr?«
»Knapp neunzehn«, entgegnete Alec, der sich nun plötzlich etwas fremd fühlte.
Mial starrte ihn einen Augenblick lang an, ehe er nickte. »Bei einigen unserer Halbblut-Verwandten ist es genauso. Am Anfang altert Ihr viel schneller. Aber wenn Ihr die Berge überquert, solltet Ihr vielleicht Euer Alter geheim halten. Die reinblütigeren Clans sind den Ya’shel nicht so wohlgesonnen wie wir, und das Letzte, was Euer Talímenios braucht, ist ein weiterer Skandal.«
Alec fühlte, wie ihm die Hitze in das Gesicht stieg. »Danke. Ich werde es nicht vergessen.«
»Habe ich richtig verstanden, dass Ihr Prinzessin Klia bei den Verhandlungen mit den Clans des Westens beraten werdet?«, erkundigte sich Amali ä Yassara, womit sie sich zum ersten Mal direkt an Seregil wandte.
Seregil blickte von seinem Dessert auf und stellte fest, dass sie ihn kühl musterte. »Ich hoffe, beiden Ländern einen Dienst erweisen zu können.«
»Und Ihr glaubt nicht, dass ihre Bitte zumindest teilweise auf der Annahme beruht, Eure Anwesenheit könnte in bestimmten Lagern zu heftigen Reaktionen führen?«
Klia lächelte Seregil über den Rand ihres Glases hinweg zu; in Aurënen galt eine unverblümte Sprache als Zeichen guten Willens. Nach all den Jahren des Taktierens in Skala fiel es ihm dennoch schwer, sich wieder daran zu gewöhnen.
»Der Gedanke ist mir gekommen«, entgegnete Seregil und fügte pointiert hinzu: »Da jedoch Lord Torsin aus eben diesen Gründen gegen meine Anwesenheit war, bezweifle ich inzwischen, dass es darum ging.«
»Trotz seiner Jugendsünden kann ich Euch versichern, dass Seregil ein Mann von Ehre ist«, mischte sich Klia besänftigend ein. Als sie fortfuhr, hielt er den Blick unverwandt auf seinen Teller gerichtet.
»Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben lang, und meine Mutter schätzt ihn sehr. Ganz sicher habt Ihr gehört, dass er und Alec diejenigen waren, die die Überreste von Corruth í Glamien fanden, während sie eine Intrige gegen den Thron von Skala aufdeckten. Gewiss muss ich Euch nicht erklären, von welcher Bedeutung diese Entdeckung für die Beziehungen unserer beider Länder war. Wäre dies nicht geschehen, so würde ich nun nicht hier sitzen noch würden skalanische Schiffe nach all diesen Jahren wieder in diesem Hafen vor Anker liegen.«
Riagil salutierte mit
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