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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Elfenbeinplakette: ein Eibenbaum, in dessen oberem Geäst der Buchstabe ›R‹ prangte.
    »Beka hat mir erzählt, dass Ihr einen Dyrmagnos mit dieser Waffe erlegt habt. Ich habe Legenden von diesen monströsen Kreaturen gehört! Wie hat er ausgesehen?«
    »Ein trockener Leib mit lebendigen Augen«, erzählte Alec, der bei der Erinnerung die aufkeimende Abscheu unterdrücken musste. »Ich habe ihn lediglich mit dem ersten Schuss getroffen, aber sie zu erledigen war keineswegs so einfach.«
    »So etwas sollte die Aufgabe eines Zauberers sein«, stellte Nyal fest, als er Alec den Bogen zurückgab. »Vielleicht könnt Ihr mir irgendwann davon erzählen, aber heute denke ich, schulde ich Euch eine Geschichte. Ein langer Ritt ist doch eine gute Gelegenheit, Geschichten zu erzählen, nicht wahr?«
    »Eine sehr gute Gelegenheit«, stimmte Alec zu.
    »Beka sagte, Ihr wisst nichts über Eure Mutter und ihre Verwandten, also werde ich am Anfang beginnen. Vor langer Zeit, noch bevor die Tír die Nordländer besiedelten, behauptete eine Frau namens Hâzadriël, von Aura, der Gottheit, die Ihr im Norden Illior nennt, auf eine visionäre Reise geschickt worden zu sein.«
    Lächelnd lauschte Alec seinen Worten. Nyal hörte sich genauso an wie Seregil, wenn jener sich in eine seiner langen Erzählungen vertiefte.
    »In dieser Vision zeigte ein heiliger Drache ihr ein fernes Land und sagte ihr, sie solle dorthin reisen, um einen neuen Clan zu gründen. Viele Jahre reiste Hâzadriël durch Aurënen, berichtete von ihrer Vision und sammelte Anhänger. Viele hielten sie für verrückt oder jagten sie als Unruhestifterin davon, aber andere hießen sie willkommen, und bald reisten sie und eine gewaltige Armee ihrer Anhänger von Bry’kha per Schiff ab. Man hat nie wieder von ihnen gehört und sie verloren geglaubt, bis, viele Generationen später, Tír-Händler von Faie berichteten, die in dem eisigen Land weit im Norden ihrer eigenen Siedlungen lebten. Erst da erfuhren wir, dass sie den Namen ihrer Führerin, Hâzadriël, zu ihrem eigenen gemacht hatten. Bis zu dieser Zeit hatte man sie nur als die Kalosi, die Verlorenen gekannt. Ihr, Alec, seid der Erste, der nach Aurënen kommt und mit jenen Faie verwandt ist.«
    »Dann kann ich meine familiären Wurzeln gar nicht bis zu einem Clan in Aurënen zurückverfolgen?«, fragte Alec enttäuscht.
    »Was für eine Schande, dass Ihr Eure Leute nie kennen gelernt habt.«
    Alec schüttelte den Kopf. »Ich bin da nicht so sicher. Seregil meint, dass sie nicht viel von der Gastfreundschaft der Aurënfaie mitgenommen haben.«
    »Das ist richtig«, mischte sich nun Seregil ein. »Den Hâzadriëlfaie eilt der Ruf voraus, ihre Isolation unerbittlich zu wahren. Ich bin einmal mit ihnen aneinander geraten und hätte die Begegnung beinahe nicht überlebt.«
    »Davon hast du mir nie erzählt!«, rief Beka entrüstet.
    Mir auch nicht, dachte Alec verwundert, enthielt sich jedoch weiterer Worte.
    »Nun, es war eine sehr kurze Begegnung«, gestand er. »Und auch keine sehr erfreuliche. Als ich das erste Mal in die Nordländer gereist bin, noch ehe ich Bekas Vater begegnet bin, hörte ich von einem alten Barden Geschichten über ein Volk, das er das Alte Volk nannte. Alec ist mit diesen Geschichten aufgewachsen, ohne auch nur zu ahnen, dass sie von seinen eigenen Leuten erzählten.«
    »Ich habe dem armen Kerl jedes Detail abgerungen, das ihm je zu Ohren gekommen war. Ihm und jedem anderen Geschichtenerzähler, der mir im nächsten Jahr über den Weg lief. Ich nehme an, zu dieser Zeit nahm meine Ausbildung zum Barden ihren Anfang. Jedenfalls konnte ich den Geschichten schließlich genug Informationen abgewinnen, um ihre Spur bis zu einem Ort im Eisenherz-Gebirge zu verfolgen, der Ravensfell Pass genannt wird. Und ich war begierig, das Gesicht eines anderen Faie zu sehen.«
    »Das ist verständlich«, unterbrach Nyal, ehe er Beka verlegen ansah. »Tut mir leid, ich wollte Euch nicht zu nahe treten.«
    »Schon gut«, entgegnete Beka mit einem schiefen Grinsen.
    »Damals war ich schon über zehn Jahre in Skala und hatte schreckliches Heimweh«, fuhr Seregil fort. »Einen anderen Faie zu finden, ganz gleich, wer er auch sei, wurde für mich zur fixen Idee. Jeder, mit dem ich sprach, warnte mich davor, dass die Hâzadriëlfaie Fremde massakrieren, aber ich dachte, das gelte nur für Tírfaie.«
    »Es war ein langer und mühseliger Weg, und ich beschloss, ihn allein zu bewältigen. Im späten Frühjahr machte ich

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